Tierschutz vergibt erstmals Negativpreis an Firmen

Mirjam Walser
Mirjam Walser

Zürich,

Fröhliche Schlachtrinder, Legehenne als Traumjob: Dass das nur Märchen der Werbeindustrie sind, deckt der Tierschutz mit einem «Bullshit Award» auf.

Goldener Kuhfladen vom Tierschutz
Der Tierschutz vergibt einen goldenen Kuhfladen für weniger Bullshit in der Werbung. - Animal Rights Switzerland

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Tierschutzorganisation «Animal Rights Switzerland» vergibt den «Bullshit Award».
  • Dieser Negativpreis zeichnet Firmen aus, die Tierprodukte besonders beschönigend bewerben.
  • Die Organisation will damit die Öffentlichkeit aufklären.

So stellen wir uns das gerne vor: Schlachtrinder führen ein entspanntes Leben, Mastschweine suhlen sich glücklich im Schlamm, Hühner picken Körner auf der grünen Wiese. Die Tiere, die wir essen, hatten ein gutes Leben.

Doch dieses Bild entstammt nicht der Realität, sondern wurde geschickt von der Werbeindustrie kreiert. Und genau darauf will der Tierschutz aufmerksam machen.

Deshalb wurde zum ersten Mal der «Bullshit Award» vergeben. Die «Auszeichnung» richtet sich an Firmen, die Tierprodukte auf besonders beschönigende Art und Weise beworben haben. Ins Leben gerufen wurde der Award von «Animal Rights Switzerland», einer Organisation, die sich für den Tierschutz einsetzt.

Tierschutz zeichnet drei Firmen aus

Animal Rights Switzerland hat drei Firmen mit dem Negativpreis ausgezeichnet: THOMY, Suisseporcs, Denner und IP-Suisse.

«Die händs guet», «viel Platz zum Chille»: So bewirbt Suisseporcs, der Schweizerische Schweinezucht- und Schweineproduzentenverband, Schweinefleisch aus Schweizer Produktion.

Aktivistinnen vom Tierschutz
Die Aktivistinnen setzen sich für den Tierschutz ein. Hier mit dem Bullshit-Award vor dem Gebäude von Suisseporcs. - Animal Rights Switzerland

Die Realität sehe aber anders aus, so die Organisation: 10 Schweine leben auf der Grösse eines Autoparkplatzes und sie erleiden minutenlange Erstickungspanik im Schlachthof.

Währenddessen vermarktet THOMY seine Mayonnaise mit einem Spot, in dem sich ein Huhn für den «Traumjob» als Bio-Legehenne bewirbt. Dabei leiden die meisten Legehennen an schmerzhaften Knochenbrüchen – wegen Überzüchtung. Nach etwa einem Jahr werden sie getötet, weil sie nicht mehr rentieren.

In der Werbung von Denner und IP-Suisse spielen und kuscheln Mensch und Kuh. Die Botschaft dazu lautet: Behandle alle Tiere wie einen besten Freund. In der Realität werden Rinder nach kurzer Mast getötet. Und IP-Suisse-Wiesenmilch Kühe werden von ihren Kälbern getrennt und frühzeitig geschlachtet, sobald ihre Haltung zu wenig Profit einbringt.

Gutes Gewissen für den eigenen Konsum

Für den Tierschutz ist klar, dass diese beschönigenden Werbekampagnen den Konsumierenden ein gutes Gewissen eintrichtern würden. «Damit wird der Konsum von Tierprodukten künstlich angetrieben, was zu massivem Tierleid und einer miserablen Ökobilanz führt. Das kritisieren wir mit unseren Awards.» Dies sagt Céline Schlegel, Geschäftsleiterin von Animal Rights Switzerland.

Vegane Würstchen
Es gibt zahlreiche feine pflanzliche Alternativen zu Würstchen, Burger und Co. - Unsplash

Für sie ist klar: Wenn die Menschen wüssten, wie grausam die Tiere behandelt werden, würden sie schnell auf pflanzliche Produkte umsteigen. «Die Werbung will den Leuten weismachen, in der Schweiz sei alles Heidiland-Idylle. In Wahrheit beruhen tierische Produkte auch bei uns auf Gewalt am Tier.»

Öffentlichkeit aufklären

«Wir hoffen, dass die Firmen unseren Award zur Kenntnis nehmen und reagieren», so Schlegel. Das Ziel sei, dass es in Zukunft keine so abstrusen Werbungen mehr gebe. Man wolle mit der Aktion jedoch auch die Öffentlichkeit aufklären. So gingen in Zukunft hoffentlich weniger Menschen beschönigender Werbung auf den Leim, schliesst sie.

Haferdrink
Als Alternative zu Kuhmilch gibt es eine breite Auswahl an pflanzlichen Drinks, von Hafer bis Hanf. - Unsplash

Die Negativpreise in Form eines goldfarbenen Kuhfladens wollten Vertreterinnen der Tierschutzorganisation am 19. Dezember an die Firmen übergeben. Für eine persönliche Übergabe stand keines der Unternehmen zur Verfügung, trotz Vorankündigung. Die Awards wurden deshalb kurzerhand per Post verschickt.

Denner Schweiz und Nestlé Suisse/Thomy haben die Verleihung zur Kenntnis genommen. In ihrer Antwort an Animal Rights Switzerland gaben beide an, ihr Angebot an veganen Produkten laufend zu erweitern. Suisseporcs gab bis Redaktionsschluss keine Antwort.

Kommentare

User #1102 (nicht angemeldet)

Einfach nur zum Schämen!

User #3593 (nicht angemeldet)

Logik: Tierische Produkte wie Fleisch, Milch, Käse, Fisch etc. konsumieren ist für die Gesundheit nicht nötig. Deshalb: Vegan leben statt Tiere quälen! Punkt.

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