Aus Post wird immer öfter Post-Agentur. Bereits 1000 Filialen wurden bei Drittanbietern untergebracht. In Bern wird der Wechsel zur Quartier-Rochade.
Immer mehr kleine Postfilialen in den Quartieren und Dörfern verschwinden. Ersetzt werden sie durch sogenannte Post-Agenturen.
Immer mehr kleine Postfilialen in den Quartieren und Dörfern verschwinden. Ersetzt werden sie durch sogenannte Post-Agenturen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Bern schliesst eine weitere Poststelle: Jene im Spitalacker.
  • Dafür entstehen in der Buchhandlung Sinwel und in der TopPharm-Apotheke neue Agenturen.
  • Keine Päckli mehr annehmen wird dafür der Quartierladen «LoLa», der dies 13 Jahre lang tat

Die Proteste in Breitsch und Lorraine BE waren gross, als die Post vor 13 Jahren ankündigte, ihre Quartierfiliale zu schliessen. Genutzt haben sie nichts: Am 31. März 2005 war Schluss bei der Post. In die Bresche sprang der Quartierladen Lola. Päckli abgeben und abholen sowie Briefmarken kaufen – des Postkunden liebste Dienstleistungen also – konnte man von nun an im «Lola».

Bemerkenswert: bei den Lola-Angestellten handelt es sich um ehemalige Drogenabhängige, die im Rahmen des Wiedereingliederungsprojekts der Stiftung Contact einen Neustart im Arbeitsmarkt versuchen. «Die Stiftung Contact als Trägerin des Lola wird von der Öffentlichkeit mitfinanziert. Jetzt können wir der Bevölkerung etwas zurückgeben», erklärte Lola-Betriebsleiter Daniel König damals begeistert.

Buchhandlung und Apotheke sind jetzt auch Post

Auch bemerkenswert: Nicht die Post, sondern ein privater Anbieter wurde Partner des Lola. Diese Zusammenarbeit lief laut König nicht immer ganz rosig.

Dennoch: Das Konzept Post-Agentur– Geschäfte oder Institutionen, die den Postbetrieb nebenher anbieten – wird auch von der Post selber mittlerweile an 1000 Standorten praktiziert. Während die Post also eindeutig auf den Agentur-Geschmack gekommen ist, verschwinden die Päckli aus dem Lola. Was ist passiert?

Briefe, Päckli, Marken und Geld

Neue Post-Agentur wird nicht der Lola, sondern die Buchhandlung Sinwel. Dort freut man sich auf den neuen Ast im Geschäft. «Wir sind gespannt, wie sich der Postschalter ins Geschäft integriert», so Laden-Inhaber Daniel Stehelin gegenüber Nau.

Doch Sinwel bleibt nicht die einzige Post-Agentur im Quartier: Auch die letzte Poststelle in der Gegend, jene im Spitalacker, wird einem anderen Geschäft einverleibt: Die Toppharm Apotheke direkt am Viktoriaplatz übernimmt das Postgeschäft und wird künftig neben Hustensaft und Schmerzmitteln auch Briefmarken im Angebot haben.

So sieht die Agentur aus: Schalter / Ablage in einer Volg Filiale.
So sieht die Agentur aus: Schalter / Ablage in einer Volg Filiale. - keystone

«Das Angebot der neuen Filialen mit Partner umfasst die täglich nachgefragten Postgeschäfte rund um Briefe und Pakete sowie Einzahlungen und den Bezug von Bargeld», so Post-Sprecherin Antoinette Feh.

Was ist mit dem Lola passiert?

Doch warum wurde der Lola, Agenturen-Vorreiter auf eigene Initiative hin, von der Post übergangen? Die Kundschaft war stets zufrieden, der Päckli-Fluss relativ stabil. «Wir hätten weder die Kapazität, noch den Platz, die Anforderungen der Post zu erfüllen», so Betriebsleiter König zu Nau.

Die neuen Post-Agenturen starten voraussichtlich im November diesen Jahres.

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