«Begonnen hat alles im Müll», erzählen die beiden Industriedesigner Simon Oschwald und Fabian Engel, die den diesjährigen James Dyson Award gewonnen haben.
Die Beinprothese aus Recycle-Müll gewann den diesjährigen James Dyson Award. - Nau

«Thermoplastische post-consumer Kunststoffabfälle»? Ab diesem Wort legt der Otto Normalverbraucher die Stirn in Falten. «So werden die Kunststoffverpackungen genannt, die von uns Konsumenten meistens sofort wieder weggeworfen werden», klärt der Industriedesigner Simon Oschwald auf.

Von den weltweit jährlich produzierten Kunststoffverpackungen würden 72 Prozent in der Natur oder auf Deponien landen. «Das ist eine ziemlich grosse Menge Kunststoffabfall, wenn man bedenkt, dass jährlich 78 Millionen Tonnen produziert werden. Wir haben uns gedacht, dass man daraus eigentlich etwas Sinnvolles machen könnte.»

Simon Oschwald (26) aus Chur und Fabian Engel (26) aus St. Gallen haben an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK Industriedesign studiert. In ihrer Diplomarbeit konzipierten sie eine kostengünstige Beinprothese aus recyceltem Plastikmüll, die den Ärmsten dieser Welt zu Gute kommen soll: «Wir wollten unsere Fähigkeiten als Designer nutzen, um etwas Positives zu bewirken», sagt Fabian Engel.

So sind die beiden Studenten im März 2018 nach Kenia gereist, um Einblicke in bestehende Prothesenprojekte sowie in die lokale Kunststoffabfallverwertungsindustrien zu erhalten.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Zwei Schweizer Studenten haben eine Beinprothese aus recyceltem Plastikmüll erfunden.
  • Die günstige Beinprothese soll in Entwicklungsländern wie Kenia auf den Markt kommen.
Beinprothese aus recyceltem Plastik-Abfall: Interview mit den beiden Industriedesigner, Fabian Engel und Simon Oschwald. - Nau

Die Herausforderung der kenianischen Hocktoilette

Menschen, denen in einem weniger entwickelten Land wie Kenia ein Bein amputiert wurde, würden mit anderen Herausforderungen konfrontiert, als dass es hier in der Schweiz der Fall sei, erklärt Simon Oschwald: «Hocktoiletten, welche oft in ländlichen Gebieten Kenias vorkommen und für deren Benutzung eine kauernde Position eingenommen werden muss, können mit herkömmlichen Prothesen kaum gemeistert werden. Die Betroffenen müssen vor jedem Toilettengang die Beinprothese ausziehen.»

Mit diesen Eindrücken und Erfahrungen machten sich die jungen Männer ans Werk, tüftelten an unzähligen Modellen, bis sie im Sommer ihr Prototyp in der Hand hielten. Dieser brachte ihnen den diesjährigen «James Dyson Award» ein. Mit dem Studium sind Simon Oschwald und Fabian Engel nun fertig. Mit dem Projekt «Circleg» fangen sie gerade erst richtig an.

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