Mythos: Mercedes-Benz 300 SLR Uhlenhaut Coupé
Es gilt als das wertvollste Fahrzeug der Welt. Für 135 Millionen Euro an einen Sammler verkauft. Warum? Was mach dieses Fahrzeug so wertvoll?

Der Mercedes-Benz 300 SLR Uhlenhaut Coupé gilt als eine der am meisten verehrten und rätselhaftesten Schöpfungen der Automobilgeschichte, oft als die „Mona Lisa der Automobile“ bezeichnet. Seine einzigartige Mischung aus Rennsport-Stammbaum und vollendeter Ästhetik hebt es von allen anderen ab.
Sein unvergleichlicher Status wird sofort durch seinen rekordverdächtigen Auktionspreis untermauert, der es zum wertvollsten jemals verkauften Auto macht. Diese Tatsache allein bereitet die Bühne für das Verständnis seiner immensen Bedeutung.

Ein weiterer Grundpfeiler seiner Legende ist seine extreme Seltenheit – es wurden nur zwei Prototypen gebaut. Die Kernelemente seiner Geschichte umfassen das Genie seines Schöpfers Rudolf Uhlenhaut, seine für die 1950er Jahre bahnbrechende Technologie, seine tragische Verbindung zur Motorsportgeschichte und seine anhaltende ästhetische Anziehungskraft.
Die Rennsport-Blutlinie: W196 R und der 300 SLR (W196S)
Der 300 SLR Uhlenhaut Coupé wurde, trotz visueller Ähnlichkeiten, nicht vom 300SL Flügeltürer abgeleitet, sondern basierte auf dem Mercedes-Benz W196 Formel-1-Weltmeisterwagen. Der Erfolg des W196 R, gefahren von Champions wie Juan Manuel Fangio, und die Vergrösserung seines 2,5-Liter-Motors auf 3,0 Liter für den 300 SLR (W196S) Sportrennwagen sind hierbei hervorzuheben.

Die Bezeichnung «SL-R» für Sport Leicht-Rennen ist ebenfalls von Bedeutung. Die Dominanz des 300 SLR Rennwagens in der Sportwagen-Weltmeisterschaft 1955, mit Siegen wie Stirling Moss' rekordverdächtiger Mille Miglia Fahrt, verdeutlicht die Leistungsfähigkeit, die das Coupé erbte.
Das Coupé-Konzept: Ein strassenzugelassener Rennwagen
Uhlenhauts Entscheidung, zwei der neun 300 SLR Rolling Chassis für die Umwandlung in 300 SLR/300 SL Hybride – effektiv strassenzugelassene Rennwagen mit Coupé-Styling und Flügeltüren – beiseitezustellen, war visionär.

Ihr beabsichtigter Zweck war die Teilnahme an Rennen wie der Carrera Panamericana, was ihre wettbewerbsorientierte Natur unterstreicht.
Der Schatten von Le Mans und die Projekteinstellung
Die Le-Mans-Katastrophe von 1955, bei der ein von Pierre Levegh gefahrener Mercedes-Benz 300 SLR beteiligt war und 83 Zuschauer sowie Levegh selbst ums Leben kamen, war ein Wendepunkt. Diese Tragödie führte dazu, dass Mercedes-Benz sich am Ende der Saison 1955 für drei Jahrzehnte aus dem gesamten Motorsport zurückzog.
Folglich wurde das Hybrid-Coupé-Projekt eingestellt, und auch die Carrera Panamericana wurde in jenem Jahr aus Sicherheitsgründen abgesagt. Die Le-Mans-Tragödie von 1955, obwohl ein zutiefst tragisches Ereignis, bereitete unbeabsichtigt die Bühne für den einzigartigen Status der Uhlenhaut Coupés.
Hätte Mercedes-Benz den Rennsport fortgesetzt, hätten diese Coupés möglicherweise an Wettbewerben teilgenommen, wären beschädigt oder verändert worden, oder es wären mehr gebaut worden, was ihre extreme Seltenheit und einzigartige Geschichte verwässert hätte.
Diese Ereigniskette erst führte zum Mythos des Coupés. Ohne Le Mans wäre ihre Geschichte eine völlig andere.