Tesla passt Produktionszahlen in Gigafactory an
Seit nunmehr 3 Jahren produziert Tesla in seinem einzigen Werk in Europa das Model Y. Trotz der jüngsten Verkaufszahlen möchte Tesla seine Produktion erhöhen.

Die Ankündigung zum Bau der Gigafactory Berlin-Brandenburg im November 2019 war ein Meilenstein, der Deutschland als zentralen Standort für Teslas europäische Operationen festlegte. Als Teslas erste Fertigungsstätte in Europa wurde das Werk in Grünheide so konzipiert, dass das Model Y, Batterien und Antriebsstränge produziert werden.
Die ursprüngliche Vision war es, eine jährliche Produktionskapazität von 500.000 Fahrzeugen zu erreichen und diese langfristig auf eine Million zu verdoppeln. Der Bau begann Anfang 2020.
Trotz anfänglicher administrativer Verzögerungen wurde die Fabrik im März 2022 offiziell in Betrieb genommen. Derzeit beschäftigt die Fabrik zwischen 11.000 und 12.000 Mitarbeiter, was deutlich weniger als die angekündigten 40'000 sind.
Marktwind: Das breitere wirtschaftliche Umfeld
Ein wesentlicher Grund für die Anpassungen der Produktionspläne in Grünheide sind die Turbulenzen auf dem globalen und insbesondere dem europäischen Elektroautomarkt.
Im Jahr 2024 verzeichnete Tesla zum ersten Mal seit zwölf Jahren einen weltweiten Rückgang der jährlichen Auslieferungen auf 1.79 Millionen Fahrzeuge. Das entspricht einem Rückgang von 1.1% gegenüber dem Vorjahr.

Der Einbruch der Verkaufszahlen in den wichtigsten europäischen Märkten ist jedoch noch deutlicher. Die Tesla-Verkäufe in Deutschland sanken 2024 um 59,5%, in Frankreich um 63% und in Spanien um 75%. Ein Hauptgrund für den Rückgang in Deutschland war das abrupte Ende des staatlichen «Umweltbonus» Ende 2023.
Marktanteile etablierter Hersteller
Gleichzeitig hat sich der Wettbewerb verschärft, da traditionelle Autohersteller wie Volkswagen, BMW und Škoda ihre E-Auto-Angebote aggressiv ausweiten. Volkswagen lieferte im April 2025 dreimal mehr Elektroautos in Europa aus als Tesla.

Diese Situation zwang Tesla dazu, seine internen Produktionsziele zu senken, um eine Überproduktion zu vermeiden. Interne Dokumente zeigen, dass die wöchentlichen Produktionsziele von 5.000 auf 4.350 Fahrzeuge und später auf unter 4.000 gesenkt wurden.
Betriebliche und arbeitsbezogene Engpässe
Interne betriebliche Probleme und eine angespannte Arbeitsplatzsituation haben die Produktion zusätzlich behindert. Ein zentrales Problem ist der anhaltend hohe Krankenstand.
Berichten zufolge lag die Fehlzeitenquote im August 2024 bei 17%. Um dem entgegenzuwirken, hat das Management ungewöhnliche und rechtlich umstrittene Massnahmen ergriffen, wie unangekündigte Hausbesuche bei krankgeschriebenen Mitarbeitern.

Die angespannte Beziehung zur Gewerkschaft IG Metall ist ein weiterer Faktor. Eine Umfrage unter 1.200 Beschäftigten ergab, dass sich 80% überlastet fühlen und 90% über arbeitsbedingte Schmerzen klagen. Die Gewerkschaft kritisiert die «unzumutbaren» Produktionsbedingungen, die Unterbesetzung der Schichten und eine «sehr autoritäre Management-Kultur».
Produktionstechnische Schwierigkeiten trugen ebenfalls zu den Anpassungen bei. Das Unternehmen musste die Automatisierung zurückfahren und vermehrt auf manuelle Arbeit zurückgreifen, um die Produktion aufrechtzuerhalten.
Externe und lokale Störungen
Der schwerwiegendste Vorfall war ein Brandanschlag auf einen Strommast in der Nähe des Werks im März 2024. Infolgedessen wurde die gesamte Produktion stillgelegt.
Zusätzlich zu diesen unvorhersehbaren Ereignissen ist die Fabrik mit einem anhaltenden Widerstand der lokalen Gemeinschaft konfrontiert. Das Werk liegt teilweise in einem Wasserschutzgebiet.

Der hohe Trinkwasserverbrauch von 1.4 Millionen Kubikmetern pro Jahr, der dem Bedarf einer 30.000-Einwohner-Stadt entspricht, ist ein zentraler Kritikpunkt. Die Proteste wurden durch Berichte über Umweltvorfälle, wie das Austreten von Diesel und Lacken sowie einen kürzlichen Batteriezellenbrand, der zur Evakuierung von Mitarbeitern führte, weiter angefacht.
Widerstand gegen den Ausbau
Der geplante Ausbau des Werks hat den Widerstand auf eine neue Ebene gehoben. Obwohl eine Bürgerbefragung im Februar 2024 ergab, dass fast zwei Drittel der Anwohner gegen die Erweiterung waren, stimmte die Gemeindevertretung im Mai 2024 für den Ausbau des Geländes.

Bürgerinitiativen und Aktivistengruppen zu Enttäuschung prüfen daher rechtliche Schritte gegen die Missachtung des Bürgerentscheids. Die Fabrik ist so zu einem Symbol für den Konflikt zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Umweltschutz geworden.
Paradoxon der Produktionsziele
Obwohl die Gigafactory Berlin die Produktionsziele aufgrund der geschilderten Marktlage und operativen Probleme zeitweise nach unten korrigieren musste, ist eine Wende erkennbar. Der Werksleiter André Thierig kündigte eine Aufwärtskorrektur der Produktionspläne für das dritte und vierte Quartal 2025 an.
Dieser scheinbare Widerspruch wird durch eine strategische Fokussierung auf den breiteren europäischen Markt erklärt. Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist dabei die Markteinführung des überarbeiteten Model Y «Juniper».