Lange Zeit ein Tabu, redet man auch heute über die Menstruation entweder gar nicht, sonst wissenschaftlich – oder mit einem der 9000 Begriffe dafür weltweit.
Menstruation Poetisch Rosenblätter Erdbeeren
Poetische Annäherungsweisen an die Menstruation gehören meist zu den schöneren. Rosenblätter oder Erdbeeren werden gern gebraucht. - Pexels
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Menstruation war lange Zeit ein gesellschaftliches Tabu.
  • Bis zu 9000 verschiedene Begriffe soll es weltweit für die Menstruation geben.
  • Die Spannweite reicht dabei von poetisch über peinlich bis politisch – und Ungesagtem.

Langsam werden ihr mit freien Tagen und ausgelegten Intimprodukten in der Öffentlichkeit die Türen geöffnet: die Rede ist von der weiblichen Menstruation. Höchste Zeit also, sich der Frage zuzuwenden, wie wir eigentlich über die Menstruation sprechen.

Eine repräsentative Umfrage vom Juni diesen Jahres, durchgeführt von Groupe Mutuel, ergab, dass eine grosse Mehrheit der Schweizer Frauen ihre Menstruation eher mit negativen Begriffen verbindet.

Das Wort «Menstruation» bezieht sich ja erst mal nur auf den Monat, das Phänomen des zyklischen Wiederkehrens der «Regel». Die Period-App Clue hat nach eigenen Angaben über 5000 verschiedene Termini für die Menstruation gesammelt, manche Autoren gehen gar von über 9000 sogenannter «Euphemismen» aus.

Die Poetischen

Nicht wirklich, aber doch ein bisschen poetisch geht es zu, wo von der Erdbeerwoche oder Marmelade die Rede ist – hier wegen der Farbe und der Konsistenz. Auch Randen gehören in diese Begriffskategorie.

Klar, dass hier besonders die Franzosen aufbieten können, zum Beispiel mit «Le Beaujolais nouveau est arrivé»: der frische und junge rote Wein ist gekommen.

Die Peinlichen

Es fängt an mit dem Vater, der freudestrahlend bemerkt: «Jetzt bist du eine echte Frau geworden.» Wer solche Familie peinlich findet, ist auch mit dem Ausdruck «Tante Rosa» bedient.

Quartiert sich so eine Dame erst mal bei einem ein, ist es schwer, sie schnell wieder loszuwerden. Je nach Land, in dem so eine ungewünschet Person erscheint, kann sie auch ein Mann sein: Andres, Giorgio oder Ugo.

Menstruation Tabu Öffentlchkeit Blut
Noch peinlich, eher wissenschaftlich oder klar politisch? Menstruation taucht bei uns gerade erst aus der Tabuzone in die Öffentichkeit auf. - Pexels

Abstossend wird es mit Ausdrücken wie die «Monsterwerdung» («Monstruación» in Anlehnung an «Menstruación»), «Beefsteak auftauen», «Es stinkt nach Fisch», «Deine Teufel» oder «Der Vampir», die in ihrer Mehrheit in verschiedenen Ländern Südamerikas zu hören sind.

Die Politischen

Das Warum noch offen, ist Tatsache, dass die Menstruation gerne auch mit Feindbildern aus Kriegssenarien in Verbindung gebracht wird.

Die «Rote Armee», wahlweise auch die «Kommunisten im Hause der Lust» oder «Die Russen sind da» sind entsprechende Begriffe aus Deutschland.

Ähnlich Frankreich: Hier sind «die Briten im Höschen gelandet», sei es wegen derer roter Uniform in vergangenen Zeiten oder weil Frankreich, woher dieser Begriff stammen soll, und die Briten einander nicht grün waren, sondern eher rot sahen.

Auch «Japan greift an» gehört in diese kriegerische Kategorie, eher in englischsprachigen Ländern und Pazifikanrainern bekannt.

Auch Männer haben so «ihre Tage»

Zwischen scheusslich, beschämend und schön fällt die Balance bei Umschreibungen der Menstruation leider und sehr eindeutig zugunsten der ersten beiden aus.

Doch: Auch Männer können, obwohl keine Menstruation, auch solche «Tage» haben, an denen die Hormone das Zepter in die Hand nehmen. Und jetzt suchen Sie mal nach Kose- oder Schmähwörtern für «Testosteron»: na? Nichts gefunden?

Mit Blick auf die aktuelle gesellschaftliche Entwicklung hat Sprache hier für beide Seiten eine Menge aufzuholen

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