Warum Mäuse Käse doof finden
Mäuse und Käse gehören zusammen, das ist klar. Schon Kinder-Cartoons binden uns den Bären von Nagern und Milcherzeugnissen auf – leider alles gelogen!

Mausefallen mit Käse, Disneyfilme mit käseliebenden Nagern, Kinderbücher voller Käselöcher durch Mäusebisse. Der Mythos von der käsesüchtigen Maus sitzt tief.
Wissenschaftliche Studien zeigen jedoch ein völlig anderes Bild. Mäuse meiden Käse sogar aktiv, wenn sie die Wahl haben – wie kann das sein?
Woher stammt der hartnäckige Mythos?
Die Wurzeln reichen bis ins Mittelalter zurück. Damals lagerten die Menschen Käselaibe zum Reifen in kühlen Kellern.
Andere Lebensmittel wurden sorgfältig verschlossen in Truhen aufbewahrt. Schinken hing zum Räuchern weit oben und für Mäuse unerreichbar an der Decke.

Der Käse blieb als eines der wenigen Nahrungsmittel frei zugänglich für Mäuse. Sie frassen ihn nicht aus Vorliebe, sondern mangels Alternative.
Maler jener Zeit trugen zur Verbreitung dieser Verbindung bei. So wurde das Bild der Maus mit Käse zum Standard in der Kunst und festigte sich im kollektiven Gedächtnis.
Tom und Jerry zementieren das Klischee
Zeichentrickserien haben den Mythos ins moderne Zeitalter getragen. Jerry flitzt ständig mit Käsestücken durchs Bild, Speedy Gonzales stibitzt seinen geliebten Käse und auch bei Max Mäuseschreck dreht sich alles ums Käseklauen.
Kinder wachsen mit diesen Bildern auf und übernehmen sie unreflektiert. Die ständige mediale Präsenz verstärkt die falsche Vorstellung Generation für Generation.
Was einmal in der Popkultur verankert ist, lässt sich nur schwer korrigieren.
Was Mäuse wirklich bevorzugen
Wissenschaftler der Manchester Metropolitan University testeten verschiedene Köder in Mausefallen. Das Ergebnis war eindeutig: Mäuse ignorierten Käse weitgehend.
Stattdessen stürzten sie sich auf Nüsse, Samen, Getreide und süsse Früchte. Diese Nahrungsmittel entsprechen ihrer natürlichen Ernährung in freier Wildbahn.

Mäuse sind äusserst geruchssensibel und meiden instinktiv Lebensmittel, die nicht zu ihrem natürlichen Umfeld gehören. Darunter ganz klar: Käse.
Am liebsten mögen Mäuse zuckerhaltige Substanzen, wie Studien belegen. Sie nehmen Zuckerlösungen nicht nur wegen des Kaloriengehalts auf, sondern geniessen den süssen Geschmack regelrecht.
Warum Käse für Mäuse unattraktiv ist
Käse enthält Laktose, der Mäuse in der Natur niemals begegnen würden. Das Verdauungssystem der kleinen Nager ist nicht darauf ausgelegt, Milchprodukte zu verarbeiten.
Auch der intensive Geruch vieler Käsesorten wirkt auf die empfindlichen Näschen eher abschreckend statt verlockend. In kontrollierten Versuchen wählten 77 Prozent der Mäuse andere Nahrung, wenn sie gleichzeitig Zugang zu Käse hatten.
Wildmäuse ernähren sich hauptsächlich von Samen, Wurzeln, Fallobst und gelegentlich Insektenlarven. Dieses natürliche Futter unterscheidet sich fundamental von fermentierten Milchprodukten.
Nur bei absolutem Nahrungsmangel knabbern Mäuse notgedrungen auch an Käse.






