Die traditionellen «Gesellschaftsdamen» im japanischen Kyoto sehen sich vermehrt von fotowütigen Touristen belästigt. Jetzt greifen die lokalen Behörden durch.
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Eine Geisha in Kyoto. - Unsplash
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Geishas in Kyoto sind ein beliebtes Foto-Sujet bei Touristen.
  • Oft werden sie ungefragt oder aufdringlich abgelichtet.
  • Nun haben die Behörden in Kyoto ein Verbot ausgesprochen.

Sie sind aus Japan genauso wenig wegzudenken wie der Mount Fuji: Die Rede ist von den Geishas. Traditionell gekleidet, leisten sie Gästen während der mehrgängigen Kaiseki-Mahlzeiten Gesellschaft. Besonders häufig sind sie im Kyoto-Stadtteil Gion anzutreffen. Die frühere Hauptstadt verzeichnet mit ihren vielen Palästen, Schreinen und Parks ein immer grösseres Touristenaufkommen.

Taktloses Verhalten

Vermehrt beklagen sich die in Kyoto «Meiko» genannten Geishas, von Touristen, teils sehr aufdringlich, um Selfies gebeten zu werden. Nicht selten liegt dem taktlosen Verhalten ein Missverständnis über das Wesen der Geishas zugrunde: Diese sind Hüterinnen traditioneller japanischer Kunst, sie treten als Musikerinnen auf, führen Gespräche, zeigen traditionelle Tee-Darbietungen. Mit Erotik hat ihre Tätigkeit nichts zu tun.

Eine Geisha in Kyoto
Immer häufiger werden Geishas zum (un)gefragten Foto-Sujet. - Unsplash

Auch Restaurant- und Ladenbesitzer hatten sich in einer Umfrage negativ über das Verhalten der immer grösser werdenden Touristenmassen beklagt. Wie der «Guardian» berichtet, bezogen sich die Beschwerden etwa auf herumliegenden Abfall und öffentliches Rauchen. Aber auch Verkehrsbehinderungen und unbefugtes Betreten von Privatgrundstücken sorgen für Unmut. Ausserdem berichteten auch die Umfrage-Teilnehmer von Szenen, bei denen Geishas von Touristen belagert und für Fotos regelrecht verfolgt würden.

Hoffnung auf mehr Respekt

Die Behörden von Kyoto haben nun das Fotografieren der Geishas in Gion und weiteren Stadtteilen untersagt. Wer sie dennoch fotografiert beziehungsweise belästigt, riskiert eine Busse von bis zu 10'000 Yen (rund 91 Franken). An zahlreichen Strassen in Gion wurden inzwischen Warntafeln angebracht.

Rechtlich verbindlich ist das neue «Gesetz» allerdings nicht. Doch erhofft man sich dadurch einen respektvolleren Umgang der Besucher mit dem lokalen Gewerbe und insbesondere den japanischen Gesellschafterinnen.

Kyoto
Japan ist ein beliebtes Reiseziel für Touristen aus der ganzen Welt. Seitdem das Coronavirus wütet, hat sich die Zahl an Touristen drastisch reduziert. - Unsplash

In einem Pilotprojekt erhalten Besucher derzeit automatisch eine Nachricht mit «Benimmregeln» aufs Handy, sobald sie sich dem Stadtteil Gion nähern. Darin wird etwa darum gebeten, auf das Fotografieren der Geishas ohne deren explizite Erlaubnis zu verzichten. Und es wird darauf hingewiesen, dass das Betreten von Privatgrundstücken verboten ist.

Bis zu 40 Millionen Japanbesucher

Dass die Besucherzahlen Japans abnehmen, scheint unwahrscheinlich. 2018 besuchten bereits 31 Millionen Menschen Japan. Das waren 9 Prozent mehr als im Jahr davor. Fürs kommende Jahr wird angesichts der in Tokio stattfindenden Olympischen Spiele gar mit 40 Millionen Besuchern gerechnet.

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