Eine US-Amerikanerin (21) muss wegen einer Fehlgeburt für vier Jahre ins Gefängnis. Ihr wird vorgeworfen, während der Schwangerschaft Meth konsumiert zu haben.
Fehlgeburt
Wenn Frauen nach einer Fehlgeburt wieder schwanger werden, ist die Angst um das Ungeborene oft besonders gross. - dpa-infocom GmbH
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine junge US-Amerikanerin erlitt vor mehr als eineinhalb Jahren eine Fehlgeburt.
  • Im März 2020 wurde die 21-Jährige wegen Totschlags zu vier Jahren Gefängnis verurteilt.
  • Ihr wird vorgeworfen, mit Drogenkonsum für die Fehlgeburt verantwortlich gewesen zu sein.

Im US-Bundesstaat Oklahoma hatte eine 21-jährige Frau Anfang 2020 ihr ungeborenes Kind verloren. Bei der anschliessenden Autopsie wurde in dem Fötus die Droge Methamphetamin nachgewiesen, weshalb sie wegen Totschlags angeklagt wurde.

Der Vorwurf: Sie soll während der Schwangerschaft die Droge eingenommen haben. Eine Jury befand die junge Frau im März 2020 nach nur einem Verhandlungstag schliesslich schuldig. Das Strafmass von vier Jahren wurde im vergangenen Monat verkündet.

Eine Beratungsgruppe für schwangere Frauen in den USA hat gegen die Verurteilung protestiert. In einem Bericht von «Public Radio Tulsa», sagte die Gruppe: Entgegen der medizinischen Wissenschaft habe der Staatsanwalt den angeblichen Gebrauch von kontrollierten Substanzen für die Fehlgeburt verantwortlich gemacht.

Anwalt: «Neue Art, Frauen zu dominieren»

Unglaublich: Nicht einmal der Bericht des Gerichtsmediziners hatte den Gebrauch von kontrollierten Substanzen als Ursache der Fehlgeburt aufgeführt. «Es gibt keinen Beweis, dass die Fehlgeburt in der 15. bis 17. Schwangerschaftswoche von Methamphetamin ausgelöst worden war», fasste die Direktorin der National Advocates for Pregnant Women, Lynn Paltrow, am Montag zusammen.

Die Anklage sei gegen eine Frau vorgegangen, die einen Verlust in der Schwangerschaft erlitten habe. «Der Fötus galt noch nicht als lebensfähig», sagte Paltrow und verwies dabei auf den Autopsie-Bericht. «In diesem Fall handelt es sich nicht um eine Tot-, sondern um eine Fehlgeburt.» Sie bezeichnete den Fall als eine Tragödie, die Frau sei eines Verbrechens ohne rechtliche oder wissenschaftliche Grundlage angeklagt und verurteilt worden und schon seit eineinhalb Jahren im Gefängnis.

Fehlgeburt
Jede siebte Schwangerschaft weltweit endet laut einer Studie mit einer Fehlgeburt. (Themenbild) - sda - KEYSTONE/GEORGIOS KEFALAS

National Advocates for Pregnant Women teilte mit, dass man die Frau mit dem in Oklahoma City ansässigen Anwalt John Coyle III unterstützen wolle. Dieser sagte gegenüber «Public Radio Tulsa», er würde «da reingehen und kämpfen». Der Anwalt sagte, er glaube, es sei eine «neue Art, Frauen zu dominieren». «Ich bin wirklich enttäuscht, dass Oklahoma das tun würde, aber ich bin nicht überrascht», so John Coyle.

Laut National Advocates for Pregnant Women ist der «entsetzliche und ungeheuerliche» Fall leider kein Einzelfall. Im ganzen Land habe die strafrechtliche Verfolgung von Frauen, die Fehlgeburten erlitten, zugenommen. Laut einer Studie der Frauen-Organisation gab es 413 solcher Fälle zwischen 1973 und 2005, im kürzeren Zeitraum von 2006 bis 2020 schon 1250.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

SchwangerschaftStaatsanwaltStudie