Mercedes-AMG SL: Des Kaisers neue Kleider

Er ist seit fast siebzig Jahren im Programm, sein Name eine Legende: der SL. Nun kommt die neue Generation auf den Markt. Und sie zeigt sich so stark verändert wie kaum. Das liegt vor allem daran, dass es kein Mercedes-Benz mehr ist.

Denn wie der Name Mercedes-AMG SL schon verrät, wurde der Roadster in Affalterbach entwickelt. Die Sportschmiede AMG sorgt mit ihrer Federführung für eine deutlich dynamischere Note. Der neue SL ist leichter, steifer und schneller. Aber ist er noch genauso gut?

Er ist vor allem deutlich klassischer geworden. Das seit gut zwanzig Jahren bekannte Klapp-Hardtop weicht wieder einem konventionellen Stoffverdeck. Auch kommt er in der neuen Generation immer als 2+2-Sitzer – wenn auch der Platz nur für Kinder reicht.

Der Sitzkomfort vorne ist allerdings perfekt. Handwerkliche Präzision, feinste Materialien und natürlich die aktuellste Version des MBUX-Bediensystems. Feines Gimmick: das Display lässt sich je nach Sonneneinstrahlung elektrisch neigen. So bleibt es jederzeit ablesbar.

Sowohl der Mercedes-AMG SL 55, als auch der SL 63 vertrauen auf den bekannten V8-Motor. Das Vierliter-Aggregat leistet entweder 476PS oder 585PS, die Fahrleistungen sind entsprechend atemberaubend. Das Topmodell rennt in 3,6 Sekunden auf 100km/h und schafft 315km/h Spitze.

Erstmals bringen alle SL ihre Kraft per Allradantrieb auf die Strasse. Der AMG 4Matic-Antrieb wird von einer 9-Gang-Automatik versorgt, die auf einen Wandler verzichtet. Stattdessen kommt eine Ölbadkupplung zum Einsatz für mehr Dynamik-

Eine angekündigte Hybrid-Variante greift leistungsmässig nach den Sternen. Man spricht von 800PS und macht damit auch den eingestellten V12 vergessen. Einen Vierzylinder wird es aller Voraussicht nach nicht geben. Ein V6 als Einstiegsvariante dürfte allerdings noch folgen.

In Sachen Fahrwerk und Antrieb zeigt der neue Mercedes-AMG SL allerdings das volle Repertoire des Daimler-Konzerns. Es beginnt bei der AMG Active Ride Control, das nicht nur adaptiv die Dämpfkraft verstellt. Mit seinen aktiven Stabilisatoren unterbindet es auch die Wankbewegungen des Aufbaus in Kurven.

Dazu kommt eine serienmässige Allradlenkung, die man bereits aus diversen anderen Modellen kennt. Es macht den SL nicht nur beim Parken wendiger, sondern auch bei hohem Tempo spurstabiler und satter fahren lässt.

Das Preisniveau für diesen Supersportler dürfte allerdings empfindlich hoch sein. Selbst für die beiden „normalen“ V8-Modelle dürfte der Einstieg nur für sehr gut Betuchte möglich sein. Aber so war es bei einem SL von Mercedes schon immer. Egal ob AMG oder nicht.