In der Kindererziehung sind Geschlechterrollen mitunter immer noch subtil in unser Denken eingebettet. Darauf können wir achten.
Für die freie Entfaltung ist eine möglichst geschlechtsneutrale Erziehung durchaus von Bedeutung. - Unsplash
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mittlerweile sind wir uns der Geschlechterklischees wesentlich bewusster als früher.
  • Das wirkt sich auch auf die Erziehung aus.
  • Trotzdem tappen wir häufig auch unbewusst immer noch in Genderfallen.

Glücklicherweise sind wir auf einem guten Weg. Denkt man nur wenige Jahrzehnte zurück, waren geschlechterspezifische Stereotypen und Vorurteile in der Kindererziehung wesentlich üblicher. Mittlerweile sind viele Eltern und die Gesellschaft an sich bei dem Thema um einiges sensibilisierter.

Und trotzdem gibt es sie immer noch, die Genderfallen, in die man (unbeabsichtigt) tappt. Auch wenn man sich selbst möglicherweise schon für sehr fortgeschritten hält…

Die Rosa-Blau-Falle

Ein häufiger Stereotyp ist die Vorstellung, dass bestimmte Farben für Mädchen oder für Jungen reserviert sind. Bevor Sie jetzt empört mit den Händen abwehren: Dass ein neugeborenes Mädchen blaue Kleidung zur Geburt geschenkt bekommt, ist sicherlich eine Seltenheit.

Mädchen, Erziehung, Superheld
Auch Mädchen können Superhelden sein. - Unsplash

Mehr noch gilt das wohl für Jungs: Rosafarbene Strampler oder Bodys in der Grundausstattung? Wahrscheinlich nicht. Natürlich «dürfen» Jungs heutzutage Rosa tragen, und Blau bei Mädchen ist sogar noch gängiger. Aber richtig durchgesetzt hat sich diese Egalität noch nicht.

Die Rock-Kleid-Falle

Dem Jungen ein Kleid anziehen? Das tun viele Mütter und Väter meist nur dann, wenn das Kind es ausdrücklich verlangt. Aber immerhin. Vor gar nicht allzu langer Zeit war das noch ein absolutes No-Go.

Von alleine, ohne Aufforderung des Kindes, legen wahrscheinlich nur wenige Elternteile ihrem Jungen einen Rock in den Schrank. Vielleicht ja mal eine Idee? Damit er den bei Bedarf tragen kann wie üblicherweise seine Hosen eben auch.

Die Spielzeug-Falle

Nicht mehr ganz so dominant, aber immer noch da: Die Tendenz, das Jungs häufig Spielzeug erhalten, die auf Bewegung und Aktivität abzielen. Fussball spielen, mit Spielzeugautos herumflitzen, zum Beispiel – oder Sachen rund um das Thema «Superheld».

Spielzeug, Kinder
Auch beim Spielzeug fördern wir oft noch bestimmte Rollenbilder. - Unsplash

Ruhigere Aktivitäten werden oft immer noch Mädchen zugesprochen, etwa wenn es ums Puzzeln oder Basteln geht. Gleiches gilt fürs Puppenspielen.

Erfreulicherweise scheint sich hier die Tendenz mehr und mehr zu verschieben. Nichtsdestotrotz lässt sich beobachten, dass damit immer noch bestimmte Rollenbilder aufgedrückt werden, die als typisch männlich oder weiblich gelten.

Das kann dazu führen, dass Kinder bestimmte Interessen und Fähigkeiten aufgrund ihres Geschlechts unterentwickeln. Sorgen Sie deshalb für eine Auswahl an Spielzeug, unabhängig von geschlechterspezifischen Stereotypen.

Die Kommunikations-Falle

Das führt uns zum letzten Punkt: Die Art und Weise, wie wir mit unseren Kindern sprechen, kann ebenfalls Geschlechterstereotypen verstärken.

Es ist gut möglich, dass wir Mädchen immer noch öfter als «süss» und Jungen eher als «stark» bezeichnen. So entwickeln Kinder möglicherweise ein Bild von sich selbst und ihren Eignungen. Und von ihrem gewünschten, anerkannten Verhalten.

Junge, Mädchen, Erziehung
Heutzutage zum Glück ein gängiges Bild: Junge und Mädchen spielen miteinander. - Pexels

Nicht immer einfach, aber umso wichtiger daher: eine neutrale Sprache zu verwenden, die Stärken und Talente eines jeden Kindes anerkennt. Unabhängig vom Geschlecht.

«Zurückzuführen ist die Ungleichbehandlung von Jungen und Mädchen schon im Kindesalter auf gesellschaftliche Rollenbilder und Erwartungen an geschlechterkonformes Verhalten». So heisst es in einem Bericht der deutschen Forschungseinrichtung «ifo Institut» von 2019.

Umso wichtiger ist, dass Eltern sich möglicher Genderfallen bewusst werden und aktiv daran arbeiten, sie zu vermeiden. Denn eine Erziehung ohne Geschlechterklischees ermöglicht es Kindern, ihr volles Potenzial auszuschöpfen und sich frei zu entfalten. Unabhängig von gesellschaftlichen Erwartungen.

So fällt es dem Mädchen vielleicht einfacher, später einen Beruf in der Technik oder Naturwissenschaft zu ergreifen – und Jungs dürfen auch Kindergärtner werden.

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