Aufsichtsbehörde zeichnet verheerendes Bild von US-Migrantenlagern
Ein Bericht der US-Aufsichtsbehörde schildert alarmierende Zustände in den inspizierten Migrantenlagern an der Grenze zu Mexiko.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Zustände in US-Migrantenlagern sind einem Bericht zufolge menschenverachtend.
- Die Zuwanderer können häufig während ihres ganzen Aufenthalts nie duschen.
- Einige wurden eine Woche lang in eine Zelle gepfercht, in der nur Platz zum Stehen war.
Keine Duschen, keine Wechselwäsche, heillos überfüllte Zellen: Die Aufsicht des US-Ministeriums für Innere Sicherheit hat ein verheerendes Bild von Migrationslagern gezeichnet. Darin werden Zuwanderer nach dem illegalen Grenzübertritt aus Mexiko in die USA festgehalten.
Nach der Inspektion von fünf solchen Einrichtungen der Grenzpolizei CBP warnte das Büro des Generalinspekteurs (OIG). Die Lager im Rio Grande Valley seien gefährlich überfüllt. Erwachsene und Kinder würden häufig zu lange festgehalten. Der am Dienstag veröffentliche OIG-Bericht schilderte alarmierende hygienische Zustände in den inspizierten Einrichtungen.
Die meisten alleinreisenden erwachsenen Migranten, die bis zu einem Monat in den Lagern seien, hätten nie duschen können. Das hiess es in dem Bericht. In manchen Einrichtungen seien Feuchttücher für die persönliche Hygiene verteilt worden.

Die meisten Migranten würden die Kleidung tragen, mit der sie aufgegriffen worden seien. Viele von ihnen würden nur Sandwiches zu essen bekommen. Einige der Festgehaltenen hätten dadurch Verdauungsprobleme entwickelt, die medizinische Behandlung erfordert hätten.
In Zelle nur Platz zum Stehen
Die Aufsichtsbehörde bemängelte, in drei Einrichtungen hätten Kinder keinen Zugang zu Duschen gehabt. In zwei Lagern hätten Kinder keine warmen Mahlzeiten erhalten, sondern Sandwiches oder Snacks.
826 der 2669 Kinder in den inspizierten Einrichtungen seien länger als 72 Stunden festgehalten worden. Innerhalb dieser Frist müssen Kinder in die Obhut des US-Gesundheitsministeriums übergeben werden.

Der OIG-Bericht enthält Fotos, die völlig überfüllte Zellen zeigten. In einer Einrichtung seien einige Migranten eine Woche lang in einer extrem überfüllten Zelle festgehalten worden. Darin sei nur Platz zum Stehen gewesen, hiess es weiter.
Sicherheitsbedenken für Mitarbeitende un Migranten
Leitende Mitarbeiter der besichtigten Einrichtungen hätten angesichts der Umstände Sicherheitsbedenken für ihre Kollegen und die festgenommenen Migranten geäussert. Einer habe die Situation «eine tickende Zeitbombe» genannt.

In einer in dem Bericht enthaltenen Reaktion des zuständigen Ministeriums auf die Ergebnisse der Inspektionen heisst es: «Die derzeitige Lage an der Südgrenze stellt eine akute und sich verschlimmernde Krise dar.»
Das System sei nicht auf die grosse Zahl an Migranten ausgerichtet. Vor allem die grosse Zahl der unbegleiteten Minderjährigen bringe die Einrichtungen an ihre Grenzen.