Der Osten der Antarktis gilt eigentlich als trocken und stabil. Nun hat sich dort ein Eisberg gelöst, der einst etwa so gross war wie die Stadt Rom.
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Antarktis - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In der Antarktis ist ein Eisberg, so gross wie Rom, abgebrochen.
  • Laut Experten sei kein Anstieg des Meeresspiegel zu befürchten.

Im Osten der Antarktis ist ein riesiger Eisberg abgebrochen. Der rund 1200 Quadratkilometer (Grösse der Stadt Rom) Koloss soll Mitte März seine Verbindung zum Festland verloren haben. Das berichtete der «Guardian» unter Berufung auf Polarforscher.

Zuvor hatte bereits das Nationale Eiszentrum der USA bestätigt, der bisher als Conger-Eisschelf bekannte Eisberg habe sich abgelöst. Als Eisschelf oder Schelfeis werden grosse Eisplatten bezeichnet, die auf dem Meer schwimmen, aber mit dem Festland verbunden sind.

Die Nasa-Expertin Catherine Colello Walker beschrieb das Ereignis als «einen der bedeutsamsten Abbrüche in der Antarktis seit den 2000er Jahren». Zwar rechnet die Forscherin nicht mit grösseren Auswirkungen, warnte jedoch: «Es ist ein Anzeichen für das, was kommen mag.»

Hitzewelle in der Antarktis
ARCHIV - 29.01.2020, Antarktis, ---: Ein Eisberg im südlichen Ozean, während der chinesische Eisbrecher «Xuelong 2» vorbeifährt. Aussergewöhnliche Wärme in der Antarktis hat Forscher aus Australien Alarm schlagen lassen. Angesichts einer erstmals an der Casey Forschungsstation in der Ostantarktis gemessen Hitzewelle, warnten die Experten vor drastischen Schäden für die antarktischen Lebewesen sowie für die Ökosysteme der Erde. Hitzewellen seien bislang selten in der Antarktis gemessen worden - gewöhnlich bezeichnen Forscher damit eine Aneinanderreihung von mindestens drei Tagen mit extrem hohen Temperaturen. Foto: Liu Shiping/XinHua/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ - dpa

Das Conger-Eisschelf sei bereits seit Mitte des ersten Jahrzehnts nach der Jahrtausendwende geschrumpft. Jedoch nur sehr allmählich - erst Anfang 2020 habe sich das Tempo deutlich erhöht, sagte Walker.

Am 4. März dieses Jahres sei die Oberfläche des Eisbergs dann nur noch halb so gross gewesen, wie noch im Januar. Satellitendaten zufolge soll der Koloss kurz danach angefangen haben, sich in Bewegung zu setzen.

Weitere Abbrüche zukünftig wahrscheinlich

Der Experte Matt King geht nicht davon aus, dass der Abbruch zu einem starken Anstieg des Meeresspiegels führen wird. Da der Gletscher dahinter klein sei. Aber: «Wir werden angesichts der Erderwärmung mehr Schelfeis abbrechen sehen», sagte King dem «Guardian».

«Wir werden riesige Eisberge, viel grösser als diesen, abbrechen sehen. Diese halten bislang grosse Eismassen zurück. Genug, um den weltweiten Meeresspiegel deutlich ansteigen zu lassen.»

Aussergewöhnlich hohe Hitze in der Antarktis

Im Osten der Antarktis ist nach Angaben der Weltwetterorganisation (WMO) zurzeit eine «aussergewöhnliche und beispiellose Hitze» zu beobachten. Am 18. März seien an der Forschungsstation Concordia minus 12,2 Grad gemessen worden.

Das sei 40 Grad wärmer als im Schnitt um diese Jahreszeit üblich. Zudem seien es 20 Grad mehr als der Rekord im vergangenen März.

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Die Kombo aus zwei Satellitenbildern zeigt das Schmelzen auf der Eiskappe der Insel Eagle Island in der Antarktis. Foto: Joshua Stevens/NASA /dpa - dpa-infocom GmbH

Die ganze Region gilt eigentlich als trockenste, windigste und kälteste Region der Welt. Grund für die beispiellosen Temperaturen sei ein «atmosphärischer Fluss», erklärten Meteorologen.

Als atmosphärischer Fluss wird ein Band mit feuchtigkeitsgesättigter Luft ein paar Kilometer über der Erdoberfläche bezeichnet. Dieses transportiert Wärme und Feuchtigkeit. Es sei nun weitere Forschung notwendig, betonten viele Experten. Auch um einen möglichen Zusammenhang mit dem Abbruch des Eises zu klären.

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