Um den Indian Summer zu erleben, muss man nicht nach Amerika oder Kanada reisen. Besonders eindrücklich zeigt sich das Naturphänomen auch im Engadin.
Indian Summer im Val Trupchun.
Herbslichtes Farbenmeer im Val Trupchun. - Engadin St.Moritz Tourismus / Federico Sette.
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Das Wichtigste in Kürze

  • Beim Ausdruck «Indian Summer» denkt man schnell an Nordamerika.
  • Auch im Engadin lässt sich diese Facette des Herbsts wunderbar erleben.
  • Beim Wandern oder Biken kann man besonders gut ins Farbenmeer eintauchen.
  • Wir verraten, welche Orte sich am besten dazu eignen.

Wenn die Tage kürzer und die Nächte kälter werden, dann ist es so weit. Die Natur im Engadin, so scheint es zumindest, möchte vor der kalten Jahreszeit noch einmal richtig Gas geben.

Laubbäume und Lärchen zeigen sich in prachtvollen Farben, und bringen so den Indian Summer in die Schweiz. Wie erleuchtet erscheint das südliche Hochtal zu dieser Jahreszeit.

Ab Mitte Oktober kann man fast zuschauen, wie das Grün der Lärchen zunächst gelblich, dann fast Orange wird. Und am Schluss flammt es wie als Krönung golden auf.

Die Lärchen ziehen dabei das Chlorophyll aus den Nadeln zurück, um es für den Winter im Stamm aufzubewahren.

Das Zusammenspiel der goldenen Lärchen Gestein, Himmel, türkisfarbenen Seen und vielleicht schon den ersten schneebedeckten Bergspitzen ist ein wahres Augenspektakel. Diesen speziellen Moment kann man am besten auf einer Wanderung oder Bike-Tour erleben.

Silsersee

Den Goldenen Herbst kann man im Engadin eigentlich überall erleben. Besonders eindrücklich aber ist er am Silsersee.

Und geradezu magisch ist er auf der bewaldeten Halbinsel Chastè, die wie ein Finger ins Blau des Silsersees hinausragt. Kein Wunder, hat dieser Ort Dichter und Philosophen gleichermassen angezogen.

Die Halbinsel Chatè im Silsersee.
Die Halbinsel Chatè im Silsersee. - Engadin St.Moritz Tourismus AG / Andri Giovanoli.

Ein wunderbares Bild: die weiss verzuckerten Bergspitzen, das tiefblaue Wasser des Sees und die goldenen Lärchen. Wenn diese dann ihre Nadeln abgeworfen haben, findet man mit etwas Glück die runden Silser Kugeln aus Lärchennadeln. Sie wurden durch die Wellenbewegungen am Ufer geformt.

Chamanna d‘Es-cha

Die Wanderung zur Chamanna d’Es-cha oberhalb von Madulain ist ein ideales Wanderziel. Vor allem, wenn man den Oberengadiner Hotspots im Herbst etwas entgehen will. Vom Albulapass (Alp Nova) her erreicht man die trutzige Alphütte in gut zwei Stunden, von Madulain her in drei.

Nach der Alp Es-cha Dadains wird es etwas anstrengend, wenn der Weg in unzähligen Spitzkehren hinauf zur SAC-Hütte führt. Dafür wird man oben mit einer grandiosen Aussicht entschädigt: auf der einen Seite die ganze Bernina-Gruppe, auf der anderen der Piz Kesch. Und unten im Tal die gelben Lärchenbäume.

Alp Trupchun

Wer im Herbst ins Oberengadin reist, tut dies vielleicht nicht nur, um den Indian Summer zu erleben. Im Nationalpark ist dann Hochsaison, wenn die lautröhrenden Hirsche um die Gunst der Hirschkühe buhlen.

Am besten erleben kann man dieses Spektakel auf der Alp Trupchun. Diese erreicht man nach rund zweieinviertel Stunden Wanderung ab dem Parkplatz Prasüras bei S-chanf.

Val Trupchun im Goldgewand.
Das Val Trupchun im Goldgewand. - Engadin St.Moritz Tourismus AG / Romano Salis.

Die Alp Trupchun gehört zu den wildreichsten Orten im Nationalpark. Hier bekommt man garantiert Hirsche, Gämsen und Steinböcke zu Gesicht.

Corviglia

Die Corviglia oberhalb von St. Moritz ist ein wahrer Bike-Berg – und ein Surf-Paradies. Allerdings der anderen Art, denn man surft mit zwei Rädern über Stock und Stein.

Vier Flow-Trails ohne enge Spitzkehren, dafür mit flüssig zu fahrenden Kurven, Mulden und Wellen warten hier auf abfahrtsbegeisterte Mountainbiker. Auf solche, die Erfahrung im Gelände mitbringen.

Moutainbiker auf den Flow Trails Corviglia.
Unterwegs auf den Flow Trails der Corviglia. - Engadin St.Moritz Tourismus AG / Filip Zuan.

Ambitionierte absolvieren gleich alle vier Trails. Die tolle Aussicht auf die Seenlandschaft und die verfärbten Wälder hat man so oder so auf sicher.

Bernina Express

Die UNESCO-prämierte Landschaft über den Berninapass lässt sich nicht nur mit dem legendären Zug der Rhätischen Bahn entdecken. Von Samedan aus führt auch der gleichnamige Mountainbike-Trail durch Lärchenwälder. Und vorbei an den Gletschern des Berninamassivs bis zur Passhöhe auf rund 2200 Metern über Meer.

Nach dem Lago Bianco lohnt es sich, auf der Alp Grüm eine Verpflegungspause einzulegen. Dabei lässt sich die Aussicht auf den Palü-Gletscher und in die Val Poschiavo geniessen. Technisch anspruchsvoll und steil bergab geht es dann ins südliche Poschiavo.

Die Rückfahrt nimmt man bequem mit der Rhätischen Bahn. Wer noch nicht genug hat, steigt beim Ospizio Bernina aus und geniesst die flowige Abfahrt nach Pontresina.

Val Susauna

Etwas abseits der beliebtesten Bike-Routen bietet sich die Val Susauna bei Chapella für Enthusiasten an. Entlang der friedlich plätschernden Vallember nimmt man den Weg durch lichte Lärchenwälder und vorbei an satten Wiesen Richtung Scalettapass. Einst führte hier ein Säumerpfad vom Engadin in die Landschaft Davos vorbei.

Das erste Stück bis zur Alp Pignaint fährt man auf einer Naturstrasse, danach wird der Weg steiler und anspruchsvoller.

Ab Punt dal Tschainger in Richtung Alp Funtauna, dem Endpunkt der Tour, kann man an den Berghängen noch Felsenkavernen entdecken. Diese wurden nach 1940 erbaut, um einem allfällig ins Engadin eindringenden Feind aufzulauern.

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