Inmitten der schweren Turbulenzen am Ölmarkt wird die Luft für die US-Ölfirmen dünn. Die Branche sucht nach Geld und steht vor einem weitreichenden Umbau.
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Ein Ölfeld in Bakersfield, Kalifornien. (Archivbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Preisverfall auf dem Ölmarkt setzt den Förderunternehmen zu.
  • Das aufwändige Fracking ist nur bei einem hohen Ölpreis rentabel.
  • US-Analytiker rechnen mit Auswirkungen auf die ganze Branche.

Der Ölmarkt steckt in einer Krise. Der Preisverfall aufgrund der gesunkenen Nachfrage durch das Coronavirus erschwert das Geschäft. Öl-Unternehmen, von den Förderern über die Betreiber von Pipelines bis hin zu Raffinerien, kämpfen um ihre Existenz.

Erschwert wird die Lage dadurch, dass schon vor der Coronavirus-Pandemie viele der Unternehmen auf hohen Schuldenbergen sassen. Die Anwälte der Kanzlei Haynes and Boone prognostizieren, dass jedes zweite der 60 wichtigsten US-Ölunternehmen auf zusätzliche Liquidität angewiesen ist. «Der Nachhall des Preiskollapses wird in der ganzen Branche zu spüren sein», sagt Buddy Clark, Partner der Kanzlei.

US-Ölboom gerät ins Stocken

Der Schieferölboom hat die USA in den vergangenen Jahren zum weltweit wichtigsten Ölförderer gemacht: Beim sogenannten Fracking wird das Öl mit Druck und Chemikalien aus dem Boden gelöst. Die Methode ist vergleichsweise aufwändig und teuer, auch wenn der technische Fortschritt die Kosten sinken lässt.

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Beim Fracking wird das Gas mit Druck aus dem Boden gepresst. Der Prozess ist aufwändiger und teurer als die herkömmliche Ölproduktion. (Archivbild) - Keystone

Für die Branche war die Lage schon vor der Coronavirus-Krise schwierig. Jetzt aber ist die Nachfrage nach Rohöl weltweit um 30 Prozent eingebrochen: Der Flugverkehr kommt zum Erliegen, Kreuzfahrten werden abgesagt, Milliarden Menschen sitzen in ihren Häusern fest und dürfen kaum noch reisen.

Dazu kommt der Ölpreiskonflikt zwischen Saudi-Arabien und Russland, der den Preis zusätzlich unter Druck gesetzt hat. Eine Einigung zwischen den Opec-Staaten und Verbündeten wie Russland auf Förderkürzungen verpuffte.

Schnelle Rettung nicht in Sicht

Derzeit liegt die Nachfrage nach Treibstoffen in den USA ein Viertel niedriger als sonst. Zugleich sind die Lager bis zum Bersten gefüllt, und bis das Angebot zurückgeht, dürfte es Monate dauern. Eine Umfrage der Fed von Kansas malt ein düsteres Bild: Fast zwei Fünftel der Energiefirmen könnten binnen eines Jahres pleitegehen, wenn der Ölpreis bei etwa 30 Dollar je Barrel liegt.

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Der Ölpreis ist derzeit so tief wie lange nicht mehr. Das mach den Produzenten zu schaffen. Zudem sorgt dies für herbe Verluste an der New York Stock Exchange. (Symbolbild) - Keystone

Derzeit kostet leichtes US-Öl gerade einmal 15 Dollar. «Die Restrukturierungsexperten sind gerade sehr beschäftigt», sagt James West, Experte bei der Investmentbank Evercore ISI. «Ich denke, dass sie nicht nur in diesem Jahr beschäftigt sein werden - das wird sich über mehrere Jahre hinziehen.»

Reihe von Firmen vor der Pleite

Firmen, die sich für Übernahmen verschuldet haben, suchen jetzt nach Wegen, ihre Aktionäre bei der Stange zu halten. Eine Reihe von Unternehmen, die Finanzinvestoren gehören, stehen nach Informationen von Reuters vor der Pleite.

Grosse Banken bereiten sich darauf vor, Eigentümer von Öl- und Gasfeldern zu werden, die als Sicherheiten für Kredite hinterlegt wurden. Andere Schieferölfirmen in den kommenden Wochen Gläubigerschutz beantragen. Viele kleinere und mittlere Betriebe haben sich Schuldenberater geholt.

Nach Berechnungen der Ratingagentur Fitch könnte in diesem Jahr ein Fünftel aller Kredite an Ölfirmen ausfallen. Mit als erstes dürfte es nach Einschätzung von Bankern Pipelinebetreiber treffen, die in privater Hand sind. Viele Ölförderer haben sich verschuldet, um Pipelines zu neuen Bohrlöchern zu finanzieren, die jetzt unprofitabel sind.

Mittelfristig kann nur eine Erholung der Nachfrage das US-Ölgeschäft retten. Bis dahin dürfte sich noch einiges im Ölgeschäft ändern.

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