Am Himmel die Feuerwerke, im Bauch die Schmetterlinge: Zur Silvester-Mitternacht küssen sich tausende Paare. Warum eigentlich?
Ein Paar küsst sich zu Silvester.
Der Silvester-Kuss ist von Mythen umrankt und wird oft praktiziert. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Kuss zu Silvester symbolisiert für Paare das Versprechen auf ein gemeinsames Jahr.
  • Die Tradition des Küssens zum Jahreswechsel haben wir wohl den alten Römern abgeschaut.

Manchmal ist er feucht und flüchtig, dann wieder intensiv und verheissungsvoll: Der Silvester-Kuss. Die einen teilen ihn mit dem schönen Fremden im Club, die anderen mit der grossen Liebe unterm Sternenhimmel.

Gemein ist allen Schmatzern: Ein bisschen sind sie ein Versprechen. Auf ein gemeinsames Jahr für die einen, auf eine neue Liebe, viele Lieben und genügend Lust für die anderen.

Wer hat's erfunden?

Nein, die Schweizer waren es nicht. Vielmehr hat die Welt den Brauch des Neujahrs-Kusses in der Antike abgeguckt. Genauer: Bei den Römern. Das zumindest ist die aktuellste Theorie.

Im Alten Rom nämlich wurde in den Tagen um die Wintersonnenwende eine regelrechte Orgie gefeiert. Ein Fest, das die Grenzen zwischen Arm und Reich, Sklaven und Herren für einige Augenblicke verwischte und die Gesellschaft damit zusammenhielt. Gewidmet waren die Festtage dem Erntegott Saturn. Ihr Name: Die Saturnalien.

Die Ruine des Saturn Tempels im Forum Romanum in Rom.
Der Tempel des Saturn ist einer der ältesten im Forum Romanum in Rom. - Pixabay

«Es ist mir nicht gestattet, etwas Ernsthaftes oder Wichtiges zu tun, sondern bloss, zu trinken, zu lärmen, zu scherzen und Würfel zu spielen. Festkönige zu wählen, die Sklaven zu bewirten, nackend zu singen und mit Russ bestrichen in einen kalten Brunnen getaucht zu werden.» So beschrieb der griechische Autor Lukian von Samosata im 2. Jahrhundert nach Christus die Saturnalien.

Weihnachten und Karneval

Bei den Saturnalien wurde nicht nur gesoffen, als gäbe es kein Morgen, sondern auch hemmungslos geküsst. Als das Christentum Einzug hielt, wurden die Tage um die Wintersonnenwende kurzerhand umgedeutet in die Weihnachtstage. Und die Orgie? Die verschob man in den Februar, kurz vor die Fastenzeit, und nannte sie wahlweise Karneval oder Fasnacht.

Geblieben zwischen den beiden Feiern, so beschreibt es unter anderem Franz Steiner in Karin Schlotts «Brot und Spiele. Alltag im Alten Rom», ist der innige Kuss zu Silvester.

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