In den US-Grossstädten Seattle und Minneapolis, wo es zuletzt massive Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt gegeben hatte, sind am Wochenende zwei Menschen durch Schüsse getötet worden.
Die «autonome Zone» in Seattle wurde von Teilnehmern der Anti-Rassismus-Proteste eingerichtet
Die «autonome Zone» in Seattle wurde von Teilnehmern der Anti-Rassismus-Proteste eingerichtet - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Zusammenhang mit Anti-Rassismus-Protesten in den USA noch unklar.

In einer von Demonstranten eingerichteten autonomen Zone in Seattle wurde nach Polizeiangaben am Samstag ein 19-Jähriger erschossen. Bei Schüssen in Minneapolis wurde ein Mann getötet. Ob eine Verbindung zu den Protesten besteht, war zunächst unklar.

In Seattle im nordwestlichen Bundesstaat Washington hatten Teilnehmer der landesweiten Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt vor zwei Wochen im Stadtviertel Capitol Hill eine polizeifreie autonome Zone ausgerufen. Sie halten das Gebiet seither besetzt. In dieser Zone wurde am Samstag ein 19-Jähriger erschossen, wie die Polizei mitteilte. Ein weiterer Mann sei lebensgefährlich verletzt worden. Die Hintergründe waren zunächst unklar.

Nach Polizeiangaben hinderte eine «gewalttätige Menge» die Einsatzkräfte daran, zu den beiden Opfern zu gelangen. Die Beamten seien am frühen Morgen in der Nähe des Tatorts eingetroffen, hiess es in einer Polizeimeldung. Gewalttätige Demonstranten hätten ihnen jedoch den Zugang zu den beiden Opfern verwehrt. Später sei der Dienststelle mitgeteilt worden, dass beide Opfer ins Krankenhaus gebracht worden seien. Dort sei einer der beiden Männer für tot erklärt worden, der andere ringe um sein Leben.

Der Angreifer sei weiter auf freiem Fuss, erklärte die Polizei weiter. Es liege keine Beschreibung eines möglichen Tatverdächtigen vor. Die Zeitung «Seattle Times» berichtete, es gebe keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen den Schüssen und den Anti-Rassismus-Protesten.

Während US-Präsident Donald Trump die autonome Zone in Seattle als «Katastrophe» bezeichnete und mit einem Einschreiten drohte, dulden die örtlichen Behörden das Experiment bislang. Noch am Donnerstag verteidigte Bürgermeisterin Jenny Durkan die Zone gegen Kritik.

Bei einem weiteren Vorfall in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota, wo die landesweiten Proteste gegen Rassismus Ende Mai begonnen hatte, erlitten zwölf Menschen Schussverletzungen, wie die Polizei am Sonntag mitteile. Ein Mann sei seinen schweren Verletzungen erlegen, die elf weiteren Verletzten schwebten nicht in Lebensgefahr. Zum Alter des Todesopfers machte die Polizei keine Angaben. Auch zu möglichen Festnahmen äusserte sie sich nicht.

Auf Live-Bildern bei Facebook war mindestens ein Verletzter zu sehen, der am Boden lag und von dutzenden Menschen umringt wurde. Einige von ihnen riefen um Hilfe. Auf anderen Aufnahmen, die offenbar auch von dem Tatort stammen, waren Geschäfte mit kaputten Fensterscheiben und Polizeiautos zu sehen.

Minneapolis war Ende Mai weltweit in die Schlagzeilen geraten, als dort der unbewaffnete Afroamerikaner George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz getötet wurde. Seither gibt es in den USA landesweit Massenproteste gegen Rassismus und Polizeigewalt. US-Präsident Donald Trump hatte die Spannungen im Land wiederholt angeheizt, indem er etwa mit dem Einsatz der Armee gegen Ausschreitungen am Rande der Demonstrationen drohte.

Bei einem Wahlkampfauftritt in Tulsa im Bundesstaat Oklahoma wiederholte Trump seine Drohung. «Ich habe ein Angebot», sagte er am Samstagabend. Sicherheitskräfte könnten das Problem «in einer Stunde oder weniger erledigen».

Am Freitag hatten in den USA landesweit Menschen an das Ende der Sklaverei vor 155 Jahren erinnert. in Washington stürzten Demonstranten dabei die Statue eines Konföderierten-Generals vom Sockel. Am 19. Juni 1865 hatte ein General der Unionstruppen in Galveston im Bundesstaat Texas die Freilassung aller Sklaven verkündet.

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