In «Unser Haus» beschreibt Christina Hug die Zürcher Besetzer-Szene um die Jahrtausendwende. Nau.ch hat mit der Autorin über ihr literarisches Debüt gesprochen.
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Die Autorin Christina Hug, Jahrgang 1983, ist in einem links-grün bewegten Haushalt in Zürich aufgewachsen, war in ihrer Jugend bei mehreren Hausbesetzungen involviert. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Christina Hugs «Unser Haus» zeichnet ein eindrückliches Bild der Zürcher Besetzer-Szene.
  • «Unser Haus» erschien 2023 im Zytglogge Verlag und ist jetzt erhältlich.
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Die meisten von uns kennen Häuser-Besetzungen wohl nur aus den Nachrichten oder Vorbeigehen. Bei Christina Hug ist das anders.

In ihrem literarischen Debüt «Unser Haus» nimmt uns die Autorin mit auf einen Besuch tief in die Subkultur. Sie zeichnet ein intimes Porträt der Hausbesetzer-Szene rund um ihren Protagonisten Paul.

Nau.ch hat mit der sympathischen Zürcherin gesprochen. Dabei erklärt sie, weshalb sich die Geschichte auch für Personen ausserhalb ihrer eigenen Bubble eignet.

Waren Sie schon mal in einem besetzen Haus?

Millennials auf Abwegen

«In diesem Buch steckt zweifellos viel von mir selbst drin», erklärt Christina Hug gegenüber Nau.ch. Was die Autorin damit meint: Sie wuchs in einem links-grün bewegten Haushalt auf und war in ihrer Jugend bei mehreren Hausbesetzungen involviert.

In «Unser Haus» dreht sich alles um Paul: Im Herbst 2002 ist Paul neunzehn und frustriert. Als er mit einer Gruppe schräger Vögel ein leerstehendes Geschäftsgebäude in Zürich besetzt, ahnt er noch nicht, welche Abenteuer ihn dort erwarten.

Besetztes Haus
Ein besetztes Haus in Zürich (Symbolbild). - Keystone

In dieser Gemeinschaft voller wilder Partys, unzähligen Sitzungen und ungewöhnlichen Freundschaften versucht er den Überblick zu behalten und das Herz der Punk-Sängerin Ronja zu gewinnen. Und irgendwann im Sommer hat er auch noch die Matur zu bestehen.

Der biografische Bezug in der Handlung von «Unser Haus» sei bei Hug klar ersichtlich. Die Autorin spezifiziert: «Die Handlungen und Figuren sind zwar frei erfunden. Der Rahmen – beziehungsweise das besetze Haus im Zentrum der Geschichte – ist sehr nah angelehnt an eines der Häuser, in denen ich wohnte.»

Ein Kind der Pandemie

Die Idee für das Buch – wie auch die ersten Schreibversuche – seien schon älter. «Die Idee beschäftigte mich seit Jahren», sagt Hug.

Sich so richtig reingekniet ins Schreiben habe sie sich dann während des ersten Corona-Lockdowns. «Wegen der Kurzarbeit hatte ich plötzlich sehr viel Freizeit», so die Autorin. «Ich dachte: wenn nicht jetzt, wann dann? Danach ging plötzlich alles schnell.» Nach den beiden Lockdowns habe sie schliesslich das fertige Manuskript an die Verlage geschickt.

Die Autorin zeigt sich nach Veröffentlichung des Romans begeistert: «Ich finde es extrem aufregend, mein Buch in den Regalen des Bücherladens zu sehen.»

Positives Feedback von unerwarteter Seite

Verschriftlicht habe sie die Geschichte von Paul nicht für ein bestimmtes Publikum. «Da so viel von meiner eigenen Geschichte drinsteckt, dachte ich, das Buch würden wohl vor allem Leute in meinem Alter mit ähnlichen Erlebnissen lesen. Also tendenziell städtische Millennials aus alternativen Zirkeln.»

Unser Haus
«Der Moment, als ich mein Buch als gedruckte Version in den Händen hielt, war schon sehr spezielle», sagt Christina Hug. - Nau.ch

Doch zu ihrer Überraschung erhielt sie auch viel positives Feedback von unerwarteter Seite. So teilte ihr kürzlich eine 20-jährige Leserin mit, sie habe sehr darüber lachen müssen, wie die im Buch beschriebene Atmosphäre – im besetzten Haus wie auch in der Schule – sich mit ihrer eigenen heutigen Erfahrung decke. Und eine vornehme ältere Dame vom bürgerlichen Zürichberg meinte, vor der Lektüre hätte sie sich kein Bild von Häuserbesetzerinnen und Häuserbesetzern machen können. «Sie fand den Einblick in diese ihr komplett fremde Welt total faszinierend und aufschlussreich», so Hug. Die Geschichte eigne sich also durchaus auch für Menschen ausserhalb ihrer eigenen Bubble.

Mit «Unser Haus» schafft Christina Hug einen persönlichen Einblick in eine Welt, die sich für die meisten meist hinter verschlossenen Türen – oder treffender: in leerstehenden Häusern – abspielt.

Ein gelungenes Erstlingswerk, welches sich nicht nur für Millennials, sondern für Personen aller Altersklassen und Hintergründe eignet. Der Roman erschien 2023 im Zytglogge Verlag. Christina Hugs «Unser Haus» ist in ausgewählten Buchergeschäften und im Online-Handel erhältlich.

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