Immer mehr Unternehmen stoppen Facebook-Werbung

Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Unternehmen schliessen sich aus Protest gegen den Umgang von Facebook mit Hasskommentaren und abwertenden Inhalten in seinen Diensten einem Werbeboykott an.
Der Konsumgüterriese Unilever und der Autobauer Honda gaben bekannt, in den USA vorerst keine Werbeanzeigen mehr bei dem Online-Netzwerk und seiner Tochter Instagram zu schalten. Auch der Getränkeriese Coca Cola kündigte an, für mindestens 30 Tage auf allen sozialen Plattformen weltweit seine Werbung auszusetzen.
Eine Konzernsprecherin sagte allerdings laut der Zeitung «The New York Times", dass sich Coca Cola nicht dem offiziellen Boykottaufruf anschliesse. Der Konzern werde während dieser Werbepause seine Werbestrategien überprüfen und über nötige Änderungen beraten, teilte Präsident und Geschäftsführer James Quincey in einer Mitteilung mit. «Wir erwarten auch mehr Verantwortlichkeit und mehr Transparenz von unseren Social-Media-Partnern», sagte er zudem.
Allein bei Coca Cola habe der Werbeetat in den USA 2019 geschätzte 22 Millionen Dollar (knapp 21 Millionen Euro) ausgemacht, berichtete die «New York Times» mit Verweis auf Daten des Branchenanalysten Pathmatics. Bei Unilever seien es rund 42 Millionen Dollar gewesen.
Auch Hershey, einer der weltweit führenden Schokoladenproduzenten, bestätigte der Zeitung «USA Today» am Freitag, sich dem Boykottaufruf anzuschliessen und im Juli keine Anzeigen zu schalten. Zudem wolle das Unternehmen seine Ausgaben für Facebook und Instagram für den Rest des Jahres um ein Drittel kürzen.
US-Bürgerrechtsorganisationen hatten Firmen Mitte Juni zu dem Boykott gegen Facebook aufgerufen. So soll der Konzern an einer empfindlichen Stelle getroffen werden - Facebook macht fast seinen ganzen Umsatz mit Werbeerlösen. Die US-Protestwelle gegen Rassismus und Polizeigewalt hat die Kritik an Facebook, zu nachlässig mit kontroversen Beiträgen umzugehen, wieder stark aufflammen lassen. Dazu trug auch Konzernchef Mark Zuckerberg wesentlich bei, der sich weigerte, gegen umstrittene Aussagen von US-Präsident Donald Trump einzuschreiten. Dafür gab es sogar Kritik von eigenen Mitarbeitern.
Facebook-Chef Mark Zuckerberg kündigte am Freitag in einem Livestream an, künftig stärker gegen Hassnachrichten vorzugehen, Falschmeldungen unmittelbar vor der US-Präsidentschaftswahl zu löschen sowie die Standards für Werbung zu erhöhen. «Ich stehe gegen Hass und alles, was zu Gewalt anstachelt», sagte Zuckerberg am Firmensitz in Palo Alto, in dem er die geplanten Massnahmen seines Unternehmens ankündigte.
Ausserdem sollen auch in der Werbung abwertende und hasserfüllte Botschaften bezüglich ethnischer Zugehörigkeit, Religion oder sexueller Vorlieben blockiert werden. Zuckerberg sagte zudem, einige Facebook-Inhalte, die eigentlich gegen die Richtlinien des sozialen Netzwerks verstossen, aber zum Beispiel aufgrund eines prominenten Absenders nachrichtenrelevant sind, künftig mit Hinweisen zu flankieren.
Doch einige Unternehmen äusserten Medienberichten zufolge anschliessend Zweifel daran. «Wir glauben nicht, dass Facebook gewalttätige und spalterische Reden auf seinen Plattformen effizient verwalten wird», schrieb Hershey in einer von der US-Zeitung «USA Today» zitierten Erklärung. «Trotz wiederholter Zusicherungen von Facebook, Massnahmen zu ergreifen, haben wir keine bedeutsamen Veränderungen gesehen.»
Honda teilte mit, im Juli keine Anzeigen mehr bei Facebook und Instagram zu platzieren, um ein Zeichen gegen «Hass und Rassismus» zu setzen. Unilever will sogar das gesamte restliche Jahr auf bezahlte Werbung verzichten - nicht nur bei Facebook, sondern auch bei Twitter. Der Kurznachrichtendienst, auf dem Trump mit Vorliebe seine häufig umstrittenen Botschaften veröffentlicht, steht ebenfalls schon länger in der Kritik. Sein US-Werbebudget will der niederländisch-britische Konzern indes nicht kürzen, sondern nur auf andere Unternehmen umverteilen.
Zuvor hatten sich bereits etliche andere Unternehmen, darunter der US-Mobilfunk-Gigant Verizon und die bekannten Outdoor-Marken The North Face und Patagonia der Initiative #StopHateForProfit angeschlossen. Unilever - dessen Eiscreme-Marke Ben & Jerry's ebenfalls schon mit dabei war - geht nun aber noch einen Schritt weiter - denn eigentlich ging es bei der Aktion zunächst nur um einen Werbe-Boykott im Juli. An der Börse gerieten Facebook und Twitter nach der Mitteilung des Konsumgüterkonzerns stark unter Druck.