Gast erhält «Meckergebühr» wegen Reklamation – bei uns denkbar?
Weil er sich über das falsche Bier beschwerte, fand ein Restaurantbesucher eine «Bitching fee» auf der Rechnung. Er nahm den Sonderzuschlag mit Humor.

Das Wichtigste in Kürze
- In einer US-Pizzeria wurde einem Gast eine «Meckergebühr» verrechnet.
- Er hatte beanstandet, dass ihm das falsche Bier serviert worden sei.
- Der Betroffene nahm es mit Humor, andere Reddit-User sehen die Praxis kritischer.
Der Besucher einer Pizzeria im US-Bundesstaat Indiana rieb sich die Augen, als ihm die Rechnung vorgelegt wurde: Neben drei Bier und einer Käse-Pizza war auch eine «Meckergebühr» («Bitching fee») von fünf Dollar aufgelistet.
Wie der Mann auf Reddit schreibt, hatte er zuvor ein Miller Light bestellt, jedoch ein Bud Light erhalten. Eigentlich habe er sich gar nicht beschweren wollen. Doch ein Kollege, mit dem er unterwegs war, habe insistiert, die Bedienung auf den Fehler hinzuweisen.
Weil die Service-Angestellte das Bud bereits geöffnet hatte, konnte sie es nicht zurücknehmen und gab es ihm umsonst. Zusätzlich brachte sie ihm das Miller light.
«Ehrlich gesagt, es war kein Gemecker dabei, also weiss ich nicht, was das sollte», so der User.
«Ich habe einfach darüber gelacht»
Dennoch habe er die junge Mitarbeiterin nicht auf den sonderbaren Rechnungsposten angesprochen. «Ich bin sicher, sie wäre zutiefst beschämt gewesen, wenn ich das getan hätte.» Also habe er bezahlt und sei gegangen.
Groll gegen das Lokal hege er keinen, im Gegenteil: «Ich habe einfach darüber gelacht, weil es ziemlich lustig war und mir ausserdem noch nie zuvor eine Meckergebühr berechnet wurde.»
In der Kommentarspalte wird unter anderem spekuliert, was es mit dem Zuschlag auf sich hat. Ein User schreibt: «Ich vermute, die Bedienung hat das als Scherz für die Bar eingetippt und vergessen, es zu ändern oder zu löschen.»
Doch nicht alle finden die Begebenheit zum Lachen. «Man kann keine falschen Gebühren erfinden und dann die Karten der Leute belasten. Das ist Überweisungsbetrug», meint ein Nutzer.
Ein anderer wiederum kritisiert den Restaurantbesucher für seine ausbleibende Reaktion: «Im Grunde haben Sie es einer schlechten Kellnerin einfach durchgehen lassen, dass sie Sie schlecht behandelt hat. Jetzt wird sie das wahrscheinlich bei einem zukünftigen Kunden wieder tun.»
Gastrosuisse: Gastfreundschaft ja – aber mit Grenzen
In der Schweizer Gastroszene war die «Meckergebühr» bislang kein Thema, wie es bei Gastrosuisse auf Anfrage heisst. An Anlässen dafür würde es allerdings nicht mangeln.
«Gastfreundschaft ist das oberste Gut», schreibt der Dachverband. «Dieses kann aber auch überstrapaziert werden, wenn Gäste unerfüllbare Forderungen stellen.»
Tatsächlich sei der Umgang mit unfreundlichen oder gar übergriffigen Gästen ein wachsendes Thema in Seminaren und Trainings.
Die Empfehlungen von Gastrosuisse reichen von deeskalierenden Gesprächsstrategien bis hin zum sicheren Einschreiten bei grenzüberschreitendem Verhalten.
Gerade in schweren Fällen sei ein selbstbewusstes Auftreten der Vorgesetzten wichtig: «Das heisst, dass sie sich und ihre Mitarbeitenden schützen und lieber zu früh als zu spät die Polizei verständigen.»
Zur Preisgestaltung äussert sich der Verband zurückhaltend: Diese liege in der unternehmerischen Freiheit der Betriebe. Entscheidend sei einzig, dass Preise klar und transparent kommuniziert würden.
Das gilt auch dann, wenn sie eine Prise Ironie enthalten.