Akute Abhängigkeit: Europas Autoindustrie in Gefahr

Daniel Huber
Daniel Huber

Bern,

Der immense Rückstand bei E-Auto-Batterien könnte die Zukunft der Industrie massiv gefährden. Wie steht es mit der Schweizer Autoindustrie?

Mission SalzGiga Volkswagen
In Salzgitter entsteht seit 2025 die erste Gigafabrik von Volkswagen. Dort werden die Einheitszellen für die neuen E-Modelle produziert und recycelt. - Volkswagen

Über Jahrzehnte hinweg bildete Europas Automobilindustrie das Fundament der regionalen Wirtschaft. Angetrieben von herausragender Ingenieurskunst im Bereich des Verbrennungsmotors, trug die Branche im Jahr 2023 rund 1.7 Billionen Euro zur Bruttowertschöpfung der europäischen Wirtschaft bei.

Sie war und ist ein gigantischer Arbeitgeber und sichert direkt und indirekt etwa 13.8 Millionen Arbeitsplätze. Jeder in der Automobilindustrie investierte Euro schuf das 2.6-fache an Wertschöpfung in der Gesamtwirtschaft. In den vorgelagerten Sektoren, wie der Metall- und Kunststoffverarbeitung, macht die Automobilindustrie rund 10 Prozent der Bruttowertschöpfung aus.  

Diese jahrzehntelange Führungsposition wird jedoch durch einen tiefgreifenden Wandel herausgefordert. Seit 2017 haben europäische Automobilhersteller mehr als 13 Prozentpunkte ihres Marktanteils verloren.

Wertschöpfung abgegraben

Die Transformation hin zur Elektromobilität ist nicht nur ein Branchentrend, sondern ein seismischer Bruch, der die gesamte Wertschöpfungskette umgestaltet. Während 85 bis 90 Prozent der Wertschöpfung eines in Europa produzierten Verbrenner-Fahrzeugs im Heimatmarkt verbleiben, sinkt dieser Anteil bei einem batteriebetriebenen Elektrofahrzeug auf nur 50 bis 60 Prozent.

CATL in Arnstadt
CATL (Contemporary Amperex Technology Co. Limited) ist der grösste Hersteller von Elektroauto-Batterien weltweit und liefert an grosse Automobilhersteller wie Tesla, BMW und Volkswagen. - Giorno2

Ein McKinsey-Bericht schätzt, dass durch diesen Wandel bis zu 370 Milliarden Euro der Bruttowertschöpfung gefährdet sind, was fast 21 Prozent des gesamten Automobil-Wertbeitrags in Europa entspricht.

Der Hauptgrund hierfür ist, dass die Batterie – die über ein Drittel des Gesamtwerts eines E-Autos ausmacht – derzeit überwiegend ausserhalb Europas produziert wird.  

Abhängigkeit von China ist alarmierend

Die strategische Verwundbarkeit Europas wird durch eine aktuelle Analyse von Deloitte alarmierend deutlich. Die Studie zeigt, dass Europa im Jahr 2024 einen riesigen Rückstand bei der Batterieproduktion aufweist.

Lediglich 13 Prozent der weltweiten Batterien stammten aus europäischen Produktionsstätten. Der Grossteil dieser Produktion entfiel auf Zweigwerke asiatischer Hersteller, was die europäische Industrie in eine chronische Abhängigkeit von externen Lieferanten drängt.

VW ID.Buzz
Die Batterie des ID. Buzz kann an DC-Schnellladesäulen mit bis zu 170 kW geladen werden, was kurze Ladestopps für längere Reisen ermöglicht. Die Batterien kommen derzeit aber nicht von VW. - VW

Besonders kritisch ist, dass 97 Prozent dieser in Europa befindlichen Produktionskapazitäten von nicht-europäischen, vorwiegend chinesischen und südkoreanischen Unternehmen kontrolliert werden. Nur ein einziger europäischer Hersteller produziert in begrenztem Umfang eigene Batterien.  

Know-How liegt ausserhalb Europas

Die Zahlen zeichnen ein klares Bild der aktuellen Abhängigkeit, aber die zugrunde liegende Problematik ist weitaus komplexer. Das 13-Prozent-Produktionsvolumen auf europäischem Boden vermittelt eine trügerische Sicherheit.

Die entscheidende Erkenntnis ist, dass die physische Anwesenheit von Fabriken nicht gleichbedeutend ist mit technologischer Souveränität. Die Wertschöpfung, das geistige Eigentum und die Kontrolle über die Lieferkette verbleiben bei den ausländischen Eigentümern.

Europa ist in dieser Konstellation ein reiner Auftragsfertiger, der dem Risiko ausgesetzt ist, von den fortschrittlichsten Technologien abgeschnitten zu werden.

Bedeutung der Batterie

Die Experten von Deloitte sind der Auffassung, dass Europa seinen globalen Produktionsanteil auf mindestens 40 Prozent steigern muss, um eine global entscheidende Rolle zu spielen.

Schaubild ADAC e.V.
In Salzgitter betreibt Volkswagen eine Pilotanlage für das Recycling von Elektroauto-Batterien, um einen geschlossenen Rohstoffkreislauf zu etablieren. - ADAC e.V. (Screenshot)

Die Batterie ist nicht nur die teuerste Komponente eines E-Autos, sie definiert auch dessen Leistung und Reichweite. Ohne eine gezielte europäische Industriepolitik droht die Abhängigkeit fortzubestehen und Europas Position in der Elektromobilität langfristig zu marginalisieren.  

Die einzigartige Position des Schweizer Automobil-Ökosystems

Die Schweizer Automobilindustrie unterscheidet sich grundlegend von ihren europäischen Nachbarn wie Deutschland. Sie ist kein Grossserienhersteller, sondern ein hochspezialisiertes Zuliefer- und Innovationszentrum.

Autoneum
Autoneum aus der Schweiz: Als globaler Marktführer im Akustik- und Wärmemanagement hat Autoneum seine Kernkompetenzen strategisch auf die Elektromobilität ausgerichtet. - Autoneum.com (Screenshot)

Mit 574 Unternehmen, die rund 34.000 Mitarbeiter beschäftigen, bildet sie einen wichtigen Pfeiler der Schweizer Industrie. Die Stärke liegt in der Präzisionsfertigung, der Werkstofftechnik, der Forschung und Entwicklung sowie in der Produktion von Nischenprodukten.

Dieser Fokus auf Qualität und Innovation ist sowohl eine strategische Chance als auch eine potenzielle Schwachstelle im globalen Wettbewerb.  

Kommentare

User #9320 (nicht angemeldet)

■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■ ▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢ = = = D E R - E L E K T R O W A H N = = = ▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢ ■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■ -> -> Elektroautos lassen sich schwerer reparieren als herkömmliche Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Schuld daran ist in erster Linie die Batterie und die Geheimniskrämerei der Autohersteller. Weil es für Werkstätten und somit auch für Versicherungen meist unmöglich ist, den Zustand eines Akkus zu analysieren, müssen Elektroautos oft schon bereits mit kleineren Schäden verschrottet werden. Für Elektroautofahrer*innen bedeutet das stark steigende Versicherungskosten und für die Umwelt stellt dies eine erhebliche Mehrbelastung dar, die durch E-Autos eigentlich vermindert werden sollte. Zum Glück werden immer noch tagtäglich haufenweise neue Autos mit Verbrennertechnik hergestellt und weltweit verkauft, und diese Tatsache treibt die völlig durchgeknallten Elektroschwurblis fast zum Wahnsinn. ■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■ ▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢ = = = D E R - E L E K T R O W A H N = = = ▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢▢ ■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■

User #9320 (nicht angemeldet)

■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■ S t e c k d o s e n p i l o t : Mich macht es immer so glücklich wenn ich mit meinem teuren, kurzlebigen E-Auto mit fast leerer Batterie am Gotthardstau teilnehmen darf. ■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■

Weiterlesen

Cadillac Concept elevated velocity
139 Interaktionen
Designstudie Cadillac
Seal6 Touring
50 Interaktionen
Seal6 Touring
Ferien
9 Interaktionen
Spätsommer geniessen

MEHR AUS STADT BERN

Berner Rathaus
1 Interaktionen
Bern
Steuererklärung Aargau
1 Interaktionen
Für tiefere Einkommen
Wohlen
Wohlen bei Bern