Eine Stiftung will das Werk des bernjurassischen Friedensnobelpreisträgers Albert Gobat der Öffentlichkeit näher bringen. Der Kanton Bern begrüsst diese Vorhaben.
Konferenztisch (Symbolbild)
Konferenztisch (Symbolbild) - Keystone

Während manche Nobelpreisträger zeitlebens und weit darüber hinaus bekannt sind, erinnert sich heute kaum noch jemand an den bernjurassischen Friedensnobelpreisträger Albert Gobat. Eine Stiftung will sein Werk der Öffentlichkeit wieder näher bringen. Der Kanton Bern fördert das Vorhaben.

Der Regierungsrat, dem Gobat von 1882 bis 1912 selber angehört hatte, unterstützt die Stiftung mit einem einmaligen Betrag von 50'000 Franken, wie die Staatskanzlei am Donnerstag mitteilte. Die Stiftung nennt sich «Fondation Gobat pour la paix» (Gobat-Stiftung für den Frieden).

Liberaler Querdenker

Gobat, der Pfarrerssohn aus Tramelan, studierte 1862-64 Rechtswissenschaften, Geschichte und Literatur an der Universität Basel. Nach Promotion und Habilitation übernahm er 1868 eine Kanzlei im damals noch zum Kanton Bern gehörenden Delsberg.

Seine politische Karriere startete Gobat als freisinniger Berner Grossrat. Kaum drei Monate später wurde er in die Berner Kantonsregierung gewählt, wo er der Erziehungsdirektion vorstand.

Als bernischer Erziehungsdirektor eckte er mit seinem autoritären Führungsstil bisweilen an, wie aus dem Historischen Lexikon der Schweiz hervorgeht. Rücksicht auf Kritik oder Befindlichkeiten nahm Gobat nie.

Zu seinen Verdiensten als Regierungsrat gehörte der Ausbau der Universität Bern. Neue Institute etwa für Germanistik, Wirtschaft und Kunstgeschichte wurden ins Leben gerufen. Auch die Naturwissenschaften und die Medizin förderte der Erziehungsdirektor.

Unter Gobat zog die Uni von der Altstadt in das stolze Hauptgebäude auf der Grossen Schanze. Bei seinem Rücktritt war die Berner Universität die grösste der Schweiz.

Als unbestritten gelten auch seine Verdienste um die Reform der Primarschulgesetzgebung 1894 und die materielle Besserstellung der Lehrkräfte.

Auf Bundesebene politisierte Gobat im Stände- und im Nationalrat. Dabei setzte sich der Jurist mit Nachdruck für die Entstehung des Schweizerischen Zivilgesetzbuches ein.

Neben seinem politischen Engagement auf kantonaler und nationaler Ebene fand Gobat auch noch Zeit, sich für den internationalen Frieden einzusetzen. Er verfocht die Idee, Konflikte durch ein internationales Schiedsgericht zu lösen und so Kriege zu verhindern.

Der freisinnige Gobat knüpfte im Rahmen seines pazifistischen Engagement zahlreiche internationale Beziehungen. Gemeinsam mit seinem Freund Elie Ducommun engagierte sich Gobat leidenschaftlich für pazifistische Anliegen.

So amtierte Gobat als erster Generalsekretär der Interparlamentartischen Union für den Frieden. Sein Freund und freisinniger Mitstreiter Elie Ducommun stand dem Internationalen Friedensbüro in Bern vor. Deren Ideen flossen 1899 in die Haager Friedenskonferenz ein, in das sogenannte Haager Abkommen, das bis heute ein Pfeiler des humanitären Völkerrechts ist.

Zwei Nobelpreise

1902 wurden Gobat und Ducommun mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Nach Ducommuns Tod übernahm Gobat auch die Leitung des Friedensbüros.

Dieses wurde 1910 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. So konnte Gobat die Auszeichnung ein zweites Mal entgegen nehmen. 1914 erlag er einem Schlaganfall.

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