Die Selbsthypnose ist ein kraftvolles Instrument aus der Hypnosetherapie. Im Alltag, im Sport und Mentaltraining findet sie zudem häufiger Einsatz als gedacht.
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Ein entspannter Zustand ist der erste Schritt zur Selbsthypnose. - Pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Jede Hypnose beinhaltet im Grunde auch einen Selbsthypnose-Anteil.
  • Forschungen in jüngerer Vergangenheit sehen ihre Bedeutung in verschiedenen Kontexten.
  • Eine Selbsthypnose kann gemeinsam mit einer Hypnosetherapie-Fachkraft erarbeitet werden.
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Wir alle kennen den Moment vor dem Einschlafen, wo wir langsam mit geschlossenen Augen entspannen und in schönen Gedanken schwelgen. Dabei bewegen wir uns im Grunde genommen durch einen kompletten Prozess der Selbsthypnose. Jedes Einschlafen ist im Grunde nur durch Selbsthypnose möglich. Natürlich zielt Selbsthypnose, die man für eigentherapeutische Zwecke anwendet, nicht auf den Schlaf ab. In der Selbsthypnose nutzen wir die Kreativität und Ressourcen unseres Geistes. Sie kann bei der Vorbereitung auf Herausforderungen, Prüfungen oder beim Bewältigen eigener Blockaden und Ängste sehr nützlich sein.

Arbeiten wir mit bestimmten Vorstellungen, positiven Emotionen und stärkenden Formulierungen (Autosuggestionen), so geschieht dies nicht selten in Verbindung mit einer hypnotischen Trance. Auch im Sport werden mentale Techniken zur Visualisierung von Erfolgen oder zum Erarbeiten konkreter Anker für den Wettkampf Selbsthypnose-Techniken genutzt. Es zeigt uns also, dass die hypnotische Trance ein natürlicher Begleiter unseres Lebens ist und im Alltag häufig Anwendung findet.

Vorbereitung und Kenntnisse einer guten Selbsthypnose

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Selbsthypnose nutzt angenehme Vorstellungen und Formulierungen. - Pexels

Die Grundvoraussetzung für (Selbst-)Hypnose ist die geistige Entspannung, daher beginnt jede Selbsthypnose auch mit einer Entspannungsphase. Dabei können vertiefende Formulierungen und Vorstellungen helfen. Selbsthypnose wird häufig mit geschlossenen Augen durchgeführt, moderne Versionen oder nach Automatisierungen können jedoch auch mit offenen Augen angewendet werden. Ganz spannend ist die Tatsache, dass viele Impulse und Anleitungen in Büchern oder auf Plattformen zur Meditation eigentlich eine hypnotische Trance zur Folge haben – folglich im Grunde Selbsthypnosen sind. Möchten wir mit dem Unterbewusstsein etwas in uns verändern und die Vorstellungen einer Fantasiereise nutzen, bewegen wir uns tendenziell in eine hypnotische Trance.

Auf alle Fälle sollte darauf geachtet werden, sich auf die Selbsthypnose optimal vorzubereiten: «Was brauche ich zur Entspannung?» und «Welche Körperhaltung ist dafür angenehm?». Auch Entspannungsmusik kann dabei helfen, in die hypnotische Trance einzutauchen.

Die Selbsthypnose-Anleitung

Hypnosetherapeutinnen und -therapeuten, die jede Klientin und jeden Klienten als ein Unikat sehen, erarbeiten gemeinsam mit ihren Klientinnen und Klienten eine individuelle Selbsthypnose-Anleitung. Diese resultiert im Grundsatz aus der Hypnosetherapie-Sitzung und den darin besprochenen Ressourcen der Klienten.

Die individuelle Selbsthypnose enthält dann Impulse zur Einführung in den Zustand der hypnotischen Trance: «Was hilft mir, selbstständig in die Entspannung zu gelangen?» Der Hauptteil nimmt Bezug auf die gewünschte Wirkung: «Wie möchte ich mich fühlen, welche inneren Bilder, Sätze und Ressourcen helfen mir dabei?» Abgeschlossen wird mit einer Ausleitung: «Wie möchte ich mich selbst wieder aus der Trance herausführen?» All diese Schritte und Parameter werden mit einer Hypnosetherapie-Fachkraft genau und individuell erarbeitet.

Selbsthypnose in verschiedenen Kontexten

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Die bekannte Entspannungsmethode «Autogenes Training» ist ebenfalls eine Form der Selbsthypnose. - Pexels

Bereits in den 1920er Jahren entwickelte der deutsche Arzt Dr. Johannes H. Schultz die heute bekannteste Version der Selbsthypnose, das «Autogene Training». Kaum eine andere Entspannungsmethode erfuhr so viele Untersuchungen wie diese und zeigte die ganzheitliche Wirkung dieses Selbsthypnose-Programms. Eine neuere Studie aus dem Jahr 2020 unterstreicht dies nochmals: In diesem Fall wurde die positive Auswirkung des Autogenen Trainings auf die Entspannung von Menschen mit psychischen Beschwerden untersucht. Tatsächlich gab es sehr positive Ergebnisse.

Eine Studie der National Center for Complementary and Integrative Health (NCCIH) aus dem Jahr 2020 ging der Frage nach: «Wie kann Selbsthypnose Schlafstörungen in den Wechseljahren beeinflussen?» Frauen mit Belastungen in verschiedenen Schlafphasen wurden in die Selbsthypnose eingeführt und mussten diese regelmässig bis täglich anwenden. Das Ergebnis bestätigte das Vorgehen: In allen Gruppen wurde eine signifikante Verbesserung der Schlafqualität und eine klinische Verbesserung der Dauer bei Frauen mit akuten und chronischen Schlafstörungen erreicht.

Weg zur Entspannung und individuellen Weiterentwicklung

Die Selbsthypnose ist nicht nur ein Weg zur persönlichen Entspannung, sondern kann individuell bei eigenen Themen ein wertvoller Begleiter sein. Massgeschneiderte Selbsthypnose-Anleitungen tragen dem Wunsch Rechnung, mit den in einer Hypnosetherapie erarbeiteten Elementen selbstständig weiterarbeiten zu können. Nähere Informationen zum Verband Schweizer Hypnosetherapeutinnen und -therapeuten finden Sie hier.

Autor: Philipp Feichtinger, Heilpraktiker, Hypnose-, Gesprächs- und Naturheiltherapeut

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