Hurrikan «Dorian» ist am Sonntag mit fast 300 km/h auf die zu den Bahamas gehörenden Abacos-Inseln getroffen. Videos im Netz zeigen massive Zerstörungen.
Hurrikan Dorian
Hurrikan Dorian hat in den Bahamas bereits grosse Schäden angerichtet. - Twitter
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Das Wichtigste in Kürze

  • Hurrikan «Dorian» hat auf den Bahamas bereits grosse Schäden angerichtet.
  • Dort könnten aktuellen Informationen zufolge ganze Inseln fast untergetaucht sein.
  • Der Hurrikan gilt als der zweitschlimmste Atlantik-Wirbelsturm seit den Aufzeichnungen.
  • Inzwischen hat er sich verlangsamt, Schäden können erst ab Sonnenaufgang erfasst werden.

Die schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden! Der seit Tagen über dem Atlantik wütende Wirbelsturm Dorian ist am Sonntag mit fürchterlicher Wucht über die Bahamas hereingebrochen. Die Schäden sind immens.

Man geht davon aus, dass ganze Inseln fast komplett untergetaucht sein könnten. «Wo wir gerade stehen, ist der höchste Punkt auf dieser Insel nur etwa 30 Fuss hoch, der höchste Punkt des Landes. Und wenn man also von einer Sturmflut von 20 Fuss hört, das heisst in den kommenden Stunden und Tagen, wird ein Grossteil dieser Insel, auf der ich stehe, unter Wasser sein.» So ein «CNN»-Korrespondent am Sonntag in Freeport, Grand Bahama.

Der Hurrikan wurde auf die gefährlichste Kategorie heraufgestuft. Das US-Hurrikan-Warnzentrum NHC sprach von einer «extrem gefährlichen Situation» für die tiefliegenden Inseln. Am Montagmorgen um etwa 2:30 Uhr (Ortszeit) hat sich der Sturm verlangsamt. Erst in vier Stunden, wenn vor Ort die Sonne aufgeht, kann das volle Ausmass der Schäden erfasst werden.

Schutzräume teils ohne Strom – Bewohner im Dunkeln

Die Bewohner haben in Schutzräumen Zuflucht gesucht. Kevin Tomlinson, der in Freeport, Grand Bahama lebt, erklärte gegenüber «CNN», die Stromversorgung in seiner Unterkunft sei abgebrochen. Dort lebt er mit rund 40 weiteren Personen.

Dorian sei der zweitstärkste Sturm im Atlantikbecken seit Beginn der Aufzeichnungen. Ausserdem ist er bereits der vierte Hurrikan in den USA der Kategorie fünf in den letzten zwei Jahren.

Die Bedingungen im Westen der insgesamt 700 Inseln zählenden Bahamas seien «katastrophal». Das Zentrum des Sturms kam am Sonntagnachmittag auf der nördlichen Insel Abacos an. Hubert Minnis, Ministerpräsident der Inselgruppe zwischen Florida, Kuba und Haiti, rief die Bevölkerung auf, sich so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen.

Erste auf Twitter geteilte Videos lassen das Ausmass der Zerstörung erahnen. Teile der Inseln wurden überschwemmt. Die Wetterbehörden hatten vor bis zu sieben Meter hohem Hochwasser gewarnt. Das gesamte Ausmass der Schäden auf den Bahamas war zunächst nicht absehbar.

Auf der Website der Zeitung «Tribune 242» waren Aufnahmen einer Küstenstadt zu sehen, in denen das Wasser bis zu den Häuserdächern reichte. Über Opfer wurde zunächst nichts bekannt.

Bahamas-Regierungschef Minnis brach einem Medienbericht zufolge während einer Pressekonferenz in Tränen aus und sprach vom «wahrscheinlich traurigsten und schlimmsten Tag meines Lebens». Einen Hurrikan wie «Dorian» habe es in der Geschichte der Bahamas nie gegeben, sagte er.

800'000 Menschen in South Carolina betroffen

Das Zentrum des Hurrikans bewegt sich mit sieben Kilometern pro Stunde westwärts in Richtung der Insel Grand Bahama. Voraussichtlich bis Montag wird er über der Inselgruppe toben und schwere Schäden anrichten. Lange wurde davon ausgegangen, dass er dann Richtung Florida weiterzieht.

Es scheint nun aber, als würde sich der Kurs des Wirbelsturms ändern. Das NHC hatte zuvor mitgeteilt, in der Nacht zum Samstag habe sich eine «beträchtliche Veränderung» im Kurs von «Dorian» ergeben. Es könne sein, dass er statt wie vorhergesagt in Florida in den US-Bundesstaaten North Carolina und South Carolina auf Land trifft. An der Ostküste Floridas wurden Küstengebiete evakuiert, in South Carolina wurden 800'000 Menschen angewiesen, sich in Sicherheit zu bringen.

Bisher ist jedoch unklar, mit welcher Stärke er dort am Montagabend oder Dienstag ankommen könnte. Nach bisherigen Prognosen sollte sich der Sturm am Montag leicht abschwächen und in der Nacht zum Dienstag unmittelbar vor der Küste Floridas nördlich abdrehen.

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Satellitenbild von «Dorian». Wo wird der Hurrikan am Montag auf die US-Küste treffen? - NOAA/RAMMB/AFP

Meteorologen warnen jedoch: Schon «eine leichte Abweichung» könnte das Zentrum des Sturms in unmittelbare Küstennähe oder an Land bringen. Zudem können Winde in Hurrikan-Stärke bis zu 75 Kilometer vom Zentrum des Sturms entfernt auftreten.

In jedem Fall drohen bis Mitte der Woche lebensbedrohliche Sturmfluten, heftige Regenfälle und gefährliche Winde, wie das Nationale Hurrikan-Zentrum erklärte.

Die US-Bundesstaaten Florida, Georgia, North Carolina und South Carolina haben deshalb bereits den Notstand ausgerufen. Der Sturm trifft die USA an einem verlängerten Wochenende – am Montag ist dort ein Feiertag.

Donald Trump warnt vor Hurrikan Dorian

South Carolina hat sogar eine Evakuierung seiner kompletten Küste angeordnet. Die Evakuierung soll nach örtlichen Medienberichten hunderttausende Personen betreffen Das dürfte keine populäre Massnahme sein.

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Donald Trump traf sich in Washington mit seinem Krisenstaab. - Keystone

«Wir können nicht alle Menschen zufriedenstellen, aber wir können alle Menschen am Leben halten», sagte Governeur Henry McMaster bei einer Pressekonferenz. Schulen und Behörden in den Gebieten würden geschlossen bleiben.

US-Präsident Donald Trump traf sich in Washington mit seinem Krisenstaab. Er warnte erneut von den Auswirkungen des Hurrikans. Ein grosser Teil der Ostküste werde voraussichtlich «sehr, sehr ernsthaft» von «Dorian» betroffen sein, erklärte Trump.

«Seine Auswirkungen werden über Hunderte Meilen oder mehr vom Auge des Sturms entfernt spürbar sein», sagte Trump während der Sitzung am Sonntag. Bei der Krisensitzung waren auch mehrere seiner Minister und der Senator des besonders betroffenen Bundesstaates Florida, Rick Scott, anwesend.

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