Gehören Sie auch zu denen, die verzweifeln, weil sie es nicht schaffen, fettfrei zu essen? Freuen Sie sich lieber. Sie brauchen Fett. Vor allem Ihr Gehirn.
Frau Sushi Fisch gesund
Ob Lachs oder anderer Fisch: Kaltwasserfische gelten als ausgezeichnete Omega-3-Quellen. - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • Fette in der Ernährung gelten bis heute im Allgemeinen als ungesunde Dickmacher.
  • Doch der Körper braucht Fett: Das menschliche Gehirn besteht sogar daraus.
  • Omega-3-Fettsäuren gelten als die besten Fette für einen gesunden Geist.
Ad

Sie greifen seit Jahren nur noch zum Low-Fat-Joghurt aus dem Kühleregal? Beim Salatdressing setzen Sie am liebsten nur auf Limette ohne alles? Sie dachten, Fett macht dick, dumm und dämlich?

Falsch gedacht. Das Gegenteil ist richtig: Fett macht schlau.

«Kein Fett ist immer besser»: Warum denken wir so?

Dass Fett in unserem Denken heute negativ besetzt ist, hat viele Gründe. Obwohl auch medizinische Ursachenforschung bei Krankheiten eine Rolle dabei spielt, sind die Gründe für Herrn und Frau Schweizer vor allem gesellschaftlicher Natur.

Das Schönheitsbild der westlichen Gesellschaft feiert nicht die wohlbeleibte Frau (oder den dickbäuchigen Mann), sondern das schlanke, straffe Wesen.

Frau Jeans Diät Apfel
Der Klassiker: Die junge, schlanke Frau, die dank Apfeldiät ihre Kleidernummer reduziert. Wirklich ein Vorbild? - Depositphotos

Fett auf dem Körper ist also schon aufgrund gesellschaftlicher Vorgaben etwas, das man loswerden, nicht halten und noch weniger erreichen oder irgendwie maximieren will.

Kaloriendichte = «Dickmacher» = «ungesund»?

Auch die (Pseudo-)Wissenschaft trug ihren Teil zu diesem Denken bei, und zwar mit ausgeklügelten Ernährungsweisheiten, in deren Zentrum die Kalorien positioniert wurden.

Weil Fett das Lebensmittel mit der höchsten Kaloriendichte ist, hatte es schon verloren, bevor der Kühlschrank überhaupt geöffnet wurde.

«Das» Fett galt lange Zeit als schlimmster Dickmacher überhaupt, Assoziationen wie «schädlich» und «ungesund» lagen auf der Hand.

Was hat Fett mit unserem Gehirn zu tun?

Studien zeigen, dass wir Fett selbstverständlich brauchen. Und: Es ist nicht einfach ein Bestandteil des Körpers der warmhält oder als Reserve dient.

Omega-3 Fisch Öl vegan
Das Gehirn braucht Nahrung, und darin die mehrfach ungesättigte Fettsäure Omega-3. Leinsamen oder fetter Fisch zum Beispiel sind gute Lieferanten. - Depositphotos

Denn, halten Sie sich fest: Unglaubliche 60 Prozent unserer Gehirnmasse bestehen aus Fett. Und einige Fette sind fürs Gehirn noch wichtiger als andere: Omega-3-Fettsäuren zum Beispiel.

Wie kommt das Fett ins Gehirn?

In das Gehirn kommt Fett über die Blutbahn, nachdem es über die Ernährung in den Körper aufgenommen wurde. Im Gehirn dann greifen die Zellen zu und bauen die einzelnen Fettbausteine in ihre Zellmembranen ein, wo sie ihre wichtigen Funktionen erfüllen.

Tatsächlich stellten in den 1970er-Jahren Forscher erstmals einen spannenden Zusammenhang von fettreicher Ernährung und kognitiver Funktion fest.

Sie fanden heraus, dass Menschen in Regionen mit einer hohen Fischkonsumrate tendenziell eine bessere kognitive Leistung zeigten. Und Fisch enthält, Sie ahnen es schon: viel Omega-3.

Weniger schlau bis krank bei zu wenig Fett

Wo das Fett in der Nahrung fehlt, ist das ein Problem fürs Gehirn. Das zeigen Studien an Magersüchtigen. Magersüchtige nämlich verweigern Essen. Studien zeigen: Ihrem Gehirn fehlt Energie zum Arbeiten, folglich wird es langsamer.

Noch bemerkenswerter: Nicht nur der sichtbare Körper nimmt ab und wird dünner, wenn jemand zu wenig isst. Auch das Gehirn ist betroffen. Es schrumpft.

Frau Tisch Apfelschnitz Magersucht
Nicht nur der Körper wird dünner bei dem, der zu wenig isst. Auch das Gehirn wächst nicht oder schrumpft sogar. - Depositphotos

Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme sind die Folge, sogar niedrigere Intelligenzquotienten sollen gemessen worden sein bei Menschen, die an Magersucht leiden.

Grundsätzlich bringt man psychische Probleme und Depressionen, sogar Alzheimer, Demenz und Parkinson auch mit Mangelernährung in Verbindung – und mittlerweile spezifisch auch mit Omega-3.

«Zu viel» Fett als Trigger für die Neuronen

Aber auch zu viel Fett kann dem Kopf schaden. Beispiel Diabetes.

Frau nackt Schokolade Muffin
Zu viel Fett in der Ernährung macht kurioserweise Lust auf mehr ... und vor allem Zucker. - Depositphotos

Erst vor ein paar Jahren bestätigte das deutsche Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung mit Sitz in Köln in einer Studie, dass bei dem, der viel Fett in seiner Nahrung zu sich nimmt, dem Gehirn Glukose fehlt, also Zucker, also Energie, sprich: die Power, damit es denken kann.

Das Gehirn lässt das nicht auf sich sitzen, und sorgt für guten Appetit, und zwar auf: Süsses. Durch eine Kombination von Faktoren kann dieser Mechanismus dann der erste Schritt zu Diabetes sein.

Sowohl das Beispiel Magersucht als auch das Beispiel Diabetes zeigen, wie wichtig es ist, sich auszukennen, was Fett für den Körper und Geist angeht – und es nicht einfach per se zu verdammen.

Brainfood: Diese Fette sind gut fürs Gehirn

Unter den verschiedenen Fetten sind für das Gehirn vor allem Omega-3-Fettsäuren relevant.

Zu den Nahrungsmitteln, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind, gehören zum Beispiel fetter Fisch wie Lachs, Makrele und Sardinen und Algenöl. Der Körper kann sie gleich als solche verwerten, weshalb diese Nahrungsmittel als die besten für das Gehirn gelten.

Nun tischen die wenigsten von uns zweimal pro Woche Fisch zu Mittag auf, wenn überhaupt noch zu Hause gekocht wird. Auch mit Veganismus verträgt sich diese Assoziation eher nicht so gut.

Nüsse Gehirn Walnuss Modell
Sie ähneln sich nicht nur in der Form: Walnüsse sind Omega-3-Konzentrate und damit top heimisches Brainfood. - Depositphotos

Gute alternative und vor allem auch heimische Lebensmittel mit Omega-3 sind dann Rapsöl und Leinöl. Zwei Mahlzeiten Seefisch pro Woche entsprechen dabei etwa einem Teelöffel täglich an Öl.

Als weitere gute und tendenziell heimische Quellen gelten Kürbiskerne, Leinsamen, Chiasamen, Walnüsse, Hanfsamen oder Sojabohnen. Sie können als Snack gegessen oder in Salaten, Müslis oder Backwaren verwendet werden. Zudem kann Omega-3 gut über Mikroalgenöle oder Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

DepressionenLebensmittelVeganEnergieStudieNatur