3 Gründe, warum Therapie-Sprache deine Beziehung kaputtmacht

Kiran Iqbal
Kiran Iqbal

Bern,

Ob «toxisch» oder «narzisstisch»: Psychologische Buzzwords sind heute gängig. So wirkt die typische Therapiesprache auf deine Partnerschaft.

Mann, Frau, Streit
Die Gefahr der Pop-Psychologie: Begriffe wie «Trauma» oder «getriggert» kommen inflationär und häufig falsch zum Einsatz. - Depositphotos

Sie sind überall zu hören ‒ in den sozialen Medien, in Gesprächen mit Bekannten. Und mittlerweile auch in der eigenen Beziehung.

Dabei ist der übertriebene Gebrauch von psychologischen Begriffen, die typisch für den sogenannten «Therapy Speak» sind, nicht ganz unproblematisch.

Sie führen zu zwischenmenschlichen Machtspielen

Psychologische Fachbegriffe, die unsachgemäss oder übermässig benutzt werden, setzen eine neue Art von Machtverhältnis in Gang. Wer einen Partner als »manipulierend« oder »kontrollierend« bezeichnet, stellt sich moralisch vermeintlich besser und suggeriert Überlegenheit.

Frau, Mann, Diskussion, Streit
Studien zeigen, dass Machtstrukturen in der Beziehung oft aus einem tiefen Bedürfnis eines der Partner nach Kontrolle und Sicherheit entstehen. - Depositphotos

Das erzeugt Distanz beim Gegenüber und führt dazu, dass er oder sie sich zurückzieht oder ihre echten Gefühle unterdrückt. Fakt ist jedoch: Fast jeder findet sich hin und wieder selbst in einer solchen Rolle wieder, ohne es bewusst zu wollen.

Sie begünstigen Identitätsverlust

Wenn Therapie-Sprech als Kampfmittel fungiert, hat das manchmal fatale Folgen für das Selbstbild des Angesprochenen. Sie beginnen, ihre eigenen Wahrnehmungen und Gefühle infrage zu stellen.

Zum Beispiel, wenn dir jemand sagt, du seist «narzisstisch» oder «toxisch», obwohl du nur gesunde Grenzen ziehst. Schnell entsteht ein innerer Konflikt, der dein Vertrauen in dich selbst zermürben kann.

Dieser negative Kreislauf aus Zweifeln und Angst schwächt das Selbstwertgefühl.

Realitäten werden entwertet

Beziehungen leben vom beidseitigen Respekt der unterschiedlichen Wünsche. Begriffe wie «abhängig» oder «Gaslighting» werden oft so gebraucht, dass diese die Bedürfnisse der Betroffenen herabsetzen.

Dabei handelt es sich häufig schlicht um Missverständnisse oder verschiedene Ausdrucksformen von Nähe und Distanz. Anstatt den anderen zu verstehen, wird so seine Erlebniswelt schlichtweg abgewertet.

Besser kommunizieren ohne Labels

Der beste Weg ist Ehrlichkeit. Statt den Partner gleich psychologisch zu labeln, hilft es, konkret zu sagen, wie du dich fühlst.

Mann, Depression, Fenster, traurig
Der Partner zieht sich zurück, fühlt sich in die Ecke gedrängt und unfair behandelt ‒ auch das sind mögliche Folgen des «Therapy Speak. - Depositphotos

Ein «Ich fühle mich nicht gehört, wenn du das sagst» trifft mehr als «Du gaslightest mich».

Allerdings: Psychotherapie-Begriffe sind nicht von sich aus schlecht.

Sie können Klarheit schaffen und helfen, sich selbst besser zu verstehen. Allein der Trend, sie überall und pauschal anzuwenden, verfehlt oft das Ziel. Weniger ist ‒ in diesem Fall ‒ also oft mehr.

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