Italiens neuer Norden: Langsamer Luxus am Gardasee & in Südtirol

Judith Heede
Judith Heede

Italien,

Italiens Norden hat sich gewandelt: von rustikal zu luxuriös. Exklusive Hotels am Gardasee und in Südtirol vereinen Slow Travel, Design, Wellness und Genuss.

Blick über Pool und Garten auf Gardasee, Cape of Senses
Blick über den Infinity-Pool und die terrassierten Gärten des Cape of Senses – weit hinunter zum schimmernden Gardasee. - Foto: Judith Heede

Das Wichtigste in Kürze

  • Südtirol und der Gardasee vereinen rustikalen Alpencharme mit mediterraner Leichtigkeit.
  • Im Cape of Senses stehen Saunen, Ruhebereiche, Yoga und Massagen auf dem Plan.
  • Im Alpiana können Gäste unter freiem Sternenhimmel schlafen.

Umgeben von Zypressen und den graugrünen Kronen jahrhundertealter Bäume thront das Cape of Senses. Eingebettet in die Terrassen eines ehemaligen Olivenhains öffnet sich von hier ein Panoramablick über den Gardasee. Wer hier ankommt, spürt sofort die Ruhe.

Kein Motorenlärm, kein hektisches Treiben, nur das Zirpen der Grillen, das Rascheln der Bäume im Wind und das entfernte Brummen einer Yacht, die über den See zieht, der sich tief unten wie ein blauer Teppich ausbreitet.

Ich kam total gestresst und angespannt an. Monate intensiver Hochzeitsplanung lagen hinter mir, dazu eine ausgiebige Feier, das ständige Bespassen von Familie und schliesslich auch noch ein Unfall im engeren Umfeld.

Alles zusammen hatte Spuren hinterlassen: innere Unruhe, verspannte Muskeln, Erschöpfung und ein Nervensystem am Anschlag. Doch schon nach zwei Tagen im Cape of Senses begann sich das zu lösen. Die Anspannung wich einer Ruhe, die so selbstverständlich wirkte wie der Duft von Rosmarin und Basilikum in der Luft.

Die neue Grandezza am Gardasee

Dass dieser Ort so wirkt, liegt nicht nur an der Landschaft, sondern auch an der Idee zweier Brüder. «Wir haben zehn Jahre nach der passenden Location am Gardasee gesucht,» sagt Johannes, «und als wir diesen Hang gefunden haben, wussten wir sofort, dass es passt.» Für Christian war es mehr als ein Projekt: «Es war unser Traum, seit vielen Jahren ein Fünf-Sterne-Hotel am Gardasee aufzumachen», erzählt er.

Christian und Johannes, eine Südtiroler Hoteliersfamilie, erfüllten sich mit dem Cape of Senses diesen Traum. Heute öffnet sich das Haus mit freiem Blick über den See, umgeben von Gärten, in denen wieder Oliven und Zypressen wachsen.

Das Resort verbindet Weite mit Intimität, Luxus und Tradition. Zimmer, die den Blick weit ins Grüne und bis zum See öffnen. Der Garten ist ein grüner Ruheplatz, bestehend aus Wiesen und Olivenbäumen, die in der späten Augustsonne Schatten Spenden. Wer möchte, wandert hinunter ins Dorf, doch die meisten Gäste bleiben, weil es schlicht keinen Grund gibt, diesen Mikrokosmos der Ruhe zu verlassen.

Rote Elektrovespa, Cape of Senses
Mit der roten Elektro-Vespa vom Cape of Senses können Gäste die Weinberge und Olivenhaine rund um den Gardasee erkunden. - Foto: Judith Heede

Im Inneren schlägt das Herz des Hauses im 2'000 Quadratmeter grossen Spa. Mehrere Saunen, Dampfbäder, weitläufige Ruhebereiche und ein Yoga- und Pilates-Programm fügen sich zu einem Wellnesserlebnis, das ganz auf Entschleunigung ausgerichtet ist. Besonders in Erinnerung bleibt mir die Aromaöl-Massage bei Martina, einer Therapeutin, deren Hände letzte Anspannung aus meinem Körper lösten.

Die Aromen des Nordens neu interpretiert

Die Kulinarik ist nicht weniger eindrucksvoll. Jedes Gericht erzählt hier die Geschichte des Nordens Italiens, aber neu interpretiert: leicht, elegant, fein abgestimmt. Am ersten Abend auf der Panoramaterrasse gibt es für mich frittierten Mozzarella mit gegrillten Feigen und Basilikum zur Vorspeise.

An Tag zwei schwelge ich in einem originellen Erbsengericht mit paniertem Ei. Grün, frisch und mediterran. Dazu werden Weine aus der Region gereicht, begleitet von Olivenölverkostungen, die zeigen, wie stark hier Tradition und Innovation ineinandergreifen.

Gericht, Erbsencremesuppe mit paniertem Ei
Originell interpretiert: ein grünes Erbsengericht mit frischem und paniertem Ei im Cape of Senses. - Foto: Judith Heede

Und doch bleibt das Cape of Senses nicht in der Zeit stehen. Mit E-Bikes oder einer E-Vespa erkunden Gäste die Hügel, besuchen Winzer, probieren die lokale Küche. Auf dem See warten Wassersportangebote. Der Luxus besteht nicht im Prunk, sondern in der Balance: zwischen Aktivität und Ruhe, Genuss und Achtsamkeit, Natur und Design.

Vom rustikalen Ferienziel zum neuen Luxus

Das Cape of Senses ist Sinnbild für den Wandel, den der Gardasee und mit ihm der Norden Italiens durchlaufen hat. Wer den See in den 70er- oder 80er-Jahren kannte, erinnert sich an Campingplätze, Segelschulen, Trattorien mit karierten Tischdecken. Der Charme war rustikal, unkompliziert, sportlich.

Heute tritt die Region in einer neuen Rolle auf: als Destination für anspruchsvolle Reisende, die Wellness, Design und Kulinarik suchen, ohne auf die Ursprünglichkeit zu verzichten. «Italiens neuer Norden» verbindet den rustikalen Charme der Alpenregion mit mediterraner Leichtigkeit. Und zwei Stunden nördlich zeigt sich dieses Prinzip in einem weiteren Hotel der Familie.

Raum und Leichtigkeit in Südtirol

In den Hügeln von Südtirol, umgeben von Apfelplantagen und Wanderwegen, liegt das Alpiana. Früher bekannt als Vollner Hof, wurde es 2015 vollständig renoviert und neu benannt – eine Wortschöpfung aus «Alpen» und «Mediterran». Genau das prägt den Charakter des Hauses: viel Raum, warme Hölzer, klare Formen und zugleich die Leichtigkeit des Südens.

Alpiana Hotel Südtirol, Pool, Ausblick
Das Alpiana: Familienhotel mit alpinem Charme und mediterraner Note. Hier treffen Kinderkino und Spielplatz auf Rooftop-Spa und Luxus-Suiten. - Foto: Judith Heede

Das Alpiana ist beides: Familienhotel und Adults-only-Rückzugsort. Auf der Dachterrasse mit Pool, Sauna und Panorama herrscht Ruhe, während unten Kinderkino, grosser Spielplatz und Tennisplatz für Abwechslung sorgen.

Die Suiten sind grosszügig, manche mit Open-Air-Betten, in denen man unter Sternen schlafen kann. Andere locken mit freistehenden Badewannen und offenen Grundrissen, die den Gästen vor allem eines schenken: Platz zum Atmen.

Auch hier verbindet sich Aktivität mit Entspannung. Man wandert zur kleinen Kirche St. Hippolyt, fährt mit dem E-Bike durch die Obstgärten oder spielt nach Südtiroler Jannis Sinner-Manier Tennis.

Am Abend überrascht die Küche mit Gerichten, die sich an Südtiroler Traditionen orientieren, aber mit feinem Sinn für das Zeitgemässe serviert werden.

Familie und Philosophie

Dass beide Häuser trotz ihres Luxus so nahbar wirken, liegt an der Familie hinter ihnen. Christian und Johannes leiten die Hotels gemeinsam, pendeln zwischen Südtirol und Gardasee. Die Mutter kümmert sich um die Gastronomie, der Vater um die Finanzen – jeder ist involviert.

Südtirol Kirche St. Hippolyt
Vom Alpiana Hotel zur Kirche St. Hippolyt: Ein einstündiger Spaziergang durch Apfelplantagen wird mit Panoramablicken über Südtirol belohnt. - Foto: Judith Heede

Es ist diese familiäre Handschrift, die die Häuser trägt: lässig, herzlich, mit dem Charme der Südtiroler Gastfreundschaft und gleichzeitig dem Selbstbewusstsein italienischer Grandezza.

Ihre Idee hat längst internationales Publikum erreicht. Neben Gästen aus Deutschland, Österreich und Italien sind auch Amerikaner auf den Geschmack gekommen, nicht zuletzt, weil die Familie ihre Projekte regelmässig in Miami vorstellt.

Italien hat seinen Norden neu erfunden. Aus der rustikalen Ferienregion der 80er-Jahre ist ein Reiseziel geworden, das Luxus und Leichtigkeit vereint. Das Cape of Senses am Gardasee und das Alpiana in Südtirol stehen exemplarisch für diese Entwicklung: zwei Orte, die Raum schenken, Genuss kultivieren und doch ihre Wurzeln nicht vergessen.

Für mich war es mehr als eine Pressereise. Ich kam mit ordentlich Ballast an und reiste mit Leichtigkeit wieder ab. Vielleicht liegt darin das eigentliche Souvenir dieses «neuen Nordens»: dass man leichter zurückkehrt, obwohl man in Italien war.

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