Der wegen Geldwäsche-Aktivitäten für die venezolanische Führung beschuldigte kolumbianische Geschäftsmann Alex Saab hat nach seiner Auslieferung in die USA eine Kooperation mit den dortigen Behörden ausgeschlossen.
Demonstration in Caracas
Demonstration in Caracas - AFP
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Maduro verurteilt US-Vorgehen als «schändlich».

«Ich habe kein Verbrechen begangen», schrieb Saab in einem Brief, den seine Frau Camilla Fabri am Sonntag bei einer Kundgebung in Caracas verlas. Venezuelas Machthaber Nicolás Maduro verurteilte Saabs Überführung in die USA als «schändlich».

Saab war am Samstag von Kap Verde aus mit einer Maschine des US-Justizministeriums in die Vereinigten Staaten geflogen worden. Die USA werfen Saab und seinem Geschäftspartner Álvaro Pulido Geldwäsche vor. Die beiden sollen dem venezolanischen Machthaber Maduro und seinen Verbündeten geholfen haben, aus Lebensmittelhilfen für die notleidende Bevölkerung Venezuelas hunderte Millionen Dollar Profite geschlagen und ins Ausland geschafft zu haben.

Am Montag soll in Florida die erste Anhörung Saabs vor Gericht stattfinden. Bei einer Verurteilung in den USA drohen dem 49-Jährigen bis zu 20 Jahre Haft.

Er werde sich seinem Prozess in den USA «in absoluter Würde» stellen, erklärte Saab in dem von seiner Frau verlesenen Brief. Klar sei aber: «Ich muss nicht mit den Vereinigten Staaten kooperieren.» Weiter schrieb Saab, er sei im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte und «nicht suizidgefährdet». Dies erwähne er für den Fall, «dass ich ermordet werde und sie dann sagen, ich habe Suizid begangen».

Saab, der auch die venezolanische Staatsbürgerschaft und einen venezolanischen Diplomatenpass besitzt, war im Juli 2019 in Abwesenheit von einem US-Gericht angeklagt worden. Knapp ein Jahr später wurde er während eines Zwischenstopps in Kap Verde vor der nordwestafrikanischen Küste festgenommen. Die venezolanische Opposition bezeichnet Saab als zentralen Strohmann für Maduros Regierung.

Der venezolanische Staatschef äusserte sich am Sonntag in einer Fernsehansprache zur Auslieferung seines Verbündeten in die USA. Die erzwungene Überführung Saabs in die Vereinigten Staaten sei «eine der schändlichsten und geschmacklosesten Ungerechtigkeiten, die in den vergangenen Jahrzehnten begangen wurden», sagte der Staatschef. Saab sei «entführt» worden.

Zuvor hatte die Regierung aus Protest gegen Saabs Auslieferung den Dialog mit der Opposition für ausgesetzt erklärt. Die venezolanische Führung verhandelt seit September mit der Opposition über eine Beilegung des seit Jahren andauernden Machtkampfes. Bei den Gesprächen geht es unter anderem um eine Lockerung der internationalen Sanktionen, politische Rechte sowie Wahlgarantien. Die vierte Verhandlungsrunde hätte am Sonntag beginnen sollen.

Die Opposition in Venezuela forderte Maduros Regierung auf, den Dialog wiederaufzunehmen. Die Gespräche in Mexiko-Stadt müssten «so schnell wie möglich» fortgesetzt werden, sagte der Delegationsleiter der Opposition, Gerardo Blyde, am Sonntag bei einer Pressekonferenz in der mexikanischen Hauptstadt.

Trotz seines Ölreichtums steckt Venezuela seit Jahren in einer tiefen Wirtschaftskrise. Das Bruttoinlandsprodukt ging seit 2014 um 80 Prozent zurück. Im Zuge der Krise verliessen rund fünf Millionen Venezolaner ihr Land. Der seit 2013 amtierende Maduro weiss dennoch die Armee sowie Kuba, China und Russland hinter sich.

Nach Einschätzung des venezolanischen Investigativ-Journalisten Roberto Deniz fürchtet die venezolanische Führung den Verlust ihres Vertrauten Saab. «Es geht viel Angst um, nicht nur, weil er Informationen über Bestechungsgelder preisgeben könnte», sagte Deniz im September. Saab sei bislang auch ein wesentlicher Mittelsmann für viele Geschäfte der Maduro-Regierung gewesen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Nicolás MaduroOppositionRegierungGerichtCamillaProtestDollarAngstSchweizer ArmeeHaftSaab