Hohe Aufschläge: Chinesische E-Autos in der Schweiz

Daniel Huber
Daniel Huber

Bern,

Chinesische Hersteller maximieren ihre Gewinne in der Schweiz: Trotz wegfallender Zölle geben sie Kostenvorteile nicht an Kunden weiter. Aufschläge bis zu 153%!

Bad Atto 2
Das Äussere des Atto 2 zeichnet sich durch BYDs «Dragon Face»-Designsprache aus, mit scharf gezeichneten LED-Scheinwerfern und einem markanten Kühlergrill. - BYD

Der Hauptgrund für diese exorbitant hohen Aufschläge liegt weniger in notwendigen Kostensteigerungen (wie Logistik oder umfangreicher Homologation) als vielmehr in einer bewussten, strategischen Margenbildung.

Seit dem 1. Januar 2024 hat die Schweiz die Zölle auf importierte Industriegüter, einschliesslich chinesischer Fahrzeuge, eliminiert. Im Gegensatz zur Europäischen Union, die mit der Einführung zusätzlicher Zölle als Reaktion auf chinesische Subventionen ringt, können chinesische OEMs in die Schweiz zollfrei exportieren.

MG Cybester:
MG Cyberster: Fahrspass oder Mogelpackung? - MG

Dies bedeutet, dass die gesamte Preisdifferenz, die in anderen Märkten Zölle abdecken müsste, in der Schweiz vollständig als Gewinnspanne realisiert wird. Chinesische Hersteller wie BYD, MG und Xpeng nutzen den knallharten Preiskampf auf ihrem Heimatmarkt, um ihre Kostenbasis durch massive Skaleneffekte und führende Batterietechnologie zu senken.

Kostenvorteile nicht weitergegeben: Leapmotor T03

Anstatt diese Kostenvorteile direkt an die Schweizer Konsumenten weiterzugeben, werden sie in Exportmargen umgewandelt. Die Schweiz dient somit als Zielgebiet, um den Exportgewinns unter optimalen, zollfreien Bedingungen zu maximieren.  

Leapmotor T03
Die Batterie des T03 nutzt die LFP-Technologie (Lithium-Eisenphosphat), die für ihre thermische Stabilität und lange Lebensdauer bekannt ist. - Leapmotor

Der Leapmotor T03 ist ein Kleinstwagen, der in China mit einem Äquivalent von 6'700 CHF extrem wettbewerbsfähig bepreist ist. Sein Schweizer Listenpreis von 16'990 Franken resultiert in einem prozentualen Aufschlag von 153.6 Prozent.  

MG4 EV – Der Export-Bestseller

Der MG4 EV, ein kompaktes reines Elektrofahrzeug, das als «Global Pure Electric Vehicle» konzipiert wurde und in Europa beachtliche Verkaufszahlen erzielt, zeigt eine vergleichbare Preisdynamik: Die Basispreise in China starten bei 68'800 CNY, was in etwa 7'756 CHF entspricht.

MG4
MG startete im Mai 2024 in der Schweiz. - MG

Selbst unter Berücksichtigung von Rabatten im Rahmen von Trade-in-Programmen in China ist der chinesische Preis extrem niedrig. Der Schweizer Standardpreis für die 49-kWh-Version beginnt bei 21'640 CHF. Dies entspricht einem Aufschlag von etwa 151.6 Prozent auf den chinesischen Basispreis.  

BYD Seal – Das Volumensegment

Die Limousine BYD Seal, die in China umgerechnet 21'250 CHF kostet, wird in der Schweiz für 48'990 CHF angeboten. Dies entspricht einem Aufschlag von 130.5 Prozent.  

Der BYD Seal ist der Konkurrent. Ähnlichkeiten sind wahrscheinlich rein zufällig.
Der BYD Seal ist der Tesla-Konkurrent. Ähnlichkeiten sind wahrscheinlich rein zufällig. - BYD

Diese Preisgestaltung zeigt, dass die hohe Margenstrategie nicht auf das Kleinstwagen-Segment beschränkt ist. BYD, das kürzlich Tesla als global grössten Hersteller von Elektroautos überholt hat, wendet die Margenmaximierung über die gesamte Modellpalette an.

Xpeng G9 – Analyse des Premium-Segments

Im Premium-SUV-Segment liegt der Xpeng G9 in China bei 27'750 Franken (Äquivalent) und in der Schweiz bei 59'600 Franken. Der prozentuale Aufschlag von 114.7 Prozent ist der niedrigste in dieser Stichprobe, jedoch ist der absolute Preisunterschied mit 31'850 Franken der höchste.  

XPENG G9

Dieser Befund unterstreicht die bewusste «Skimming-Strategie»: Xpeng positioniert den G9 als Premium-Technologieträger, der höhere absolute Händlermargen und eine stärkere Preisakzeptanz in der Schweiz ermöglicht.

Kommentare

User #2039 (nicht angemeldet)

lektroautos verlieren schnell an Wert! - Autofahrer, die bereits jetzt ein Elektro- auto fahren, müssen hohe Wertverluste hinnehmen. Der Restwert von E-Autos ist weit niedriger als bei Verbrennern. Dies liegt vorallem an einer steigenden Anzahl gebrauchter Elektrofahrzeuge und der sehr geringen Nachfrage. Wer also die Fähigkeit hat noch weiter als nur bis zur Nasenspitze zu denken lässt die Finger vom kurzlebigen, teuren Batterieauto.

User #3301 (nicht angemeldet)

Wer wird denn schon so dumm sein, ein künstlich überteuertes Chinaauto zu kaufen, wenn es europäische und japanische Alternativen gibt?

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