Ennio Morricone schrieb Filmgeschichte — mit der unverwechselbaren Musik, die er dazu komponierte. Der Komponist wird heute Samstag 90 Jahre alt.
Komponist Ennio Morricone bei einem Fotoshooting in Berlin.
Ennio Morricone wird 90 Jahre alt. Nau gratuliert herzlichst zum Geburtstag! - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Heute Samstag ist Ennio Morricone 90 Jahre alt geworden.
  • Die Musiklegende komponierte Stücke zu Western-Filmen wie «The Hateful Eight».

Er hat Uhrenticken, Schnee und Peitschenhiebe nicht nur in Western-Filmen zu Musik-Klassikern gemacht. Mit 90 Jahren komponiert Ennio Morricone zwar keine Filmmusik mehr, steht aber immer noch am Dirigentenpult.

Ennio Morricone winkt ab, wenn es um Fragen nach seinem Geburtstag geht. Seinen 90. will er im Familienkreis feiern. Aber er wird an grossen Würdigungen nicht vorbeikommen. Denn ohne Morricone wären viele Filme schlicht seelenlos.

Ein Ausschnit aus «Spiel mir das Lied vom Tod».

Der italienische Komponist hat es nicht nur geschafft, Kojotengeheul, rauchende Colts und galoppierende Pferde für Western-Klassiker zu vertonen. Seine Musik ist nicht Begleitwerk des Films, sondern eine eigenständige Kunst. Wer sie hört, hat das Kino im Kopf. Und wer sie hört, trägt einen Ohrwurm davon.

Die Bilder entstehen mit den ersten Tönen: Clint Eastwood legt die Knarre an, schiesst, reitet am Horizont entlang. Filme wie «Die glorreichen Halunken», «Eine Handvoll Dollar» oder «Spiel mir das Lied vom Tod» wurden zur Legende.

Legendäre Verbindung mit Sergio Leone

Morricone wird für immer mit den Italo-Western von Regisseur Sergio Leone in Verbindung stehen. Die beiden gingen bereits zusammen in die Grundschule in Rom, verloren dann aber den Kontakt zueinander. Ein Glücksfall für die Filmgeschichte ist, dass sie sich in den 1960er Jahren wieder trafen. «Wir waren in der Schule keine Freunde, aber wir sind es in diesem Moment geworden», erzählt Morricone in einem neuen Interviewbuch.

Ein Perfektionist ist Morricone, manche sagen ein Besessener. «Oft habe ich geschrieben und dann habe ich eine Note geändert, weil mir genau diese Note unerträglich auf den Sack ging», erzählte er. Über all der Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten habe er seine Frau vernachlässigt. «Es ist wirklich richtig schade, dass ich nicht mehr Zeit mit Maria verbracht habe.» Viel mehr Zeit habe er Orchestern und Regisseuren geschenkt.

Ennio Morricone (r) mit seiner Frau Maria Travia beim Filmfestival in Cannes.
Er wünschte, er hätte mehr Zeit mit seiner Liebsten verbracht: Ennio Morricone (r) mit seiner Frau Maria Travia beim Filmfestival in Cannes. - Keystone

Es heisst, Morricone habe schon als Sechsjähriger zu komponieren begonnen. Sein Vater spielte Trompete, und so begann auch er mit der Trompete. Er schuf Werke für Kammermusik und Gesangsstücke für Chöre. Aber Soundtracks waren seine wahre Passion.

Musik zu 450 Filmen

In seiner 60 Jahre währenden Karriere hat er für rund 450 Filme die Musik komponiert und mit den wichtigsten Regisseuren zusammengearbeitet. Von Brian De Palma («The Untouchables») über Roman Polanski («Frantic») und Barry Levinson («Bugsy») bis hin zu Giuseppe Tornatore («Cinema Paradiso», «La leggenda del pianista sull'Oceano»).

Er gewann sämtliche Preise von Golden Globes über Baftas bis hin zum Grammy. Aber erst spät hielt er die Statue in den Händen, die ihm seiner Meinung nach eigentlich schon viel früher zugestanden hätte: den Oscar. Fünf Mal war er nominiert und immer leer ausgegangen. 2007 bekam er zwar den Ehrenoscar für sein Lebenswerk, aber erst 2016 für die beste Filmmusik in Quentin Tarantinos «The Hateful Eight».

Ennio Morricone
Ennio Morricone dirigiert bei einem Konzert in Locarno (Archivbild). - Keystone

Er könne sich vor allem an das Gefühl erinnern, als er den Oscar nicht bekommen habe, erzählte Morricone der Deutschen Presse-Agentur im Sommer. «Weil ich immer dachte, ich hätte ihn verdient. Alle wussten, dass ich ihn verdient habe.» Trotz seiner Kontakte zu den grossen Hollywood-Regisseuren habe es ihn nie in die USA gezogen. Auch Englisch lernte er nie. Und er werde es auf seine alten Tage auch nicht mehr lernen, scherzte er.

Auch wenn er keine Filmmusik mehr komponiert: Er gibt immer noch Livekonzerte. Wenn er auf die Bühne geht, spürt man fast die Ehrfurcht der Musiker. Das Publikum wirkt beseelt, wenn die ersten Hits ertönen. Er sei immer noch ein wenig nervös, wenn er live dirigiere, sagte er. Denn Fehler kann er schlecht ertragen.

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