Während einer Mahlzeit zu trinken soll angeblich nicht gut für die Verdauung sein. Was ist dran an dieser Regel, die viele aus ihrer Kindheit kennen?
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Trinkt man während einer Mahlzeit, bremst das die Verdauung nicht aus, sondern nutzt ihr sogar. Vor allem dann, wenn das Wasser im Glas lauwarm ist. - Christin Klose/dpa-tmn
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Das Wichtigste in Kürze

  • Wer beim Essen etwas Flüssigkeit zu sich nimmt, hilft dem Speisebrei in den Magen.
  • Nur übertreiben sollte man es nicht, um die Magensäure nicht zu sehr zu verdünnen.
  • Wer zum Glas greift, trinkt am besten lauwarmes Wasser – das regt die Verdauung an.

Am Essenstisch etwas trinken – ja oder nein? Diese Frage beschäftigt vor allem Eltern kleiner Kinder. Denn oft haben sie von ihren eigenen Eltern gelernt: Getrunken wird erst nach dem Essen.

Die Befürchtung dahinter: Die Flüssigkeit verdünnt die Magensäure, die Verdauung funktioniert nicht mehr so gut. Stimmt das?

«Ein Funken Wahrheit ist da durchaus dran», sagt Internist Prof. Johannes Georg Wechsler. Während des Essens vollständig aufs Trinken zu verzichten, hält er aber nicht für ratsam.

Die Magensäure wird verdünnt

Aber der Reihe nach: Der menschliche Organismus produziert pro Tag bis zu vier Liter Magensaft. Diese Salzsäure zersetzt die Nahrung in ihre Einzelteile, die der Körper dann weiterverarbeitet.

Mit der Nahrung nehmen wir auch Keime auf. Zwar wird ein Teil von ihnen durch den Speichel abgetötet. Für die Keime, die es dennoch in den Magen schaffen, ist dort in aller Regel Endstation: Sie überleben den Kontakt mit der Magensäure nicht.

Glas Wasser Zitrone Teller Essen
Gegen ein Getränk zum Essen ist nichts einzuwenden. Die Magensäure wird nämlich erst bei grösseren Mengen Flüssigkeit so verdünnt, dass sich das bemerkbar macht. - Christin Klose/dpa Themendienst/dpa-tmn

Ganz aufs Trinken verzichten – das muss aber nicht sein. Das sagt Ernährungsberaterin Rita Rausch: «Ein Glas Wasser beim Essen schadet nicht – im Gegenteil.»

Laut Rausch rutscht dadurch der Speisebrei, der im Mund mit Speichel versetzt wurde, besser in Richtung von Magen und Darm.

Mit Kindern am Tisch hilft ein Kompromiss

Rita Rausch kann aber dennoch nachvollziehen, warum in manchen Familien die Regel gilt, dass erst nach der Mahlzeit getrunken wird. «Das ist häufig dann angesagt, wenn Kinder nicht so viel Spass am Essen haben», sagt die Ernährungsberaterin.

Eltern seien wohl in Sorge, dass das Getränk ihren Nachwuchs von der Nahrung ablenke – mit der Folge, dass das Kind wenig isst und somit nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird.

«Für solche Fälle bietet sich ein Kompromiss an», so Rausch. Trinken beim Essen ist dann für die Kleinen erlaubt. Aber: Nur ein Glas, dessen Inhalt das Kind gut über die Mahlzeit verteilt zu sich nimmt.

Getränke können Geschmack übertönen

Stellt sich die Frage: Wenn ein Getränk am Tisch erlaubt ist – welches am besten? «Wasser», sagt Johannes Georg Wechsler, «um das Essen auch wirklich zu schmecken.»

Frau Wasser Glas trinken
Wer beim Essen trinkt, greift am besten zu Wasser. Denn das verfälscht den Geschmack der Mahlzeit nicht – anders als Wein, Limo oder Cola. - Christin Klose/dpa-tmn

Dabei spiele es keine Rolle, ob es sich um stilles oder sprudelndes Wasser oder um Leitungswasser handele. Zwar trinken viele Erwachsene beim Essen auch Wein oder Bier – «aber letztendlich stört das den Geschmack des Essens.»

Und obendrein ist Alkohol eine Kalorienbombe.

Das gilt auch für Limonaden, Cola oder Fruchtsäfte, so Ernährungsberaterin Rita Rausch. Wer einem Glas Wasser beim Essen nichts abgewinnen könne, für den sei womöglich ungesüsster Früchtetee eine Alternative.

Ein Espresso nach dem Schlemmen

Übrigens kann man, wenn man mag, auch auf die Temperatur des Getränkes achten. «Optimal ist es, wenn das Wasser lauwarm ist», so Wechsler.

Denn lauwarmes Wasser mit einer Temperatur von etwa 36 Grad rege den Stoffwechsel und damit die Verdauung an. Das tut gerade nach einem ausgiebigen Essen gut.

Was übrigens ebenfalls der Verdauung hilft – zumindest für Erwachsene: «Nach dem Essen einen Espresso trinken», sagt Wechsler. Die im Espresso enthaltenen Bitterstoffe helfen ebenfalls, die Verdauung in Gang zu setzen.

Ganz abgesehen davon, dass so ein starker Kaffee-Shot nach dem Essen für viele ein Genuss ist.

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