Bildung kann langfristig helfen, sich aus dem Teufelskreis der Armut zu befreien. Doch gerade in ärmeren Ländern haben Kinder oft ungenügend Zugang zu Bildung.
Schulkinder, Afrika
Bildung ist der Schlüssel zu mehr beruflichen Perspektiven und somit eine Chance, Armut zu überwinden. - World Vision
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Mangelnde Bildung bedeutet für Jungen und Mädchen oft lebenslange Armut.
  • Ohne Schulabschluss können sie meist nur im Niedriglohnsektor arbeiten.
  • Bildung kann langfristig helfen, sich aus der Armut zu befreien.

Der Zusammenhang zwischen Armut und fehlender Bildung ist gravierend. Denn fehlende Bildung geht fast immer einher mit verringerten Chancen auf berufliche Perspektiven und gesellschaftliche Teilhabe.

Dieser Teufelskreis ist weltweit zu beobachten. Insbesondere trifft dies auf die ärmsten Gebiete dieser Welt zu. Und dort stellt die fehlende Bildung ein umfassendes und zum Teil schwer zu lösendes Problem dar.

Schulzimmer Somalia
Der Bildungsstandard, den Kinder erhalten, kann sich je nach Land stark unterscheiden. - World Vision

Länder des Globalen Südens liegen auf dem Weg zu einer chancengerechten Bildung weit zurück. Laut dem Weltbildungsbericht der Unesco (Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur) von 2019 haben rund 64 Millionen Kinder weltweit im Grundschulalter keine Möglichkeit, zur Schule zu gehen.

Mehr als 35 Millionen dieser Kinder leben in afrikanischen Ländern südlich der Sahara, knapp zwölf Millionen in Südasien. Und obwohl die Kinder zur Schule gehen möchten, gibt es eine Vielzahl an Gründen, die ihre Bildung verunmöglichen.

Das Geld für die Schule fehlt

Arme Familien können sich oft die Schulgebühren oder das benötigte Unterrichtsmaterial nicht leisten. Das internationale Kinderhilfswerk World Vision schätzt, dass Uniformen, Bücher und Prüfungsgebühren sich auf bis zu 40 Prozent des Haushaltseinkommens summieren können.

Zu viel, wenn man am Existenzminimum lebt. Ist das Kind in der Schule, kann es ausserdem nicht arbeiten, um die Familie zu unterstützen. Kinder müssen deshalb nicht selten die Schule für eine gewisse Zeit unterbrechen oder sie ganz abbrechen, wenn die Familie es verlangt.

Fast jedes zehnte Kind ist nach aktuellen Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) von Kinderarbeit betroffen. Das raubt Kindern die Chance, durch Bildung der Armut zu entkommen.

Schulkind
Wachsen Kinder und Jugendliche in konfliktreichen Ländern auf – wie die 11-jährige Zainab im Irak –, ist der Zugang zu Bildung oft erschwert. - World Vision

Gleichzeitig sind die Länder des Globalen Südens unverhältnismässig stark von Konflikten gezeichnet. Bei Kindern in konfliktreichen Ländern ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Grundschule abschliessen, um 30 Prozent geringer, hält World Vision fest.

Mädchen haben es besonders schwer

Und dann kommt für rund die Hälfte aller Kinder noch eine weitere Hürde dazu, die einen Schulbesuch schwieriger macht: ein Mädchen zu sein.

Die Eltern halten Bildung der Töchter oftmals für eine Verschwendung von Zeit und Ressourcen. In vielen Ländern müssen Mädchen schon früh im elterlichen Haushalt aushelfen oder Geld für die Familie hinzuverdienen, bis sie verheiratet werden.

Mädchen, die nicht zur Schule gehen, werden viel häufiger im Kindesalter verheiratet, was die Chancen auf eine Schulbildung fast unmöglich macht.

Mädchen schreibt an Wandtafel
Wenn Mädchen verheiratet werden, bedeutet das meist das Ende der Schulbildung. Der Teufelskreis aus mangelnder Bildung und Armut setzt sich fort. - World Vision

Laut der Unesco heiratet eines von drei Mädchen aus Ländern des Globalen Südens, bevor es 18 Jahre alt ist. Die jungen Bräute müssen die Schule verlassen, um sich um ihren Mann und ihre zukünftigen Kinder zu kümmern.

Armut verhindert Bildung – Bildung verhindert Armut

Wie sieht der Zusammenhang zwischen Armut und Bildung in der Realität konkret aus? In der Demokratischen Republik Kongo verlässt beispielsweise ein zwölfjähriger Junge die Schule, um zum Lebensunterhalt seiner Familie beizutragen, indem er auf der Strasse Schrott sammelt.

Ohne Schulbildung hat er nur wenige andere Beschäftigungsmöglichkeiten und wird wahrscheinlich bis ins Erwachsenenalter hinein für niedrige Löhne arbeiten. Als ungebildeter Erwachsener wird er Schwierigkeiten haben, seinen eigenen Kindern das Lebensnotwendige zu bieten – einschliesslich Schulbildung.

Er kann bei der Arbeit verletzt oder getötet werden. Wenn er krank wird, hat er keinen Arbeitsschutz oder Rücklagen. Vielleicht muss er auf der Suche nach Arbeit sogar abwandern, sodass seine Söhne die Verantwortung für die Familie tragen – und selbst wieder nicht zur Schule gehen können.

Armut wird häufig von Generation zu Generation weitergegeben. Es entsteht ein Kreislauf der Armut, sowohl für Mädchen als auch für Jungen.

Bildungsangebote schaffen

Umso wichtiger sind Hilfsorganisationen, die Bildungsangebote für die ärmsten Familien und in konfliktbetroffenen Regionen schaffen, wie in der Demokratischen Republik Kongo – ein Land, das seit 20 Jahren zu einem der instabilsten Länder Afrikas zählt. In solchen Kontexten ist es besonders herausfordernd, ununterbrochene Bildungsangebote zu schaffen.

In den sogenannten Notfallbildungsprogrammen vom Kinderhilfswerk World Vision wird den Kindern trotz der schwierigen Situation ein hochwertiger Unterricht in der Vor-, Grund- und Sekundarschule geboten. Traumatisierte Kinder erhalten hier auch emotionale Unterstützung.

Die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen ist ein weiterer Schwerpunkt.

Junge schreibt auf Wandtafel
In einem von World Vision organisierten Leseclub in der Demokratischen Republik Kongo lernt Alfred lesen und schreiben. - World Vision

Was wäre wohl anders, wenn der vorher erwähnte zwölfjährige Junge in der Schule bleiben könnte oder Zugang zu einem Notfallbildungsprogramm hätte?

Die Chancen auf einen besseren Job mit höherem Gehalt wären um ein Vielfaches höher. Er könnte sich aus der Armut befreien und besser für seine eigenen Kinder sorgen.

Die Investition in Bildung lohnt sich langfristig.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

UnescoArmut