Das Liebesleben ist heute kompliziert geworden. Viele tun sich schwer zu erkennen, ob sie in der «Friendzone» feststecken oder ob es doch mehr ist.
Ein Paar
Aus Freundschaft kann Liebe werden. - Depositphotos
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die moderne Unverbindlichkeit erschwert Beziehungen.
  • Viele Menschen schrecken vor einer ernsten Bindung zurück.
  • Halbe Kompromisse wie «Mingle» machen unglücklich.

Noch vor einigen Jahrzehnten war das Liebesleben relativ einfach gestrickt. Irgendwann nahmen Jugendliche, meistens die Buben, ihren Mut zusammen und luden das Mädchen ihrer Träume zum Tanz ein. Oft war es ein Mädchen aus dem gleichen Dorf oder der Nachbarschaft, deren Eltern schon mit den eigenen Eltern bekannt waren. Funkte es, kam es oft bald zur Verlobung.

Doch die Zeiten haben sich geändert. Das Liebesleben und die Partnerwahl ist vielfältiger und aufregender geworden – aber auch komplizierter. Mit festen Beziehungen oder gar Heiraten wird sich immer mehr Zeit gelassen. Das Internet, Social Media und Dating-Apps wie «Tinder» haben die moderne Partnersuche noch einmal mehr stark verändert. Unverbindlichkeit ist Trumpf.

Freunde mit gewissen Vorzügen

Eine Frauenzeitschrift will herausgefunden haben, dass jede vierte Frau und jeder dritte Mann unter Beziehungsangst oder Bindungsangst leidet. Diese Menschen verbringen zwar gerne Zeit mit einem Menschen des anderen Geschlechts, doch so richtig auf eine Beziehung einlassen, können sie sich nicht. Stattdessen verschanzen sie sich hinter Ausdrücken wie «Friends with Benefits». Soll heissen: Es ist nur Freundschaft, aber mit gelegentlichem Sex.

Händchenhalten
Liebespaar. - Depositphotos

Ins gleiche Horn stösst der ebenfalls aus den USA herübergeschwappte Ausdruck «Mingle», eine Mischung aus Mixed und Single. Die beiden Beteiligten geben sich gerne als Paar, schlafen und kuscheln miteinander und sind füreinander da – solange es ihnen passt. Wer dann mal wieder frei sein möchte, seilt sich ab und geht dem Single-Leben nach. Dies kann eine Weile gut gehen, aber auch für enormen Frust sorgen, wenn der Halbpartner in einer Krise nicht da ist.

Es kann ja noch was Besseres kommen...

Die Schuld an dieser modernen Bindungsunfähigkeit wird oft bei Datingportalen und Apps wie Tinder gesucht. Schliesslich ist der nächste und potenziell noch bessere Partner stets nur einen Wisch nach rechts entfernt. Bei einigen Menschen führt dies zu regelrecht unverschämten Verhaltensweisen wie dem berüchtigten «Breadcrumbing»: Der beziehungsunfähige Mensch wirft dem aktuellen Dating-Partner immer wieder kleine Bröckchen (Breadcrumbs) an Aufmerksamkeit hin. So wird er bei Stange gehalten und hofft weiter auf mehr – meist vergebens.

Ein Paar in Bademantel
Ernsthafte Bindung schreckt vor allem Männer zurück. - Depositphotos

Bei manchen Menschen führt die Mischung aus Unabhängigkeitswunsch und Bedürfnis nach Nähe zu dem, was heute «Polyamorie» genannt wird: Mehrere Menschen führen transparent und einvernehmlich eine Beziehung untereinander. Dies ist nicht mit Polygamie zu verwechseln, der «Mehrehe», bei der meist ein Mann mehrere Ehefrauen hat.

Die Friendzone

Ein weiteres Phänomen ist die «Friendzone». Dabei ist eine Person verliebt, während die andere Person nur Freundschaft empfindet. Die Gründe sind vielfältig und oft leider so klischeehaft wie wahr: Die Frau findet den Mann zwar sympathisch und herzensgut, aber eben nicht körperlich attraktiv. Der Mann findet die Frau zwar nett, fühlt sich aber von ihrer Intelligenz bedroht.

Ob es nur Freundschaft ist oder mehr, lässt sich meist nur durch eine direkte Frage herausfinden. Wer dann erfährt, dass er oder sie in der Friendzone feststeckt, muss selbst entscheiden, ob das genügt. In vielen Fällen ist es weniger schmerzhaft, die Freundschaft ganz zu beenden, als zu beobachten, wie sich die geliebte Person anderweitig verliebt.

Ab wann ist es wirklich Liebe?

In diesen Zeiten der Unverbindlichkeit ist es schwer zu erkennen, wann aus dem lockeren Dating und Sex eine Beziehung geworden ist. Schliesslich haben die meisten Menschen erkannt, dass eine zu enge Beziehung mit permanentem Aneinanderklammern auch nicht gesund ist.

Ein Paar
Ist es Freundschaft oder Liebe? - Depositphotos

Ein Patentrezept gibt es nicht. Ein gutes Zeichen ist es jedoch, wenn erstmals längerfristig Unternehmungen geplant werden. Statt also freitagsabends per WhatsApp vorzuschlagen, morgen doch mal auf die Party des Kumpels zu gehen, wird schon ein Monat im Voraus eine Wochenendreise mit Konzertbesuch geplant. Noch besser ist es, wenn dabei gleich ein romantisches Hotel gebucht wird. Auch eine erste harmonisch verlaufende Ferienreise ist ein gutes Zeichen.

Daneben gibt es viele weitere Anhaltspunkte: Das Interesse an anderen Dates ist erloschen und sobald es etwas zu besprechen gibt, wird der Partner angerufen oder angetextet. Er/Sie wird zur wichtigsten Person im Leben und die Freunde des Partners werden allmählich die eigenen Freunde. Steht dann auch noch der erste Besuch bei den Eltern an, ist es offiziell eine Liebesbeziehung.

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