Von Kopf- bis Gelenkschmerzen: Bei Wetterumschwüngen klagen viele Menschen häufig über Unwohlsein. Besteht wirklich ein Zusammenhang?
Wetterumschwünge sorgen bei vielen Menschen für Unwohlsein.
Wetterumschwünge sorgen bei vielen Menschen für Unwohlsein. - TheVisualsYouNeed/Shutterstock.com
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Menschen klagen über Unwohlsein bei Wetterumschwüngen.
  • Typische Symptome sind Kopf- und Gelenkschmerzen.
  • Der Grund: das vegetative Nervensystem gerät bei Wetterwechsel aus dem Gleichgewicht.
  • Dr. Martin Rinio klärt im Interview auf, was genau dahinter steckt.

Wenn das Wetter im Sommer plötzlich umschlägt und Gewitter aufziehen, klagen viele Menschen häufig über Unwohlsein sowie Kopf- und Gelenkschmerzen. Aber besteht zwischen dem Wetterwechsel und den Beschwerden wirklich ein Zusammenhang?

Dr. Martin Rinio, ärztlicher Direktor der Gelenk-Klinik Gundelfingen, klärt im Interview auf.

Plötzliche Wetterumschwünge und Unwohlsein gehen oft miteinander einher. Woran liegt das?

Dr. Martin Rinio: Plötzlicher Wetterumschwung bringt das vegetative Nervensystem aus dem Gleichgewicht – was körperliche Beschwerden verschiedener Art zur Folge haben kann.

Typische Symptome sind Kopf- und Gelenkschmerzen, aber etwa auch Kreislaufprobleme, Schlafstörungen oder Schwindelattacken.

Kopfschmerzen
Wetterumschwung kann sich durch Kopfschmerzen ausdrücken. - Unsplash

Negativ auf unser Wohlbefinden wirken sich bei Wetterumschwüngen insbesondere die mit den Temperaturschwankungen verbundenen Veränderungen von Luftdruck und -feuchtigkeit aus:

Sinken die Temperaturen innerhalb weniger Minuten, so verengen sich unsere Blutgefässe - der Blutdruck steigt folglich.

Klettern die Temperaturen hingegen schnell nach oben, so weiten sie sich. Insbesondere Menschen mit niedrigem Blutdruck reagieren darauf manchmal mit Schwindel und Kopfschmerzen.

Warum schmerzen unsere Gelenke und unser Kopf häufig bei Sommergewittern?

Rinio: Diverse Untersuchungen belegen, dass sich ein Wetterumschwung unter anderem durch Kopfschmerzen und Migräne sowie auch in Form von Gelenkbeschwerden bemerkbar machen kann. Bis heute ist dieses Phänomen wissenschaftlich aber weitgehend unerforscht.

Ausschlaggebend dürften aber die Luftdruckschwankungen in der Atmosphäre sein: Bei schlechtem Wetter sinkt der Luftdruck und gleichzeitig erhöht sich der Druck auf die Gelenke.

Wetterempfindlich reagieren vor allem Menschen mit Arthrose. Nicht selten verschlechtert sich ihre Symptomatik. Aber auch Allergiker bekommen die Folgen eines Sommergewitters mit starkem Regen öfter zu spüren: Die damit verbundene Konzentration von Pollen in der Luft führt bei ihnen nicht selten zu Asthma-Attacken und allergischen Reaktionen.

Mann hat Schmerzen
Noch ist der Zusammenhang zwischen Wetterfühligkeit und Wetterumschwung nicht komplett erforscht. - Unsplash

Neben dem Wetter dürften aber andere Faktoren bei sommerlichen Gelenk- und Muskelbeschwerden eine wesentlichere Rolle spielen: In der schönen Jahreszeit sind die Menschen naturgemäss weitaus aktiver, sie bewegen sich mehr und überanstrengen sich eben auch manchmal.

Was können wir bei akuten Beschwerden tun?

Rinio: Viel trinken und sich bewegen – dies hilft auch Menschen, die wetterfühlig oder wetterempfindlich sind. Empfehlenswert sind regelmässige Spaziergänge im Freien und Ausdauersport.

Bei heissem Wetter ist leichte Kost wie Obst und Salate, Joghurts oder Melonen eher bekömmlich als deftige Speisen.

Und hat man Schmerzen, dann sollte man diese auch nicht ignorieren, sondern sich entsprechend schonen. In der Regel sind sie ja bei der nächsten Wetterfront wieder vorbei.

Und wie können wir den Beschwerden vorbeugen?

Rinio: Um Kreislauf und Immunsystem zu stärken und unsere Gelenke mit lebenswichtigen Nährstoffen zu versorgen, empfiehlt sich möglichst täglich ausreichende Bewegung.

Und das am besten draussen – auch bei «ungemütlichem» Wetter. Das härtet ab. Besonders empfehlenswert ist Ausdauersport wie Radfahren, Joggen oder Wandern.

Hilfreich sind auch Wechselduschen und Saunagänge sowie Entspannungsübungen. Zudem bitte möglichst weitgehend auf Alkohol und Nikotin verzichten und versuchen, gegebenenfalls Stress abzubauen.

Ist im Zweifelsfall ein Besuch beim Arzt sinnvoll?

Rinio: Extreme Wetterveränderungen bedeuten für unseren Körper Stress und belasten ihn. Kreislaufprobleme, Schwindelattacken und ähnliche Beschwerden sind deshalb nicht ungewöhnlich. Halten diese jedoch an oder nehmen sie zu, so ist eine ärztliche Klärung erforderlich.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

WetterStressArztGewitterBesser leben ❤️