6 Fakten, die du über Aegosexualität wissen solltest
Sexuelle Nähe? Nur im Kopf. Liebe? Ganz real. Was Aegosexualität bedeutet – und wie sie Beziehungen mitgestaltet.

Manche Menschen geniessen das Kopfkino – ohne je die Bühne betreten zu wollen. Zwischen Fantasie und Wirklichkeit verläuft bei ihnen eine klare, persönliche Grenze.
Aegosexuelle Menschen gehören zum asexuellen Spektrum; zwar erleben sie sexuelle Erregung oder Fantasien, jedoch ohne den Wunsch, diese aktiv auszuleben. Ihr inneres Erleben von Lust ist meist deutlich vom realen Handeln getrennt.
Das kommt dir bekannt vor? Hier sind grundlegende Fakten – und Tipps, wie du dich verhalten kannst, wenn du deinen Partner oder dich wiedererkennst.
1. Erregung hat viele Kanäle
Du fühlst dich zurückgewiesen und sexuell frustriert? Dein aegosexueller Partner kann sich von deiner Anwesenheit erregt fühlen; dieses Gefühl mündet aber nicht in den Wunsch nach sexueller Intimität.

Dein Partner verarbeitet sexuelles Verlangen eben anders als du, und das ist völlig legitim.
Wichtig: Halte dich mit klassischen Erwartungen zurück und sei offen für neue Möglichkeiten, Nähe mit deinem Partner zu erfahren. Eure Beziehung hängt nicht von sexueller Aktivität ab –lass deinen Partner entscheiden, was sich richtig für ihn anfühlt.
2. Selbstverständlich romantisch
Aegosexualität und Romantik sind bestens miteinander vereinbar. Viele aegosexuelle Menschen erleben tiefe Liebe, sehnen sich nach dem anderen Menschen und geniessen romantische Gesten.
Pflegen Sie die Romantik auf nicht-sexuelle Weise – schreib ihm statt der WhatsApp doch liebevolle Briefe, plant Ausflüge zu besonderen Orten oder kuschelt miteinander, wenn es euch gefällt.
Frage deinen Partner, was ihm ein Gefühl der Verbundenheit gibt, und halte nicht darin zurück, ihn wissen zu lassen, wie du es gerne hast ....
3. Kopfkino bleibt oft privat
Aegosexuelle Menschen lassen sich durchaus auf Fantasien oder erotische Medien ein, ohne deren Inhalte hinterher in die Tat umsetzen zu müssen. Mentale Erregung ist ein spannendes Feld, körperliche Zusatzerfahrung oder Bestätigung braucht der aegosexuelle Mensch dafür nicht.
Für dich bedeutet das: Wenn dein Partner hocherotische Filme sieht, heisst das noch lange nicht, dass du gleich die entsprechenden Requisiten für euch im Laden um die Ecke besorgst.
Setze erstmal auf klassische Kommunikation. Dazu gehört auch der Respekto vor der Privatsphäre und Grenzen, in diesem Fall für dich. Erzählt dir dein Partner dann von sich aus, was ihn erregt oder aufgewühlt hat, ist das ein klarer Beweis für Intimität zwischen euch.
4. Körperliche Grenzen achten
Streicheln, Kuscheln oder sogar Händchenhalten sind in keiner Partnerschaft selbstverständlich – für aegosexuelle Menschen gilt dieser Satz mit Ausrufezeichen.

Aegosexuelle Menschen haben oft klare persönliche Grenzen – und deren Respekt ist entscheidend. Manche geniessen bestimmte Berührungen, andere nicht.
Für dich heisst das: vielleicht erstmal fragen «Kann ich dich umarmen», statt ihn stürmisch mit aufs Bett zu reissen. Nähe hat viele Facetten, auch Worte, schlichte Anwesenheit oder Mit-Sein mit dem anderen vermitteln in vielen Fällen schon das Gefühl, wertgeschätzt und vielleicht gar geliebt zu werden.
5. Gefühl von Anderssein überwinden
Hast du schon viel über Aegosexualität gehört?, nein?, eben. Genau deswegen fühlen sich viele aegosexuelle Menschen oft unverstanden bis abgelehnt, sie sind «anders».
Gesellschaftliche Vorurteile zu überwinden ist eine Mammutaufgabe, die ihre Zeit braucht. Umso wichtiger, dass du klar zu deinem Partner stehst, genau wie er ist, und er das auch so spürt.

Im Miteinander und Zusammenleben lernst du immer mehr Facetten von ihm kennen. Sie sind eine Stärke für eure Beziehung – und ihr die Keime einer neuen, toleranteren Gesellschaft.
6. Neue Formen von Nähe entdecken
Im Alltag zählen kleine Rituale, gemeinsames Lachen und Aufmerksamkeit. Liebe verschwindet nicht ohne Sex – sie findet neue Ausdrucksformen.
Das tut sie aber nicht allein, du und deine Kreativität sind gefragt. Schafft also neue, eigene Rituale der Bindung – studiert gemeinsam das Weltgeschehen, kocht ein Lieblingsessen, macht ein Sommerabendpicknick am See.
Emotionale Präsenz prägt eure Beziehung, körperliche Meilensteine sind sekundär. Es geht um die Zuneigung, die ihr euch täglich gebt und empfangt.