Eine Untersuchung an über 43'000 Personen zeigt: Das Trinkverhalten als Teenager kann sich Jahrzehnte später rächen.
Die Folgen spürt man erst später: Durstige Partytiger verlangen ihrem Körper viel ab. Bild: iStock
Die Folgen spürt man erst später: Durstige Partytiger verlangen ihrem Körper viel ab. Bild: iStock - Community
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Trinkverhalten von Jugendlichen lässt Rückschlüsse über das spätere Risiko für Lebererkrankungen zu.
  • Wer jung täglich mehr als drei Standardgläser Alkohol trank, erlitt 40 Jahre später drei Mal häufiger Leberschäden.

Mit den Freunden feiern und betrunken bis in die frühen Morgenstunden durch die Ausgangsmeilen ziehen – so sehen die Wochenenden vieler Jugendlicher aus. Was für junge Menschen Erholung ist, verdammt deren Lebern zu Schwerstarbeit. Denn dieses Organ muss den Alkohol im Körper wieder abbauen.

Nun entdeckten schwedische Mediziner: Das Trinkverhalten von Jugendlichen lässt Rückschlüsse über das spätere Risiko für Lebererkrankungen zu.

In ihrer Untersuchung verglichen die Forscher den Alkoholkonsum von über 43’000 wehrpflichtigen Schweden im Jahr 1970 mit deren Krankenakten bis 2009. Die 18- bis 20-jährigen Männer durchliefen bei der Einberufung ins Militär einen Gesundheitscheck, der auch ihr Trinkverhalten erfasste. Rund vierzig Jahre später zeigte sich: Wer als Jugendlicher täglich mehr als drei Standardgläser Alkohol – also eine Stange Bier, ein Deziliter Wein oder vier Zentiliter Schnaps – trank, erlitt drei Mal häufiger Leberschäden. Von den Vieltrinkern erwischte es drei von hundert Personen, bei denjenigen, die als Teenies weniger tranken, war es nur eine von hundert. Und bei rund 200 der Vieltrinker führte die Leberkrankheit innerhalb dieser 40 Jahre zum Tod.

Frauen waren nicht Teil dieser Untersuchung. Doch andere Studien zeigen, dass das Risiko für alkoholbedingte Leberschäden bei Frauen tendenziell sogar noch höher ist.

Vom Rauschtrinken zum chronischen Missbrauch

Allerdings: «Der Zusammenhang zwischen Trinken als Teenie und Leberkrankheiten heisst nicht, dass der frühe Alkoholkonsum die späteren Erkrankungen direkt auslöst», sagt Monique Portner-Helfer, Mediensprecherin von «Sucht Schweiz». Entscheidend sei vielmehr, wie die Menschen sich später im Leben verhalten würden. «Viele Personen, die sich als Jugendliche häufig bis zum Rausch betrinken, konsumieren auch als Erwachsene Alkohol auf problematische Weise», sagt die Expertin. Das hat drastische Folgen: Jedes Jahr sterben in der Schweiz rund 1600 Personen aufgrund von Alkoholkonsum. Und der Missbrauch belastet das Gesundheitswesen mit jährlich mehr als 600 Millionen Franken.

Viele Leute seien sich nicht bewusst, welche Alkoholmenge angemessen und sicher ist, sagt Portner-Helfer. Dabei gibt es Faustregeln für «risikoarmes Trinken». Diese lauten: Männer sollten an keinem Tag mehr als zwei bis maximal drei Standardgläser alkoholhaltiger Getränke konsumieren. Bei Frauen ist es weniger: Ein bis maximal zwei Gläser gelten als unbedenklich. Zudem sollte man pro Woche an mindestens zwei Tagen ganz auf Alkohol verzichten.

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