Neben Edwin Charmillots «Momentum» stehen am 17. Zurich Film Festival zwei weitere herausragende Westschweizer Filme im Fokus Wettbewerb: «Azor» und «La Mif».
Zurich Film festival
Auch am Zürich Film Festival werden Masken getragen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Zwei Westschweizer Filme haben es ans Zurich Film Festival geschafft.
  • «Azor» und «La Mif» werden aber erst nächstes Jahr ins Kino kommen.
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Neben Edwin Charmillots «Momentum» stehen am 17. Zurich Film Festival zwei weitere herausragende Westschweizer Filme im Fokus Wettbewerb: «Azor» und «La Mif». Sie könnten unterschiedlicher nicht sein.

«Azor» ist ein stiller Thriller. Still, weil die Dialoge ruhig, teilweise sogar unhörbar sind. Still auch, weil an Musik gespart wird, während die visuellen Finessen soviel Raum bekommen, dass es ein Genuss ist. Trotz seiner kunstvollen Ruhe, ist die Story hochspannend.

1980 reist der Schweizer Privatbankier Yvan De Wiel mit seiner Frau nach Buenos Aires. Die beiden klappern die argentinische Kundschaft ab, die zuvor De Wiels spurlos verschwundener Geschäftspartner René betreut hatte. Das Faszinierende: Man muss diesen René im Film nicht sehen, um ein klares Bild von ihm zu bekommen. Dieses setzt sich durch dessen Beschreibungen in den Gesprächen zwischen dem Banker und den oft dubiosen Kunden ganz automatisch zusammen.

Der Genfer Filmemacher Andreas Fontana gewährt mit «Azor» Einblick in die argentinische Oberschicht zu Zeiten der Militärdiktatur. Und ebenso in fragwürdige Geschäfte. Indem er auf Streit, Schlägereien und laute Stimmen verzichtet und stattdessen filmisch in Villen und quer durch die schönsten Ländereien entführt, als ginge es darum, die traumhaftesten Orte rund um Buenos Aires zu zeigen, wähnt man sich als Zuschauender vordergründig in Sicherheit. Die subtile Befürchtung, dass dies nur die Ruhe vor dem Sturm ist, verschwindet jedoch nie. Bis zum Ende.

«Azor» feierte am ZFF Schweizer Premiere und startet am 7. Oktober in den Deutschschweizer Kinos.

In einem Heim trifft eine Gruppe von Mädchen aus zerrütteten Familienverhältnissen aufeinander und findet eine neue Familie: «La Mif». Tatsächlich sind die Leiterinnen und Leiter so etwas wie ihre neuen Eltern. Dass die teils schwer traumatisierten Teenager Schutz und Geborgenheit finden, ist das höchste Credo der Direktorin Lora. Doch die Dramen nehmen ihren Lauf.

Audry gerät in Schwierigkeiten, weil sie beim Sex mit einem 14-Jährigen erwischt wird, Caroline droht mit Selbstmord, nachdem ihr Vater gestorben ist - für keines der Mädchen wird das Leben fernab der Eltern leichter. Auch an Lora nagt ein trauriges Familienschicksal. Aber den Mut und die Lebensfreude verliert man unter diesem Dach nie.

Der Genfer Regisseur Fred Baillif arbeitete für «La Mif» mit Bewohnerinnen und Leitern eines echten Heims zusammen. Erstere schrieben sogar beim Drehbuch mit. Diese ungeschönte Echtheit, dieser direkte Einblick in ein Spannungsfeld zwischen unfassbarer Tragik und grosser Hoffnung, zwischen Lachen und Weinen, ist in jedem Moment spürbar.

«La mif» hat an der diesjährigen Berlinale den Hauptpreis in der 14plus Competition gewonnen und feierte am ZFF Schweizer Premiere. Deutschschweizer Kinostart ist am 17. März 2022.

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