Hilfe, mein Kind will nicht in die Schule
Schulangst ist bei Kindern weit verbreitet. Doch viele Eltern erfahren erst viel zu spät davon. Wie sich Schulangst äussert und was zu tun ist.

Es ist ein alltäglicher Kampf, den viele Eltern kennen: Das morgendliche Aufstehen wird zur Herausforderung, wenn das Kind nicht in die Schule gehen möchte. Doch was, wenn aus dem gelegentlichen Murren eine ernsthafte Schulverweigerung wird?
Schulangst kann sich auf verschiedene Weisen äussern und ist mehr als nur eine vorübergehende Unlust. Es handelt sich um ein komplexes Problem mit emotionalen und physischen Komponenten.
Schulangst in der Schweiz ist weit verbreitet
Schulangst betrifft in der Schweiz immer mehr Kinder, insbesondere auch in der Primarschule.
Laut einer Pisa-Studie von 2015 gehören rund 10 Prozent aller Schülerinnen und Schüler zu den sogenannten Schulabstinenten. Das sind Kinder, die regelmässig dem Unterricht fernbleiben, ohne krank zu sein.

Neuere Erhebungen zeigen, dass 15 Prozent der Mädchen und 12 Prozent der Jungen im Schuljahr 2022/23 ganze Schultage gefehlt haben. Schulpsychologische Beratungsstellen gehen davon aus, dass schweizweit bis zu 20 Prozent aller Schulkinder von Schulangst betroffen sein.
Versteckte Anzeichen von Schulangst
Kinder drücken ihre Ängste oft anders aus als Erwachsene. Statt klar zu kommunizieren, dass sie Angst haben, klagen sie über Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen.
Diese körperlichen Beschwerden sind real und können durch Stress verursacht werden. Aber auch Verhaltensänderungen wie Schlafprobleme, Albträume oder plötzliches Einnässen können Hinweise auf eine tieferliegende Problematik sein.
Wenn ein Kind ungewöhnlich anhänglich wirkt oder vermehrt Wutanfälle hat, sollten Eltern genauer hinschauen.
Warum entwickeln Kinder Schulangst?
Diverse Gründe können dazu führen, dass ein Kind Angst vor der Schule hat. Das können Mobbing, Leistungsdruck oder familiären Schwierigkeiten sein.
Es ist wichtig, das Gespräch mit dem Kind zu suchen und herauszufinden, was genau ihm Angst macht. Manchmal ist es auch hilfreich, einen Blick auf die familiäre Situation zu werfen.

Konflikte oder Stress in der Familie können sich negativ auf das Wohlbefinden des Kindes auswirken und Schulangst begünstigen.
Was können Eltern tun?
Eltern können bei Schulangst ihrer Kinder gezielt unterstützen, indem sie zunächst eine vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre schaffen. Dabei sollten sie die Ängste ernst nehmen, ohne sie zu bagatellisieren oder zu verstärken.
Wichtig ist, gemeinsam mit dem Kind die konkreten Auslöser der Angst zu identifizieren. Darauf aufbauend sollten Eltern in engem Austausch mit Lehrpersonen und Schulpsychologen stehen, um individuelle Förderpläne zu entwickeln.
Fördere schrittweise den Schulbesuch, etwa durch eine stufenweise Wiedereingliederung oder Anpassungen im Stundenplan. Gleichzeitig musst du zu Hause eine sichere und strukturierte Umgebung bieten, die deinem Kind Halt und Stabilität gibt.
Im Ernstfall professionalle Hilfe in Anspruch nehmen
Professionelle Unterstützung durch Psychotherapeuten oder Schulpsychologen ist bei ausgeprägter Schulangst oft notwendig. Begleite dein Kind und erlernt gemeinsam Entspannungs- und Bewältigungsstrategien, etwa Atemübungen oder positive Visualisierungen.

Zudem ist es wichtig, das Selbstwertgefühl des Kindes zu stärken, indem kleine Erfolge gewürdigt und Überforderung vermieden werden. So kann Schulangst langfristig abgebaut und das Kind zu einem selbstbewussten Umgang mit der Schule befähigt werden.