Verschwörungsnarrative bieten einfache Erklärungen für komplexe Fragen und können eine zerstörerische Wirkung entfalten. Diese gefährdet Informationskompetenz.
Informationskompetenz
Verschwörungstheorien gibt es schon lange und meistens halten sich diese sehr hartnäckig. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Verschwörungsnarrative verknüpfen Ereignisse zu überzeugenden Erzählungen.
  • Verschwörungsnarrative bieten Überlegenheitsgefühl und Zugehörigkeit.
  • Informationskompetenz stärkt die Resilienz gegenüber Verschwörungsnarrativen.
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Verschwörungsnarrative basieren auf einer spezifischen Verknüpfungsstrategie. Scheinbar zusammenhanglose Ereignisse und Beobachtungen werden zu einem kohärenten Gesamtbild verwoben.

Sie bieten alternative Erklärungen für Ereignisse oder Zustände, die oft im Widerspruch zur wissenschaftlichen Lehre stehen. Diese Narrative können eine starke Anziehungskraft haben, da sie oft einfache Antworten auf komplexe Fragen bieten.

Wie Verschwörungsnarrative Realität schaffen

Dabei vertauschen die Erzähler die Ebenen. Die Schöpfung des Verschwörungsnarratives wird als Entdeckung dargestellt. Sie präsentieren ihre eigenen Verknüpfungen als blosse Enthüllung einer vermeintlich bereits existierenden Verschwörung.

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Soziale Medien spielen eine zentrale Rolle bei der Verbreitung von Verschwörungsnarrativen. - zVg

Obwohl die Verknüpfungen in der Realität keine gemeinsame Grundlage haben müssen, entfalten sie durch deren Verbreitung reale gesellschaftliche Effekte. Wer Zweifel äussert, wird als Teil der Verschwörung abgetan, was eine Widerlegung erschwert.

Die Psychologie der Verschwörung

Oft sind es nicht nur einfache Fehlinformationen, die Menschen dazu bringen, an Verschwörungen zu glauben. Die alternativen Erklärungen vermitteln ihren Anhängern ein Gefühl der Überlegenheit gegenüber jenen, die die «offizielle» Version der Ereignisse akzeptieren.

Zudem geht auch um das Bedürfnis, sich als Teil einer Gruppe zu fühlen, die über «geheimes Wissen» verfügt. Dieses Gefühl der Zugehörigkeit und der Überlegenheit kann besonders verlockend sein, wenn man sich von der Gesellschaft entfremdet fühlt.

Verschwörung und Extremismus

Verschwörungsnarrative liegen vielen extremistischen Weltanschauungen zugrunde. Die Anschläge in den vergangenen Jahren waren zum Teil durch Verschwörungsnarrative inspiriert, insbesondere durch das Narrativ des «grossen Austausches».

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QAnon ist eine Verschwörungstheorie, die ihre Ursprünge in den USA hat und seit 2017 im Internet verbreitet wird. Mann mit Q-Symbol an einer Wahlveranstaltung. - zVg

Die Empfänglichkeit für Verschwörungsnarrative verstärkt extremistische Absichten. Dies insbesondere, wenn diese mit Merkmalen wie geringer Selbstbeherrschung, geringem Anspruch zur Einhaltung von Gesetzen und niedriger Selbstwirksamkeitserwartung einhergeht.

Verbreitung durch soziale Medien

Falschinformationen, beispielsweise in Form von Zeitungsenten, sind schon lange Teil der Mediengeschichte und Verschwörungsnarrative. Insbesondere solche mit antisemitischem Hintergrund, existieren bereits seit Jahrhunderten.

Die Verbreitung von Verschwörungsnarrativen wird allerdings durch soziale Medien verstärkt. Die Algorithmen dieser Plattformen neigen dazu, Inhalte zu fördern, die starke emotionale Reaktionen hervorrufen. Dies führt zu Echokammern, in der sich Verschwörungsnarrative schnell verbreiten können.

Strategien zur Bekämpfung von Verschwörungsnarrativen

Kritisches Denken, Informationskompetenz und Toleranzvermittlung sind Schlüsselkomponenten zur Stärkung der gesellschaftlichen Resilienz gegenüber Verschwörungsnarrativen. In der Kommunikation ist es wichtig, Gemeinsamkeiten zu finden und legitime Bedenken anzuerkennen. Damit kann man den Backfire-Effekt zu vermeiden suchen.

Es ist entscheidend, geduldig zu sein. Interaktionen, die Wut oder Frustration hervorrufen könnten, sollte man vermeiden. Ziel ist es, den Betroffenen eine neue Sicht zu vermitteln, wobei der Aufbau einer Beziehung wichtig ist.

Schliesslich sollte man versuchen, eine umfassendere Sichtweise zu vermitteln. Durch die Informationskompetenz sollen Individuen befähigt werden, Quellen zu hinterfragen und Fakten von Fiktion zu unterscheiden.

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