Im Tiefschlaf durch den Garten spazieren oder den Kühlschrank leeressen, ohne dass man es bemerkt: Schlafwandeln kann belastend sein.
Frau, die schlafwandelt
Schlafwandeln: Wenn man im Tiefschlaf Dinge erledigt. - depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • Die offizielle Bezeichnung für das Schlafwandeln lautet Somnambulismus.
  • Drei Prozent der Schweizer verlassen nachts schlafend das Bett.
  • Oft stecken bisher unerkannte Krankheiten dahinter.
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Das Klischee sieht den Schlafwandler im bodenlangen Nachthemd über die Hausdächer spazieren. So dramatisch ist es meist nicht.

Die meisten gehen in der Wohnung oder seltener im Garten umher. Einige räumen auch den Kühlschrank leer und wundern sich am nächsten Morgen über das Schlachtfeld Küche.

Kinder sind weit häufiger betroffen als Erwachsene

Somnambulismus nennt die Medizin das Phänomen des Schlafwandelns. Eine Kombination der lateinischen Wörter Somnus (Schlaf) und Ambulare (Umhergehen).

Meist dauert es nur einige Minuten, ehe der Betroffene von selbst ins Bett zurückkehrt.

Es gibt jedoch tatsächlich Schlafwandler, die im Tiefschlaf ganze Mahlzeiten kochen oder das Haus putzen. Wenn sie am nächsten Morgen im Bett aufwachen, haben sie keine Erinnerung an das Geschehen.

Kind schlafwandelt
Bei Kindern tritt Schlafwandeln häufig auf. - depositphotos

Während unter den Erwachsenen nur zwei bis drei Prozent der Bevölkerung schlafwandelt, sind es bei Kindern bis zu 30 Prozent.

Meist beginnt das Schlafwandeln im Grundschulalter und hört mit Erreichen der Pubertät von alleine auf. Da der Somnambulismus in manchen Familien gehäuft auftritt, vermuten Forscher einen genetischen Zusammenhang.

Schlafwandeln: Ein unreifes Nervensystem und psychischer Stress

Bei Kindern wird ein noch nicht ausgereiftes zentrales Nervensystem als Ursache für das Schlafwandeln betrachtet. Dafür spricht, dass sie mit dem Erwachsenwerden aufhören, nachts umherzugehen.

Doch auch Stress und seelische Belastungen können bereits Kinder und Jugendliche umtreiben.

Bei erwachsenen Schlafwandlern zählen Stress und Probleme zu den häufigsten Ursachen. Viele Betroffene sind introvertierte Personen mit geringem Selbstwertgefühl.

Doch auch länger anhaltender Schlafmangel, Fieber und Schmerzen können dahinter stecken. Während eine volle Blase die meisten Menschen aus dem Schlaf reisst, gehen einige stattdessen im Tiefschlaf zur Toilette.

Schlafwandler niemals wecken

Das Klischee des Schlafwandlers, der vom Dach zu stürzen droht, ist in der Realität kaum möglich. Allerdings kann es bei wiederholtem Schlafwandeln sinnvoll sein, Sicherheitsvorkehrungen zu treffen.

Dazu gehört es, die Balkontüre und bestimmte Fenster abzuschliessen und Treppen mit einem Gitter zu sichern.

Frau in Pyjama isst
Einige bereiten im Schlaf ganze Menus zu. - depositphotos

Auf keinen Fall sollten Mitbewohner versuchen, den Schlafwandler zu wecken. Diesem ist nicht bewusst, dass er unterwegs ist.

Er würde sich nur unnötig erschrecken. Selbst wenn seine Augen offen sind, sieht er seine Umgebung nicht. Besser ist es, ihn möglichst sanft wieder in Richtung Bett zu bewegen.

Zugrunde liegende Krankheiten ausschliessen

Bei Kindern ist eine Behandlung des Schlafwandelns nicht erforderlich. Hier kann einfach abgewartet werden, dass sie von alleine damit aufhören, wenn sie älter sind. Bei Erwachsenen ist es jedoch ratsam, einen Arzt aufzusuchen.

Tritt der Somnambulismus im Erwachsenenalter erstmals auf, kann eine neurologische Erkrankung dahinter stecken. Dies umfasst zum Beispiel Parkinson, beginnende Demenz oder ein Gehirntumor.

Auch das Restless Legs Syndrom gilt als Auslöser für Schlafwandeln, oder eine bisher nicht erkannte Epilepsie.

Mann hält Kissen
Für Schlafwandeln gibt es verschiedene Auslöser. - Depositphotos

Doch selbst wenn keine Krankheit gefunden werden kann, sollte das Schlafwandeln nicht einfach hingenommen werden.

Es kann immer vorkommen, dass sich der Betroffene im Tiefschlaf eine Verletzung hinzufügt. Dies reicht von einem harmlosen blauen Fleck beim Zusammenstoss mit einem Möbelstück bis zur schweren Messerverletzung beim Kochen im Schlaf.

Entspannungstherapien helfen

Liegen dem Somnambulismus Problem wie Stress und Schlafmangel zugrunde, kann hier angesetzt werden. Entspannungstherapien wie Autogenes Training und progressive Muskelentspannung helfen dabei, abends zur Ruhe zu kommen.

Manchmal hilft es auch schon, abends früher ins Bett zu gehen und verstärkt auf ausreichend Schlaf zu achten.

Frau macht Yoga
Entspannungstherapien helfen gegen Schlafwandeln. - depositphotos

In schwereren Fällen kann der Arzt auch Medikamente verordnen. Allerdings handelt es sich dabei um Medikamente wie Benzodiazepine und Antidepressiva, die zu körperlicher Abhängigkeit führen können.

Sie sollten nur mit grösster Vorsicht genommen werden. Auch Hypnose hat sich als hilfreich erwiesen.

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