Schweizer Schweinedärme werden in China verarbeitet. Eine Schmäh-Auszeichnung verurteilt diesen «absurden» Transport. Fleischproduzent Centravo nimmt Stellung.
Därme für Schweizer Würste nach China und zurück. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Wegen fehlender Verarbeitungsanlagen in Europa werden Schweizer Därme in China verwendet.
  • Die Alpen-Initiative verurteilt dies und nominiert Proviande für einen Schmäh-Preis.
  • Produzent Centravo weist die Kritik zurück – die Därme wegwerfen wäre die Alternative.

Die Därme für Schweizer Würste werden aus der Schweiz nach China transportiert, dort verarbeitet und wieder zurück geschifft. «Das sorgt für 30 Mal mehr CO2-Ausstoss wegen des Transports gegenüber der Verarbeitung in der Schweiz», sagt Jon Pult, der Präsident der Alpen-Initiative. Besonders stossend sei, dass dieser Weg von über 44'315 Kilometern nicht ausgewiesen werde bei einer Schweizer Wurst. Darum nominiert die Alpen-Initiative Proviande als Branchenorganisation der Fleischwirtschaft für die Schmäh-Auszeichnung «Teufelsstein».

Keine Darm-Verarbeitung in der Schweiz

Heinrich Bucher, der Direktor der Branchenorganisation Proviande weist den Vorwurf der Alpen-Initiative zurück: «Sie haben die Falschen nominiert, wir exportieren und reimportieren keine Därme».

Aber müsste der Branchenorganisation nicht dafür sorgen, dass die Schweizer Fleischunternehmen die Transportwege möglichst kurz halten und auch das ganze Produkt in der Schweiz produziert? Bucher relativiert: «Natürlich wäre es schön, wenn die Wertschöpfung in der Schweiz bleiben würde, aber offensichtlich ist die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben». Es gäbe auch schlicht keine spezialisierten Verarbeiter für Därme mehr in der Schweiz.

Ausserdem mache die Wursthülle nur einen Bruchteil der Wurst aus, «die Deklaration jedes Details ist für den Konsumenten nicht relevant, das betrifft auch die Herkunft von Gewürzen».

Verarbeitung in Europa unmöglich

Eine der Firmen, welche Därme nach China schifft und dann wieder zurück in die Schweiz holt, ist die Centravo AG. Die Firma ist auf die industrielle Fleischverarbeitung und Logistik spezialisiert. Sprecher Georg Herriger weist die Vorwürfe von Etikettenschwindel und «Umweltblödsinn» zurück: «Es gibt schlicht keine Möglichkeit für die Verarbeitung in Europa». Die Alternative wäre, die Schweizer Därme wegzuwerfen, so Herriger.

Die Schmäh-Auszeichnung «Teufelsstein» der Alpen-Initiative zeichnet Unternehmen aus, die durch Transportwege die Umwelt belasten und so die Alpen gefährden. Neben Proviande sind auch die SBB wegen Fassaden aus China und die Landi wegen weitgereistem Brennholz nominiert.

Georg Herriger im Nau-Interview. - Nau
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