Über Geld spricht man nicht: Diese Einstellung ist falsch. Mit Vertrauten sollten die Finanzen nämlich regelmässig Thema sein – aus mehreren Gründen.
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Den Notfallordner immer zur Hand: Enge Vertraute sollten wissen, wo wichtige Unterlagen zu Finanzen und Versicherungen zu finden sind. - Christin Klose/dpa-tmn
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Das Wichtigste in Kürze

  • Über Geld sollte man regelmässig reden, mit dem Partner oder sogar der Familie.
  • Gerade Kinder lernen im Austausch, besser und souveräner eigene Entscheidungen zu treffen.
  • Finanzexpertin empfiehlt einen Notfallordner mit Daten zu Versicherungen und Policen.

Offen über Finanzen reden? Für einige ist das immer noch ein Tabu. Wie viel man verdient und welche Vermögenswerte vorhanden sind, bleibt oft unter Verschluss.

Doch gerade im engsten Vertrauten-Kreis ist diese Herangehensweise falsch – aus verschiedenen Gründen.

«Nicht mal der eigene Partner kennt die Finanzen»

«Viele reden nicht mal mit dem eigenen Partner über die Finanzen», sagt die Finanzexpertin Annabel Oelmann.

Sie wissen oft nicht mal, was der andere verdient», so Oelmann weiter. Der Grund hierfür sei oft Angst.

«Beispielsweise die Angst vor dem Neid der anderen oder die Angst, selber als erfolglos zu gelten», so Oelmann. Aber auch die Angst davor zu erkennen, dass die Situation der familiären Finanzen doch nicht so rosig ist, kann hemmen.

Doch Einkommen, Vermögen und Schulden im engsten Familienkreis zu thematisieren ist empfehlenswert.

Auch mit Kindern über Geld sprechen

«Eltern sollten altersgerecht mit ihren Kindern über Finanzen sprechen», sagt Monika Müller, Finanzcoach.

Dazu gehöre auch, über die Höhe des Einkommens zu sprechen. Es sei wichtig zu wissen, was sich die Familie deswegen finanziell leisten könne und was nicht. «Es geht schliesslich darum, den Nachwuchs zu befähigen, eines Tages selbst souverän mit Geld umzugehen», so Müller.

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Finanzen: In einer Familie sollte man regelmässig über Geld sprechen – nicht nur beim Monopoly. - Pixabay

Auch im eigenen Interesse sollten Erwachsene das Thema Finanzen gegenüber den engsten Vertrauten nicht aussparen. Nebst Partner oder Partnerin und Kindern können das auch die eigenen Eltern, Geschwister oder besten Freunde sein.

«Man hilft einander, geht gemeinsam die Optionen durch, wenn es etwa um eine bestimmte Geldanlage geht», sagt Oelmann.

Notfallordner sollte wichtigste Dokumente bereithalten

Neben den Finanzen sollten auch vorhandene Versicherungen und Verträge Thema sein. Im Notfall ist es von Vorteil, wenn Angehörige über bestehende Policen und Verpflichtungen Bescheid wissen.

Hilfreich könne hierbei ein Notfallordner sein, in dem die wichtigsten Informationen und Dokumentenkopien abgeheftet sind, sagt Müller. Diesen sollte jede und jeder so früh wie möglich zusammenstellen.

Weiterbildung Vertrag
Weiterbildung: Unterschriebene Verträge sollte man in Kopie auch an einem zugänglichen Ort aufbewahren, um im Notfall darauf schnellen Zugriff zu haben. - Pixabay

In den Notfallordner gehören etwa Angaben zu existierenden Bankkonten und Aktiendepots, Kopien von Miet- und Telekommunikationsverträgen sowie von sämtlichen Policen.

«Damit alles reibungslos läuft, sollte man einer vertrauten Person eine Bankvollmacht erteilen», so Müller. Laut der Expertin gehöre eine Kopie davon auch in den Order.

Aktualisierungen sind essenziell

Auch eine Patientenverfügung sollte in dem Notfallordner nicht fehlen. Mit einer Patientenverfügung kann jeder seinen Willen in Sachen medizinischer oder pflegerischer Behandlung festhalten. Dies insbesondere im Fall, dass er oder sie sich nicht mehr selbst dazu äussern kann.

Eine solche Patientenverfügung kann man kostenlos online erstellen – zum Beispiel auf der Webseite der Verbraucherzentralen.

Patientenverfügung Schmerz Dokument Kugelschreiber
Mit einer Patientenverfügung kann man seinen Willen für den Fall festhalten, dass man sich wegen Krankheit nicht äussern kann. - Pixabay

Einen Notfallordner zu erstellen, ist zwar zunächst einmal aufwendig und zeitintensiv. «Viele schieben das vor sich her», sagt Müller.

Aber zu glauben, dass später immer noch Zeit dafür sei, die eigenen Sachen zu regeln, sei falsch. Schliesslich lässt sich das eigene Schicksal nicht planen.

Schwierig sei ohnehin nur der Auftakt, sagt Annabel Oelmann. Wer einmal alle Unterlagen beisammen hat, habe es künftig leichter, Anpassungen im Notfallordner vorzunehmen.

Mindestens einmal pro Jahr über Geld sprechen

Regelmässige Aktualisierungen sind dabei essenziell, schliesslich ändern sich Verträge immer mal wieder, neue kommen hinzu. Doch die Kommunikation ersetzt der Ordner nicht.

«Mindestens einmal im Jahr sollte man im Kreis seiner Lieben über persönliche Geld-Dinge reden», empfiehlt Müller.

Wie aber anfangen, wenn bislang der Grundsatz «über Geld spricht man nicht» galt? «Sich einfach trauen», rät Oelmann. Wer erst einmal loslege, merke oft, dass es gar nicht so schwer ist.

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