Israelischer Minister fordert New Yorker Juden zum Auswandern auf

Elena Hatebur
Elena Hatebur

USA,

Der neue Bürgermeister New Yorks passt nicht allen. Israels Diaspora-Minister fordert die jüdische Gemeinschaft wegen der Wahl gar auf, die Stadt zu verlassen.

Amichai Chikli
Fordert die jüdische Gemeinde New Yorks zur Auswanderung auf: der israelische Minister Amichai Chikli. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit Zohran Mamdani ist in New York erstmals ein muslimischer Bürgermeister gewählt worden.
  • Nun ruft der Israel-Minister Amichai Chikli die Juden in New York zur Auswanderung auf.
  • Als Grund gibt er an, Mamdani stehe der Hamas nahe. Dafür gibt es keine Beweise.

Der vergangene Dienstag stimmte viele Demokraten in New York (USA) freudig. Denn: Der demokratisch-sozialistische Bürgermeisterkandidat Zohran Mamdani gewann die Wahl — als erster Muslim in diesem Amt.

Der 34-Jährige setzte sich deutlich gegen den von Trump unterstützten Andrew Cuomo sowie Curtis Sliwa durch.

Der neue Bürgermeister will sich unter anderem für einen Mietendeckel, kostenlose Busse und eine höhere Besteuerung der Reichen stark machen.

Während sich die Demokraten freuen, erhitzt das Wahlergebnis anderorts die Gemüter. Für Aufsehen sorgte insbesondere Israels Diaspora-Minister Amichai Chikli mit einem Aufruf an jüdische New Yorker.

«Schlüssel einem Hamas-Anhänger übergeben»

Er schrieb auf der Plattform X: «Die Stadt, die einst als Symbol für globale Freiheit stand, hat ihre Schlüssel einem Hamas-Anhänger übergeben.»

Bild Amichai Chikli
Dieses Bild postete der israelische Minister Amichai Chikli auf der Plattform X. - X / @AmichaiChikli

New York werde nicht mehr sein, was es einmal war, «insbesondere nicht für die jüdische Gemeinde», schrieb der Minister. Die Stadt marschiere mit offenen Augen in den Abgrund.

In Kombination mit einem Bild, das die Freiheitsstatue unter dunklen Wolken zeigt, schrieb Chikli: «Die Fackel der Freiheit dieser schönen Stadt ist erloschen.»

Neuer Bürgermeister warf Israel Völkermord in Gaza vor

Der Beitrag, verfasst in hebräischer Sprache, endet mit einem Aufruf: «Ich lade die Juden von New York ein, ernsthaft darüber nachzudenken, sich in Israel eine neue Heimat aufzubauen.» Sie sollen also aus New York weg.

Zuvor hatte sich der neue Bürgermeister Mamdani wiederholt kritisch zu Israel geäussert. So warf er dem Staat einen «Völkermord» an der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen vor.

Der 34-Jährige bekannte sich zudem mehrfach öffentlich als Antizionist. Antizionisten glauben unter anderem, dass Juden keinen Staat in Israel haben sollten, dass Israel unrechtmässig gegründet wurde. Sie stellen also sein Existenzrecht infrage.

Mamdani kritisierte auch Angriffe gegen Israel

Gibt es für die jüdische Gemeinschaft in New York wirklich einen Grund, die Stadt zu verlassen? Und was hat es mit der Kritik auf sich, Mamdani unterstütze die Terrororganisation Hamas?

Christian Lammert, Professor für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin, erklärt gegenüber Nau.ch: «Die politischen Angriffe auf Mamdani stützen sich im Kern auf seine israelkritische und palästinenserfreundliche Positionierung.»

Klar ist: «Es finden sich keine Beweise für eine direkte Verbindung zur Hamas

Auch Marco Steenbergen, Politikwissenschaftler an der Universität Zürich, sieht das so. Allerdings: «Ich kann die Reaktion des israelischen Ministers verstehen, weil Mamdani die Regierung Netanjahu ziemlich kritisiert hat.»

Mamdani habe aber auch die Angriffe der Hamas auf Israel kritisiert, stellt Steenbergen klar. «Insgesamt könnte man sagen, dass er Israel öfter kritisiert hat als die Hamas. Vor allem im letzten Jahr, als die Medien mehr auf ihn aufmerksam wurden.»

Juden dürften New York nicht im grossen Stil verlassen

New York ist mit rund 1,3 Millionen jüdischen Bewohnern die grösste jüdische Gemeinschaft ausserhalb Israels. Muss man nun tatsächlich mit einer Massenabwanderung rechnen?

In der heutigen amerikanischen Politik «drohen bei jeder Wahl Leute, die Stadt oder das Land zu verlassen», sagt Steenbergen.

«Nur wenige machen das wirklich, weil die Kosten und Unsicherheiten, die mit einer Migration verbunden sind, hoch sind.»

Die Bürgermeisterwahl in New York sei eine «besonders emotionale Angelegenheit» gewesen. Einige jüdische Menschen könnten einen Wegzug zumindest in Betracht ziehen.

Wird New York unter Mamdani weiter aufblühen?

Trotzdem müsse man die Vielfalt der jüdischen Gemeinde bedenken.

«Das Bild, das in den Medien entstanden ist, dass kein jüdischer Mensch jemals für Mamdani gestimmt hätte, ist wahrscheinlich übertrieben. Ich rechne also nicht mit einer Massenabwanderung», resümiert Steenbergen.

Christian Lammert sieht das ähnlich: «Allein der Verweis auf politische Ängste und Appelle reicht nicht aus, um von einer realen Massenabwanderung auszugehen.» Es gebe keine Hinweise auf konkrete Migrationsbewegungen.

Weiterlesen

Zohran Mamdani
34 Interaktionen
Nach Wahl in New York
New York
18 Interaktionen
New York

MEHR IN NEWS

Soldat
Gefangener erschossen
syngenta group
Transparenzforderung
Brandfall
2 Interaktionen
Therwil BL
Spital Chirurg
45 Interaktionen
Für OPs

MEHR AUS USA

Boeing 737 Max Flugzeuge
1 Interaktionen
Abmachung
Computer Arbeitsplatz Künstliche Intelligenz
2 Interaktionen
Studie