Viele Menschen haben in bestimmten Situationen Probleme beim Wasserlassen oder können grundsätzlich keine öffentlichen WCs benutzen.
Paruresis
Das Paruresis oder Shy Bladder Syndrome. - depositphotos
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Das Wichtigste in Kürze

  • Zu müssen und nicht zu können, kann eine starke Belastung darstellen.
  • Viele Menschen trauen sich kaum noch für längere Zeit aus dem Haus.
  • Psychotherpaie hilft dabei, die Hemmung aufzulösen.

Ein langer Stadtbummel mit ausgedehntem Shopping, eine mehrstündige Wanderung durch die Berge oder eine lange Busfahrt: Es gibt zahlreiche Gelegenheiten, bei denen es nicht möglich ist, jederzeit die Toilette aufzusuchen.

Ist dann endlich ein öffentliches WC gefunden, kommt trotz voller Blase nichts. Für diese Hemmung gibt es sogar einen medizinischen Fachbegriff: Paruresis oder Shy Bladder Syndrome.

Paruresis ist meist Kopfsache

Das Unterbewusstsein gerät oft ohne ersichtlichen Grund in Panik. Dazu gehören auch Situationen wie das Hinhocken hinter einem Busch in der Natur oder die Benutzung einer übel riechenden öffentlichen Toilette. Es schlägt dann Alarm und sendet Stresssignale aus.

Der Körper reagiert mit schnellerem Herzschlag und Anspannung. Dabei wird auch der Schliessmuskel angespannt und schon kann sich die Blase nicht entleeren.

Toilette
Oft entscheidet der Kopf, wie und wo wir auf Toilette gehen. - depositphotos

Dem Unterbewusstsein einfach zu sagen, dass die Situation seltsam aber nicht gefährlich ist, hilft meist nicht. Ablenkung kann effektiver sein.

Zählen Sie die Kacheln an der Wand des WCs, singen Sie im Kopf ein Lieblingslied oder überlegen Sie, wo Sie später am liebsten essen gehen möchten.

Psychologie Ursachenforschung

Oft liegt der Paruresis eine traumatische Erinnerung zugrunde, die tief im Kopf verschüttet ist:

Möglicherweise ist einmal bei einer grossen Familienfeier ein unangenehmes Familienmitglied ins WC geplatzt, als Sie als Kind dort sassen, und hat einen dummen Witz gemacht.

Vielleicht wurden Sie als Teenager beim gleichzeitigen Urinieren in einer Toilette mit mehreren Pissoirs von anderen Jugendlichen verspottet.

Oft sind traumatische Erinnerung eine Folge der Paruresis. - depositphotos

Auch ein verklemmter Umgang mit körperlichen und sexuellen Dingen in der eigenen Familie kann zu lebenslangen Hemmungen führen. Vertrauen Sie sich einem Psychologen an.

Kommen Sie einem solchen tief verwurzelten Problem auf die Spur, können Sie mit Therapie dagegen angehen.

Kognitive Verhaltenstherapie

Die Psychotherapie verfolgt hier meist zwei Ansätze. Zum einen die Herangehensweise: Können Sie sich selbst davon überzeugen, dass es egal ist, wie lange es dauert, fällt der Druck weg.

Zum anderen werden Sie in der Therapie mit der angstauslösenden Situation konfrontiert, bis der Körper durch sie nicht mehr in Stress gerät.

Muskelentspannungen
Muskelentspannungen können helfen, endlich bewusst und ohne Angst auf Toilette zu gehen. - depositphotos

Ergänzend dazu kann der Therapeut Entspannungsmethoden wie die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen anlernen. Mit dieser können Sie dem Körper dann ganz bewusst signalisieren, dass es nun Zeit ist, den Schliessmuskel zu entspannen.

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