Angriff auf Iran: Israel will USA in Konflikt «hereinziehen»
Israel hat den Iran grossflächig angegriffen. Ein Experte erklärt, warum Israel will, dass die USA hereingezogen werden. Ein langer Krieg stehe nun bevor.

Das Wichtigste in Kürze
- Israel hat den Iran angegriffen.
- USA unterstützen Israel mit Geheimdienst-Infos – bislang ohne militärische Beteiligung.
- Ein Sicherheits-Experte glaubt, die USA können sich nur schwer heraushalten.
- Er warnt vor einem langem Krieg im Nahen Osten.
Eskalation im Nahen Osten: In der Nacht auf Freitag hat Israel den Erzfeind Iran massiv aus der Luft angegriffen.
Es kam zu mehreren Explosionen rund um die iranische Hauptstadt Teheran. Unter den mehr als 100 Zielen befand sich auch das iranische Atomprogramm. Bei einem Angriff auf das Hauptquartier des Oberkommandos der Revolutionsgarden wurde auch deren Generalmajor Hussein Salami getötet.
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz sprach von einem «Präventivschlag», Ministerpräsident Benjamin Netanjahu von einem «erfolgreichen Eröffnungsschlag». Iran reagierte mit Drohnenangriffen auf Israel und sprach von Vergeltung.
Das iranische Aussenministerium machte auch die USA für den israelischen Grossangriff mitverantwortlich. Israels Handlungen hätten nicht ohne Koordination und Genehmigung der USA erfolgen können.
Die USA stellten sich zwar hinter Israel, gaben aber an, nicht an den Angriffen beteiligt gewesen zu sein. US-Präsident Donald Trump sagte auf die Frage, ob die USA in irgendeiner Weise an dem Angriff beteiligt waren: «Dazu möchte ich mich nicht äussern.»
Im Falle iranischer Vergeltungsschläge seien die USA jedoch bereit, sich und Israel zu verteidigen.
Doch: Wie waren die USA wirklich involviert? Und können sich die USA überhaupt aus dem Konflikt heraushalten?
Nau.ch hat bei Roland Popp nachgefragt. Er ist Nahost- und Sicherheitsexperte der Militärakademie an der ETH Zürich.
USA unterstützen Israel beim Angriff mit Geheimdienst-Infos
«Die USA müssen informiert gewesen sein. Dafür sprechen auch die Evakuierungen ziviler Mitarbeiter in den vergangenen Tagen und der Teilabzug von Truppen aus Syrien und Irak.»
Weiter erklärt Popp: «Zugleich haben die Israelis ein Interesse daran, die Beteiligung der Amerikaner möglichst wesentlich erscheinen zu lassen.»

Popp bezweifelt zwar eine unmittelbare militärische Beteiligung der USA. Allerdings müsse davon ausgegangen werden, dass sie Israel im Aufklärungsbereich und mit Geheimdienst-Informationen unterstützen.
«Schliesslich sind es allein amerikanische Waffensysteme, die Israel befähigen, einen solchen Schlag durchzuführen.»
«Netanjahu hat friedliche Option weg bombardiert»
Donald Trump ist mit dem Versprechen angetreten, ein Friedensstifter zu sein. Deshalb sei die neue Eskalation für Trump sicherlich nicht willkommen, sagt der Experte.
Denn: «Man war offenbar sehr weit in den Verhandlungen mit den Iranern gekommen. Netanjahu hat diese friedliche Option nun weg bombardiert.»

Die grösste Sorge der USA sei nun, in diesen Krieg hereingezogen zu werden. Schliesslich gebe es viele amerikanische Ziele in unmittelbarer iranischer Nachbarschaft.
«Ich glaube, dass das israelische Kalkül, einem schwachen System in Iran den Todesstoss versetzt zu haben, nicht aufgehen wird.» Stattdessen habe sich Israel in einen mehrjährigen Krieg begeben.
«Es wird nun ein grosser, langer Krieg», prognostiziert er.
Ob Trump mit der Eskalation unter Druck gerät, hänge davon ab, ob sich USA aus den militärischen Handlungen heraushalten können.
«Netanjahu will USA in den Konflikt hereinziehen»
«Im Falle eines weiteren grossen Nahostkrieges mit amerikanischer Beteiligung ist das gesamte weltpolitische Programm Trumps gescheitert. Zumal es ihm auch nicht gelungen ist, Europa zu befrieden.»
Ob sich die USA aktiv beteiligen werden, sei zum aktuellen Zeitpunkt schwer einschätzen. Eine Beteiligung an der Vereidigung Israels könnte von Iran als «Kriegseintritt» bewertet werden.

«Dann wären die US-Basen im Golf hoch gefährdet, aber auch die gegenwärtig präsenten Flottenverbände. Selbst wenn es gelingt, sich herauszuhalten, droht mittelfristig eine Involvierung, da Iran mit Gegenmassnahmen im nuklearen Feld reagieren wird.»
Denn die einzige logische Reaktion aus der Sicht des Irans sei nämlich ein Sofortprogramm für den Bau einer iranischen Atombewaffnung. Womöglich trete das Land nun auch aus dem Atomwaffensperrvertrag aus.
Ein Ende der Eskalation ist also nicht in Sicht.
Das Fazit von Roland Popp: «Das Kalkül Netanjahus ist, dass Washington früher oder später in den Konflikt hineingezogen wird.»