Fröhlich pfeifend steuerte Micky Maus einen Dampfer den Fluss entlang: Vor 90 Jahren begann mit «Steamboat Willie» die Erfolgsgeschichte der Cartoon-Figur.
Ein Werbeplakat für «Mickey: The True Original Exhibition» ist zu sehen.
Ein Werbeplakat für «Mickey: The True Original Exhibition» ist zu sehen. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Zu Ehren der Disney-Ikone findet in New York eine Ausstellung statt.
  • «Mickey: The True Original Exhibition» hat seine Türen noch bis am 10. Februar geöffnet.

Alles begann mit einer Maus: In New York, wo Walt Disneys Zeichentrickfigur vor 90 Jahren ihre Weltpremiere in «Steamboat Willie» feierte, wurde nun die Pop-Up-Kunstschau «Mickey: The True Original Exhibition» eröffnet.

Hier kann man sehen wie Micky Maus von einem schwarz-weissen, pfeifenden Dampfschiffskapitän zum Führer der ultimativen Popkultur-Gruppe, dem «Mickey Mouse Club», wurde.

Die neue Kunstschau im trendigen Meatpacking-Viertel von Manhattan hat einen modernen Touch; sie zollt der niedlichen Popikone Tribut. Eine Fläche von 1486 Quadratmetern wurde in Galerieräume aufgeteilt. Kuratiert wird die Schau von Streatwear-Designer Darren Romanelli alias Drx, einem Spezialisten für die Dekontextualisierung und Dekonstruktion klassischer Marken wie Coca Cola, Converse oder Jaeger LeCoultre.

Zusammenarbeit mit Disney-Archiven

«Es gibt unglaubliche Installationen, in denen wir tief in die Geschichte von Mickey eintauchen», sagt Romanelli. Er hat zwei Jahre lang mit den Walt Disney Archiven in Burbank, Kalifornien, zusammengearbeitet. Seine Kunstschau ist eine Sammlung von alten Artefakten. Diese sind in Dialog gesetzt zu Werken, die zeitgenössische Künstler für die Ausstellung geschaffen haben.

In einer Videoinstallation mit dem Titel «Steamboat Redux» kann man den schwarz-weissen «Steamboat Willie»-Cartoon sehen, den ersten vertonten, öffentlich aufgeführten Zeichentrickfilm mit Micky Maus, wie die Figur im Deutschen benannt wurde.

Gleich daneben haben 30 Künstler aus der ganzen Welt den Kurzfilm neu animiert. Man sieht also Szene für Szene gleichzeitig eine moderne und eine klassische Version.

Durch den Spiegel

Ein anderes, wunderschönes Kunstwerk von Daniel Arsham zeigt eine überlebensgrosse Micky Maus, die aus einer weissen Wand tritt, inspiriert von dem Cartoon «Thru the Mirror» aus dem Jahr 1936, in dem Micky in einen Spiegel läuft.

«Die grösste Herausforderung bestand darin, die Künstler authentisch zu integrieren», erzählt Romanelli der Nachrichtenagentur APA. «Jedes Mal, wenn Sie zeitgenössische Kunst in eine Umgebung einarbeiten, in der es sich um eine alte, etablierte Marke handelt, benötigen sie Feingefühl, damit begeisterte Fans der Marke es genauso mögen wie die Fans der Künstler.»

Muse für Popkultur

Die Räume zeigen Mickys Werdegang von seinen Anfängen als Skizze, über seinen ersten Stummfilm «Plane Crazy» (1928), seinen Durchbruch mit «Steamboat Willie», bis hin zu seinen Auswirkungen auf die Populärkultur als Muse für moderne Kunstwerke und Verbraucherprodukte.

In einem Raum hängt ein Micky-Maus-Gemälde des legendären und an Aids verstorbenen US-Künstlers Keith Haring. In einem anderen Raum hängen alte Merchandising-Artikel, einschliesslich einer alten Plüschfigur von Charlotte Clark aus dem Jahr 1930. Die Puppe, die unter vielen Sammlern als Prunkstück jeder Disneyana-Sammlung gilt, war das erste offizielle Stofftier, das jemals von Walt Disney Productions lizenziert wurde.

Zur Ausstellung gehört zudem eine Nachbildung des 1990er-Jahre Sets des «Mickey Mouse Club», jener Fernsehserie, die so lukrative Karrieren wie die von Britney Spears, Justin Timberlake und Ryan Gosling ankurbelte. Der interaktive Raum bietet zahlreiche Fotomöglichkeiten für Besucher und sogar einen Eisstand mit eigens für die Ausstellung kreierten Sorten.

Zahlreiche weitere Künstler

Ein Dutzend Künstler und Künstlerinnen haben zur Schau beigetragen. Die Britin London Kaye hat ein Wandgemälde gehäkelt, inspiriert vom ersten in Farbe produzierten Micky-Maus-Film «The Band Concert» (1935). Auch der Kurator Romanelli hat ein Werk beigesteuert: einen riesigen Bären, eingewickelt in alte Micky-Maus-Shirts, die er seit 20 Jahren sammelt.

Die Schau endet mit einer Cosmic Cavern von Kenny Scharf, ein Zeitgenosse von Andy Warhol, Jean-Michel Basquiat und Keith Haring - alles Künstler, die Micky Maus in ihre Kunst einarbeiteten. Der 60-Jährige hat aus Micky-Memorabilia eine seiner berühmten psychedelischen Höhlen fabriziert, Räume in ultraviolettem Licht mit Neonfarben, für die er in den 1980er-Jahren bekannt wurde.

«Das ist etwas, wofür ich wirklich gekämpft habe», betont Romanelli, «um meiner Vision treu zu bleiben.» Seine Herangehensweise an das Erzählen von Geschichten sei schon immer disruptiv gewesen. «Ich versuche, die Grenzen so weit wie möglich zu verschieben, um die Art und Weise herauszufordern, wie Konsumenten Medien und Produkte wahrnehmen.»

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