Donald Trump: Enthüllungsbuch seiner Nichte erscheint heute

Enthüllungsbücher zu Donald Trump sind nichts Neues. Erst vor Kurzem erschien John Boltons «The Room Where It Happened», in dem dieser dem US-Präsidenten viele Vorwürfe macht.

Doch Mary Trumps Werk «Too Much And Never Enough: How My Family Created The World's Most Dangerous Man» ist dennoch ein Novum.

Mit Trumps Nichte liefert erstmals ein Familienmitglied Enthüllungen zum Leben des US-Präsidenten und dessen Familie. Dass die 55-Jährige zudem eine promovierte Psychologin ist, macht das Buch nur noch pikanter.

Dennoch sind ihre Aussagen mit Vorsicht zu geniessen. Denn: Sie liegen teilweise lange zurück, beruhen auf Hörensagen oder es fehlen etwa Belege. Nichtsdestotrotz haben es Mary Trumps Behauptungen in sich.

Dass sie im Buch ihren Grossvater als «Soziopathen» und Donald Trump als «Narzissten» bezeichnet, haben US-Medien bereits berichtet. Interessant ist aber ihre Begründung dazu.

Seine vermeintliche Sicherheit als Narzisst diene dazu, die eigentliche Unsicherheit zu überdecken: Das Ego des US-Präsidenten sei zerbrechlich. Tief in seinem Inneren wisse Trump, dass er nicht derjenige sei, der er vorgebe zu sein.

Diese Persönlichkeitsstörung und sein aggressives Verhalten gegenüber Mitmenschen führt sie auf Trumps Vater zurück. Dieser habe Marys Vater beziehungsweise Donalds Bruder, Fred, stets missbilligt. Vor allem dessen «sensiblen» und «sanften» Charakter. So habe Donald Trump früh gelernt, dass es «falsch» wäre, wie sein Bruder zu sein.

Das habe dazu geführt, dass der heutige US-Präsident nie «das gesamte Spektrum menschlicher Emotionen» entwickelt und erfahren habe. Donald habe nach dem Vorbild seines Vaters «mit der Komplizenschaft, dem Schweigen und der Untätigkeit seiner Brüder und Schwestern» – ihren Vater «zerstört».

Fred Trump starb 1981 im Alter von 42 Jahren an den Folgen seiner Alkoholsucht.

Doch ihre psychologische Analyse geht noch weiter: So attestiert sie ihm etwa Abhängigkeit von Lob, soziale Unfähigkeit oder «ein unfüllbares schwarzes Loch der Bedürftigkeit». Auch Geiz unterstellt sie ihm.

Mary Trump schreibt auch, dass sich Donald ins College gemogelt habe. Ein begabterer Freund habe für ihn den Aufnahmetest geschrieben. Sie spricht zudem von Gnadenlosigkeit, Geldgier und geistiger Armut.

Zu seiner Wahl zum Präsidenten 2016 meint Mary Trump: «Es war, als ob 62'979'636 Wähler sich entschieden hatten, das Land in eine Makroversion unserer krankhaft dysfunktionalen Familie zu verwandeln.»

Bis zuletzt hatte Donalds jüngerer Bruder Robert Trump versucht, die Veröffentlichung des Buches juristisch zu verhindern. Er argumentierte, dass das Buch gegen eine Vertraulichkeitsvereinbarung verstosse, die im Zusammenhang mit der Nachlassregelung seines Vaters geschlossen worden sei.

Donald Trump selbst hat die geplante Veröffentlichung mit Verweis auf die Vertraulichkeitsvereinbarung als rechtswidrig bezeichnet. Dennoch ist es nun nur wenige Monate vor der Präsidentschaftswahl erschienen. Entscheidend dürfte das Buch für den Wahlkampf dennoch nicht sein.

Die deutsche Version von Mary Trumps Buch soll ab dem 31. August unter dem Titel «Zu viel und nie genug: Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschuf» in der Schweiz erhältlich sein.