Informationskompetenz: Als Rosinenpicken wird die Manipulationstechnik bezeichnet, bei der nur Belege angeführt werden, die die eigene Argumentation stützen.
Informationskompetenz cherry picking Rosinenpicken
Cherry picking oder eben Rosinenpicken ist eine der bekanntesten Manipulationsstrtegien. Hierbei werden bewusst Informationen, die nicht die eigenen Annahmen stützen, ausgespart. - zVg
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Das Wichtigste in Kürze

  • Rosinenpicken ist eine weit verbreitete Technik zur Manipulation der Öffentlichkeit.
  • Das Rosinenpicken ist die wohl am häufigsten eingesetzte Manipulationsstrategie.

Absichtliches Rosinenpicken liegt vor, wenn durch absichtliche Weglassung Argumente überzeugender gemacht werden sollen. Dieser Ansatz birgt zwar das Risiko eines Glaubwürdigkeitsverlustes, wenn die Manipulation entdeckt wird. Der rhetorische Wert überwiegt aber oft dessen potenzielles Risiko.

Unbeabsichtigtes Rosinenpicken ist darauf zurückzuführen, wie die Menschen Informationen verarbeiten und Entscheidungen treffen. Ein Bestätigungsfehler beziehungsweise eine Bestätigungsverzerrung (confirmation bias) ist ein Begriff der Kognitionspsychologie.

Damit wird die Neigung bezeichnet, Informationen so auszuwählen und zu interpretieren, dass diese die eigenen Überzeugungen bestätigen. Aus kognitiver Sicht ist es in der Regel einfacher und daher auch attraktiver, schnell eine Auswahl zu treffen.

Rosinenpicken wird auch oft in Verbindung mit anderen Trugschlüssen verwendet wie beispielsweise dem Anekdoten-Argument.

Beispiele des Rosinenpicken

In den Medien wird das Rosinenpicken gerne verwendet, wenn nur eine Seite einer Geschichte dargestellt wird. Ein Journalist, der Rosinenpicken betreibt, könnte zum Beispiel nur die Tatsache erwähnen, dass einige Wissenschaftler mit der Konsensposition zu einem Phänomen nicht einverstanden sind. Dies, während er die Tatsache ignoriert, dass die grosse Mehrheit der Wissenschaftler diese Position unterstützt.

In der Politik wird ständig auf das Rosinenpicken im politischen Diskurs zurückgegriffen. Zum Beispiel greifen Politiker gerne selektiv auf Informationen über den Erfolg oder Misserfolg einer Massnahme in anderen Ländern zurück. Dies, um für oder gegen die Umsetzung dieser Massnahme im eigenen Land zu argumentieren.

Harking

In der Wissenschaft ist Rosinenpicken weit verbreitet zum Beispiel in der Form des Harking («Hypothesizing After the Results are Known»). Auf Deutsch: Die Bildung der Hypothesen nach dem Bekanntwerden der empirischen Ergebnisse.

Bei Übersichtsstudien besteht Rosinenpicken, wenn nur die Studien berücksichtigt werden, die die bereits bestehende Meinung stützen. Dies, während die Studien ignoriert werden, die ihr widersprechen.

Rosinenpicken wird in der wissenschaftlichen Forschung als «Occams Besen» bezeichnet. Hierbei werden unbequeme Fakten im Interesse einer klaren Interpretation einer unübersichtlichen Realität unter den Teppich gekehrt. Dies ist eine falsche Anwendung des «Occams Rasiermessers». Dieses besagt, dass man die Hypothese vorziehen sollte, die am wenigsten Annahmen erfordert.

Wie man mit Rosinenpicken umgeht

Es ist wichtig, auf die ausgelassene oder selektiv ausgewählte Information hinzuweisen. Um unbeabsichtigtes Rosinenpicken zu vermeiden, sollte man sich immer fragen, ob es zusätzliche Beweise gibt. Man sollte zudem vermeiden, zu früh Hypothesen aufzustellen.

Sinnvoll ist auch der Rückgriff auf «Debiasing»-Massnahmen (deutsch etwa «Entzerren»). Diese zielen darauf ab, negative Effekte durch kognitive Verzerrungen zu vermindern.

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