Was halten Sie von ein bisschen Jesus in der Suppe? Oder eher Erdnüssen statt Eiern? Gleich vorweg: Schildkröteneier jedenfalls sollten es lieber nicht sein ...
Brot Eier Ostern Teigwaren
Sieht gut aus und schmeckt oft noch besser: ein klassischer Osterkranz oder grosses Osternest, meist aus Hefeteig. - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • Ostern ist ein christliches Fest.
  • Kaum ein Gericht könnte das symbolisch deutlicher machen als die Fanesca in Ecuador.
  • Aber auch das Miteinanderteilen ist in manchen Ländern so wichtig wie das Rezept selbst.
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Ostern ist ein christliches Fest. Das spiegelt sich in einigen Kulturen bis heute in ganz besonderen Rezepten wider. Woanders ist der gesellschaftliche Kontext ausschlaggebend für das, was zur Feier aufgetischt wird.

Und in manchen Gegenden ist das echte Problem nicht, wo auf einmal so viele Eier für den Ostersonntag herkommen sollen – sondern dass es so viel Reptil gibt für die Tage davor ...

1. Ecuador: 12 Apostel in der Suppe

Die Suppe «Fanesca» in Ecuador verbindet die indigene Kosmogonie mit den religiösen Überzeugungen, die per Kolonisatoren angekommen waren. Die reichhaltige Suppe beendet das Fasten in der Karwoche, also der Woche vor Ostern.

Zutaten Tisch Gemüse Körner
Zwei, vier, zwölf ...? Die Summe der Zutaten der Suppe Fanesca aus Ecuador steht für die Anzahl der Apostel Jesu, nämlich zwölf. - Depositphotos

Man sagt, dass Jesus zwölf Apostel hatte. Und ihnen zu Ehren hat diese Suppe klassisch zwölf nahrhafte Zutaten. Dazu gehören unter anderen Mais, Bohnen, Bohnen, Maniok, Süsskartoffel, Kürbis, Erbsen, Koriander und Kabeljau, für den guten Geschmack gern auch frittierte Kochbananen, Petersilie und Käse.

Der süsse Mais zum Beispiel steht für Petrus, Jesus wird durch den Kabeljau repräsentiert. Ein Gericht, nach dessen Verzehr man sich wirklich satt, zufrieden und dem Himmel etwas näher fühlt.

2. Senegal: Essen bringt Menschen zusammen

Glaubt man der Food-Kooperative Abarca mit afrikanischen Wurzeln, weiss man: Im Senegal wird das Essen in der Karwoche nicht nur für die eigene Familie zubereitet, sondern dafür, es mit Nachbarn und Freunden zu teilen.

Damit erwidern die Christen eine Geste, die ihnen die muslimische Glaubensgemeinschaft entgegenbringt, die in diesem Land die grosse Bevölkerungsmehrheit darstellt. Es gibt «Ngalakh», ist eine traditionelle Süssspeise aus Hirse, Erdnusspaste und der Frucht des Affenbrotbaums.

Ei Erdnuss Tisch Blatt
Erdnüsse und Eier sind sich nicht nur in der Form ähnlich. Auch an Ostern kommen beide zum Einsatz. Wenn auch in unterschiedlichen Kulturen. - Depositphotos

Die alte Tradition des Miteinanderteilens stärkt nicht nur aufgrund ihrer Zutaten, sondern vor allem die Bindungen zwischen den Menschen beider Religionen. Durchaus auch was für andere Jahreszeiten ...

3. Georgien: Mit den eigenen Verstorbenen teilen

Auch in Georgien wird Essen geteilt. Ein besonderer Tag ist für die orthodoxen Christen Ostermontag, der Tag der Toten. Jede Familie in Georgien besucht zu Ostern das Grab von Angehörigen auf dem Friedhof, um es schön herzurichten.

Gemeinsam isst man dort eine Kleinigkeit, trinkt ein Glas Wein, und lässt dann – ähnlich Mexiko im November – für den Verstorbenen noch etwas vor Ort.

Opa Enkelin Osterbrot Ei
Welches Ei hält länger durch? Auch Spiele mit diesem Hauptdarsteller gehören in vielen Ländern ganz klar zu Ostern. - Depositphotos

Typisch in Georgien ist ein Osterbrot (Paska) und Eier – rot gefärbt. Das hat mit dem Namen von Karfreitag zu tun: auf Georgisch der «Rote Freitag».

4. Karibikküste: Eier von Schildkröten

Manche Tiere werden nicht für das gejagt, was sie sind, sondern für das, was sie nicht sind: rotes Fleisch. Da in der Karwoche kein rotes Fleisch gegessen werden darf, sind Alternativen begehrt. So um die Osterzeit an der Karibikküste von Kolumbien.

Es trifft vor allem Schildkröten, Leguane und kleine Kaimane. Das Fleisch soll exquisit sein, und ihm werden heilende Kräfte nachgesagt; auch die Eier werden teuer gehandelt.

War das vor ein paar Hundert Jahren noch gang und gäbe, ist die Jagd heute verboten und ein empfindliches Ökosystem in Gefahr, warnt die lokale Humboldt-Stiftung. Manchmal ist vegan eben zweifellos die bessere Lösung ...

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