Bandscheibenvorfälle gehören zu den häufigsten Beschwerden im Land. Doch was geht eigentlich im Körper vor und wie gehen Sie mit dem Bandscheibenvorfall um?
Frau von Hinten
Ein Bandscheibenvorfall im Rücken ist sehr schmerzhaft. - Pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei einem Bandscheibenvorfall ist die Hülle der Bandscheibe gerissen.
  • Austretende Flüssigkeit drückt schmerzhaft auf die Nerven.
  • Die Schmerzen strahlen bis in die Arme und Beine aus.
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Die Bandscheiben gehören zu den am meisten belasteten Gelenken des Körpers, werden jedoch von den meisten Menschen eher rücksichtslos behandelt. Das moderne Leben schadet ihnen zusätzlich.

Als Folge kommt es immer häufiger zu Bandscheibenvorfällen, die den Betroffenen aufgrund der starken Schmerzen zu Bewegungslosigkeit verurteilen.

Alltag belastet Bandscheiben

Der menschliche Körper besitzt insgesamt 23 Bandscheiben, die als Puffer zwischen den Rückenwirbeln stecken.

Tagtäglich werden die Wirbel und damit auch die Bandscheiben stark strapaziert: Beim zu langen Sitzen insbesondere am Computer, beim einseitigen Heben von schweren Gegenständen und durch Übergewicht.

Die Bandscheiben bestehen aus einem weichen Kern, dem Nucleus pulposus, und einem schützenden Faserknorpelring, dem Anulus fibrosus. Dieser verschleisst im Laufe der Zeit durch die anhaltende Belastung und wird rissig.

Die zähe Gallertflüssigkeit des Kerns drängt dann in die Risse und drückt den Ring weiter nach aussen. Dabei kommt es zunächst zu einer Vorwölbung (Protrusion) der Bandscheibe.

Bleibt diese unerkannt, führt der Druck des Gallertkerns früher oder später zu einem Bandscheibenvorfall (Prolaps). Die Medizin spricht von Diskushernie.

Männer häufiger betroffen

Etwa fünf Prozent der Menschen erleiden früher oder später einen Bandscheibenvorfall. Männer zwischen 30 und 50 Jahren sind dabei überdurchschnittlich häufig betroffen.

Der Prolaps muss dabei nicht unbedingt mit plötzlichen starken Schmerzen einhergehen wie bei einem Hexenschuss. Es gibt viele Fälle, in denen der Bandscheibenvorfall eher zufällig bei einer Routineuntersuchung entdeckt wird.

Starke Schmerzen treten insbesondere dann auf, wenn die zähflüssige Gallertmasse aus dem Kern aus dem gerissenen Ring nach aussen dringt. Sie drückt so auf die höchst empfindlichen Nerven im Rückenmark.

Die Schmerzen strahlen dann oft in den ganzen Körper bis zu den Füssen und Händen aus. In den meisten Fällen ist die Lendenwirbelsäule betroffen. Ein Prolaps in der Brust- oder Halswirbelsäule ist selten, aber auch nicht unmöglich.

Diagnose in der Regel eindeutig

Da die Schmerzen eindeutig sind, wird der Arzt nicht lange nach der Diagnose suchen müssen. Die Diagnose wird durch bildgebende Massnahmen wie Röntgenbilder, Computertomografie oder ein MRT bestätigt.

Auf den Bildern sieht der behandelnde Arzt genau, welche Bandscheibe betroffen ist und wie stark der Vorfall ist.

In den meisten Fällen kann der Bandscheibenprolaps mit einer konservativen Therapie behandelt werden. Zum einen verschreibt der Arzt schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente, die dem Patienten einen normalen Alltag ermöglichen.

Dazu kommen durchblutungsfördernde beruhigende Wärmebehandlungen, zum Beispiel mit Wärmekissen oder mit Packungen.

Diagnose
Ein Bandscheibenvorfall lässt sich meist eindeutig diagnostizieren. - Depositphotos

Sobald die Schmerzen etwas abgeklungen sind, wird er Physiotherapie verordnen. Mit Hilfe von Krankengymnastik wird die Mobilität Schritt für Schritt wiederhergestellt.

Im Idealfall heilt der Bandscheibenprolaps vollständig ab: Die Risse schliessen sich und die Bandscheibe kann ihre normale Aufgabe als Puffer zwischen zwei Rückenwirbeln erneut richtig wahrnehmen.

Operationen meist überflüssig

Noch immer raten Ärzte häufig zu einer Rücken-OP. Dabei haben Studien gezeigt, dass es operierten Patienten langfristig nicht besser oder schlechter geht, als konservativ behandelten Patienten.

Die normale Behandlung ist in 85 bis 90 Prozent aller Fälle erfolgreich und für den Patienten weit weniger belastend. Operationen sollten nur dann erfolgen, wenn die konservative Therapie auch nach längerer Zeit nicht anschlägt. Oder dann, wenn es zu extremen Schmerzen oder Lähmungserscheinungen kommt.

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